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90 Jahre Leichlinger Imkerverein„Die Bienen merken es, wenn jemand hektisch wird“

Lesezeit 4 Minuten
Thomas Bihlmann zeigt die Waben, die seine Bienen bereits gebaut haben.

Thomas Bihlmann zeigt die Waben, die seine Bienen bereits gebaut haben.

Der Leichlinger Imkerverein wird 90. Vorsitzender Thomas Bihlmann gibt Einblick in sein Hobby und erklärt, was der Verein noch plant.

Es summt und brummt und schwirrt einem um den Kopf, aber Thomas Bihlmann lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Geduldig öffnet der 54-Jährige den Deckel seiner Bienenkiste und schaut hinein: Mindestens einmal in der Woche kontrolliert er seine knapp 30 Bienenvölker. Seit knapp einem Jahr ist er der erste Vorsitzende des Imkervereins in Leichlingen, 90 Jahre alt wird der Verein dieses Jahr. Und erneuert sich. Es wurde ein neuer Vorstand gewählt, „wir wollen ein bisschen innovativer werden“, gibt Bihlmann Einblick in die Pläne.

Zum Imkern gekommen ist der 54-Jährige durch einen seiner Söhne, der das unbedingt ausprobieren wollte. Zusammen haben sie einen Imkerlehrgang in Bechen gemacht. Bihlmann ist beim Hobby geblieben, seine zwei Söhne helfen ihm auch noch regelmäßig beim Ernten und Abfüllen. Seine 30 Bienenvölker bringen knapp 800 bis 1000 Kilogramm Honig auf die Waage – den verkauft er in Hofläden und an Hofautomaten. Leben kann man davon nicht, „da bräuchte man schon 150 Völker“, schätzt er. Aber Thomas Bihlmann hat ja auch noch einen Hauptberuf: Er bildet Lehrer am Studienseminar in Leverkusen aus. Gebürtig kommt er aus der Nähe zu Freiburg, durch seinen Job kam er ins Rheinland, erst nach Leverkusen und dann nach Leichlingen.

10.000 bis 20.000 Bienen leben in einem Volk.

10.000 bis 20.000 Bienen leben in einem Volk.

Seine Bienen sammeln fleißig den Nektar, aktuell erntet er den Frühtrachthonig. Apfelbäume, Kirschen, Löwenzahn und Raps tragen zum Gelingen des ersten Honigs im Jahr bei. Später kämen dann Akazie, Robinie und Linde, im Sommer dann beispielsweise Brombeeren. Den Sommerhonig mag er am liebsten, verrät der Imker, „er ist würziger“.

Neue Königin mit neuem Volk

10.000 bis 20.000 Bienen leben pro Volk zusammen, wird der Platz im Frühling zu eng, wird eine neue Königin herangezüchtet, die sich dann mit einem Teil des Volks abspaltet und sich eine neue Bleibe sucht. Ungefähr fünf solcher „Ableger“ lässt Thomas Bihlmann zu und verkauft sie – zum Beispiel an Neulinge, die sich mit ihren ersten eigenen Völkern am Honigmachen versuchen möchten.

Am Friedhof Kellerhansberg ist es schattig und ruhig. In seiner näheren Umgebung sind die Völker zu Hause, doch Thomas Bihlmann stellt die Bienenkörbe auch schon mal bei Bauern beispielsweise neben ihren Rapsfeldern ab. Gegen eine „kleine Pacht in Form von einer Kiste Honig“ hätten viele Landwirte nichts dagegen, schmunzelt er. Wenn der Lehrer zu seinen Bienen geht, zieht er immer Schutzkleidung an: „Es tut immer noch weh“, wenn er gestochen wird, lacht er. 

Thomas Bihlmann, 1. Vorsitzender des Leichlinger Imkervereins.

Thomas Bihlmann, 1. Vorsitzender des Leichlinger Imkervereins.

Aktuell kämpfen viele Imker mit der Varroamilbe, die zu Fehlbildungen der Brut führen kann. Auch die asiatische Hornisse bereitet den Vereinen Sorgen. Hitzewellen oder Starkregen sind hingegen grundsätzlich eher kein großes Problem – außer natürlich, ein Bienenstock wird weggespült, wie Bihlmann es 2021 beim Hochwasser erleben musste. Wenn es im Frühling schlagartig warm wird und „alles explodiert“ – wie dieses Jahr – sei es auch nicht optimal, da die Bienen mit dem Schlüpfen nicht hinterherkämen. Wärme an sich sei gut – solange es keinen Kälteeinbruch gibt. Der fiel dieses Jahr aus. Gut für die Bienen.

Der Verein mit aktuell 54 Mitgliedern hat sich Einiges vorgenommen im Jubiläumsjahr. Einmal im Monat gibt es ein Vereinstreffen bei einem Imker an seinen Bienenkörben, man schaut sich das gemeinsam an, „es gibt ein offenes Gespräch und Austausch zwischen jüngeren und älteren Imkern“, danach wird oft noch gegrillt. Auf dem Obstweg in Leichlingen möchte der Verein auch einen Schaubienenstand aufstellen, die CDU habe das angeregt, erzählt der 54-Jährige. Man spreche noch mit der Stadt. Vielleicht könne man den Stand an Wochenenden auch besetzen und Fragen beantworten. Der Verein plant auch eine neue Homepage und natürlich soll es im Jubiläumsjahr auch einen großen Ausflug geben.

Thomas Bihlmann genießt sein Hobby: „Die Bienen merken es, wenn jemand hektisch wird.“ Also heißt es: Nach Feierabend entspannt nach den Schützlingen schauen.


Jeder darf imkern

Ein Bienenvolk kostet um die 50 bis 80 Euro, dazu kommt Ausrüstung wie Kisten unterschiedlichster Formate, Schutzkleidung und Werkzeug. Der Leichlinger Imkerverein stellt Neulingen Paten zur Verfügung, die die Interessenten begleiten. Dazu einen Lehrgang zu machen, hält Thomas Bihlmann für sinnvoll, dort lerne man, was man durch das Bienenjahr – von Frühling bis Herbst – alles machen muss. Wer sich Bienenvölker gekauft hat, muss sie bei der Tierseuchenkasse und im zuständigen Veterinäramt anmelden. (aga)www.imkerverein-leichlingen.de