Naadam-Fest500 Menschen feiern mongolisches Volksfest in Leichlingen

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Der 2013 gegründete Verein „Deutsch-Mongolisches Tor in NRW“ hatte nach Leichlingen eingeladen.

Traditionelle Volkstänze gehörten auch zum Fest in Leichlingen.

Der 2013 gegründete Verein „Deutsch-Mongolisches Tor in NRW“ hatte geladen.

Eben noch in Leichlingen – nun bereits in der Mongolei. So kam es den Gästen vor, die am Samstag das Gelände des Naturfreundehauses betraten, vor. Kreisförmig angeordnet standen Zelte und Paravents rund um die Wiesenfläche. Überall tummelten sich Menschen. Manche von ihnen trugen bunte Kleidung, die ungewöhnlich aussah. Auch die Kopfbedeckung (Kalpak), die so mancher Mann trug, ist in so in den wenigsten zu finden.

Der 2013 gegründete Verein „Deutsch-Mongolisches Tor in NRW“ hatte zum Naadam-Fest geladen. Es findet seit 2014 jährlich auf dem Gelände der Naturfreunde statt. Lediglich zu Coronazeiten wurde die Tradition unterbrochen. Normalerweise auf den näheren Umkreis ausgelegt, wurde es in diesem Jahr als bundesweites Fest beworben und von der mongolischen Botschaft in Berlin als Mitveranstalter unterstützt. Aus diesem Anlass war sogar der mongolische Botschafter Dr. Birvaa Mandakhbileg persönlich angereist.

Menschen trinken vergorene Stutenmilch.

Airag, die vergorene Stutenmilch schmeckt leicht säuerlich und anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, ist aber nach kurzer Zeit besonders bei hohen Temperaturen sehr angenehm.

Die etwa 500 Besucher kamen nicht nur aus den umliegenden Städten wie Köln, Düsseldorf oder Bonn, sondern aus ganz Deutschland. Zusätzlich nahmen Gäste aus Holland, Tschechien und Belgien den weiten Weg auf sich, um an den Feierlichkeiten teilnehmen zu können.

Der Verein will die mongolischen Kultur für die hier geborenen Kinder fördern. „Wir möchten, dass unsere Kinder ihre Kultur kennenlernen und für sie erhalten“, erklärte eine Besucherin, die von Anfang an Mitglied im Verein ist. Der Verein unterhält sogar eine eigene Schule, in der die Kinder die mongolische Sprache, Schrift und Kultur erlernen. Aus dieser Schule stammte auch eine aufwendig gestaltete Jurte, die neben dem Technikzelt stand. Das Innere war mit Teppichen ausgestattet sowie mit einem kleinen Tisch in der Mitte.

Leichlingen: Kultureller Austausch ist ein Anliegen des Vereins

Auch der Austausch mit der deutschen Kultur ist den Vereinsmitgliedern ein Anliegen. Der Verein hat Mitglieder beider Nationen, die das Vereinsleben und auch das Sommerfest miteinander gestalten. In Zelten gab es verschiedene Dinge im Angebot. Reich verzierte Kleidung, die aus bunten Stoffen gefertigt wurde, fielen ebenso ins Auge wie mongolische Stiefel oder der traditionelle Hut, den nur die Männer tragen.

Mongolische Kinderbücher, handgefertigte Bilder, aber auch mongolische Kaschmir- und Wollprodukte sowie handgemachte Seife waren zu finden. Andere Stände boten traditionelles Essen an, zum Beispiel Lammfleisch gekocht in der Milchflasche, Khuushuur (frittierte, mit Hackfleisch gefüllte Teigtaschen) oder Airag, die vergorene Stutenmilch. Sie schmeckt leicht säuerlich und etwas gewöhnungsbedürftig, ist aber nach kurzer Zeit besonders bei hohen Temperaturen sehr angenehm. Der Geschmack erinnert an Kefir. Daneben gab es aber auch Kuchen, Muffins sowie Bier, Softdrinks oder Kaffee.

Der 2013 gegründete Verein „Deutsch-Mongolisches Tor in NRW“ hatte nach Leichlingen eingeladen.

Die Schule des mongolisch-deutschen Vereins, die den Namen „Soyol“ (Kultur) trägt, wurde als eine der drei besten mongolischen Schulen der Welt gewählt. Die Auszeichnungen überreichte der Botschafter persönlich.

Die Menschen saßen in einem Halbkreis vor den Ständen um die Wiese. Eine Jurte, ein Zelt, in dem die Technik untergebracht war, die Bühne, ein Vereinszelt und ein weiterer Verkaufsstand schlossen den Kreis auf der gegenüberliegenden Seite, sodass die freie Wiesenfläche im Zentrum lag. Hier fanden in regelmäßigen Abständen die berühmten Ringkämpfe der Mongolen statt. Der Kämpfer trägt dabei eine besondere Jacke mit langen Armen, aber offener Brust.

Oft gehören auch die traditionellen Stiefel (Gutul) zur Ringerbekleidung. Die Tradition des Ringens wird bereits seit Jahrhunderten praktiziert. Zwischen den sportlichen Darbietungen gab es eine Ehrung für Mütter, die mehrere Kinder geboren haben, und für die Leitung der Schule des mongolisch-deutschen Vereins, die den Namen „Soyol“ (Kultur) trägt. Sie wurde als eine der drei besten mongolischen Schulen der Welt gewählt. Die Auszeichnungen überreichte der Botschafter persönlich.

Die beiden Ringer tragen die traditionellen Stiefel, die Gutul.

Die beiden Ringer tragen die traditionellen Stiefel, die Gutul.

Tänzer führten Volkstänze in traditioneller Kleidung auf, wer wollte, konnte Bogen schießen. Zuschauerinnen und Zuschauer konnten junge Reiterinnen und Reiter beim Pferderennen mit Steckenpferden anfeuern. Auch interessant: „Knochenschnipsen“. Dieses Spiel ist das einzige Mannschaftsspiel der Mongolen. Als Nomaden leben sie sehr dezentral, daher kam es nie zur Ausbildung von Mannschaftssport. Das Spiel besteht aus zwei Mannschaften mit sechs bis acht Personen. Ziel ist es, mit einer kleinen Armbrust, Knochenstücke wegzuschießen. Die Idee zum „Knochenschnipsen“ kam daher, dass im Winter das Bogenschießen schwierig war. Die Mongolen brauchten also ein Spiel, das sie auch in Jurten spielen konnten.

Im Schutz der Bäume war eine Garküche aufgebaut, die von Bierzeltgarnituren umgeben waren. Hier hatten sich ebenfalls Menschen niedergelassen, boten die Bäume doch ein wenig Kühlung vor der heißen Sonne. In der Garküche wurde Lamm auf traditionelle Art zubereitet. Die Feuerstelle besteht aus einer runden Einfassung. Das ist der Platz für die große Milchkanne. Um ihren Boden herum wird Holz verteilt, das angezündet wird. In die Kanne wird zunächst ein Liter Wasser gegeben. Dann folgen in mehreren Schichten abwechselnd gewürztes Fleisch und Steine. Die letzte Schicht bilden Kartoffeln und Möhren. Die Steine erhitzen und das Lamm gart durch. Das dauert etwa 45 Minuten.

Battsengel Tseyen-Oidov, Mitglied des Vereinsvorstands, war zufrieden. „Es läuft alles gut“, sagt sie. „Die eine oder andere Kleinigkeit muss behoben werden, aber das gehört dazu.“ Feierte der Verein in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen, steht im nächsten Jahr ein weiterer Grund zum Feiern für die Mongolen an: Die Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen der Mongolei und der BRD jährt sich dann zum 50. Mal.

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