Ein Jahr gesperrtBauarbeiten im Leichlinger Stadtpark beginnen nach dem Stadtfest

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Stadtpark mit Blüte

Das rosa Blütenmeer charakterisiert die Blütenstadt, künftig soll es bunter und vielfältiger werden.

Leichlingen – Der Beginn der Pressekonferenz im Leichlinger Rathaus verschiebt sich um ein paar Minuten. Das will der an einen Beamer angeschlossene Laptop für ein Update nutzen. „Der Neustart steht kurz bevor“, erscheint auf der Leinwand. Gerade noch rechtzeitig unterbricht Tycho Kopperschmidt den Vorgang. Dabei passt die Meldung doch irgendwie zu dem, was die Stadtverwaltung präsentieren will: Den Neustart der Innenstadtgestaltung, der nach vielen Jahren der Vorplanung nun kurz bevorsteht.

Ein Park bleibt immer offen

Direkt nach dem Stadtfest-Wochenende wird der Park abgesperrt und die Bagger rollen an. Der neue Stadtpark ist zunächst nicht betroffen, der Stadtrat hat sich dafür entschieden, immer einen der beiden Parks für die Bevölkerung offen zu halten, auch wenn sich dadurch die Gesamtbauzeit etwas in die Länge zieht.

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Bereits seit 2016 ist Andreas Pöppel mit den Vorplanungen beschäftigt. „Da ging das gerade los, dass man in der Bevölkerung und der Politik begriffen hat, dass es einen Klimawandel gibt“, sagt der Leiter des städtischen Bauhofs und des Bereichs Grünflächen.

Er selbst hat sich tief in die Thematik der „Schwammstadt“ und der klimaresistenten Bepflanzung eingearbeitet, all das ist in die Planung der Stadtparkneugestaltung eingeflossen: Bereits im Oktober beginnt der Erdaushub, um eine 65 Kubikmeter große Zisterne unter der Rasenfläche zu versenken. Sie soll Regenwasser aus den umliegenden versiegelten Flächen aufsammeln. „Damit entlasten wir zum einen unser Kanalsystem bei starkem Regen und zum anderen behalten wir das Wasser in der Stadt“, erklärt Pöppel.

Das kann dann genutzt werden, um die Pflanzen im Park zu Wässern und Bewässerungsfahrzeuge zu betanken. Ist die Zisterne voll, wird das überschüssige Wasser in eine Versickerungsanlage geleitet und so dem Boden und Grundwasser zugeführt.

Stadtpark Planung

Die Arbeiten beginnen im alten Stadtpark (links) danach ist der neue Stadtpark dran.

Nachdem der Stadtrat die Planung im März freigegeben hatte, wurden die Arbeiten ausgeschrieben, nun sind die Aufträge für die Landschaftsgestaltung im Wert von rund zwei Millionen Euro vergeben. Knapp 1,5 Millionen Euro bekommt die Stadt als Förderung im Rahmen des Integrierten Handlungskonzeptes (InHK) finanziert. Weitere 480.000 Euro sind für die wasserwirtschaftlichen Baumaßnahmen rund um die Zisterne und das Wasserleitsystem eingeplant, erklärt Kopperschmidt, Leiter der mit der Umsetzung beauftragten Technischen Betriebe.

Kostensteigerungen seien natürlich immer möglich, vor allem durch Baugrundrisiken, insgesamt ist er aber optimistisch, im Kostenrahmen zu bleiben. „Zum einen haben wir vereinbarte Festpreise, zum anderen hört man aus dem Baugewerbe auch, dass durch die steigenden Zinsen langsam die Nachfrage einbricht, dadurch wird die Kostenexplosion gebremst.“

Keine zu frühen Veranstaltungen

Laut der Planung soll der alte Stadtpark im Herbst 2023 fertig sein, danach beginnen die Arbeiten im neuen Stadtpark, die bis in den Frühsommer 2024 gehen werden. Was künftige Veranstaltungen angeht, plant Bürgermeister Frank Steffes noch vorsichtig: „Klar ist: Wir werden uns den neuen Rasen nicht durch zu frühe Veranstaltungen wieder ruinieren lassen.“

Wohnzimmer der Stadt

Mit Begeisterung spricht Pöppel von der neuen Bepflanzung, die das „Wohnzimmer der Stadt“ bekommen soll. Auch wenn er weiß, dass nicht jeder Leichlinger seine Begeisterung direkt teilen wird. „Die Menschen sind es gewohnt, dass im Frühling alles rosa ist“, sagt der Pflanzenexperte. Das sei vor allem auf die Nelkenkirschen zurückzuführen. Aber eben jene seien nach 50 bis 60 Jahren schwer in Mitleidenschaft gezogen, viele seien an Pilzen erkrankt und nicht mehr standsicher. Insgesamt 29 Bäume werden im Zuge der Umgestaltung im alten Stadtpark gefällt, darunter auch viele der alten Kirschen. Das ist besonders in der Blütenstadt immer ein heikles Thema, auch wenn dafür 43 Neupflanzungen in Aussicht gestellt werden.

Proteste durch Baumschützer

Immer wieder hat es in der Vergangenheit bei anstehenden Fällungen massive Proteste durch Baumschützer gegeben. „Aber wir stehen mit Future for Leichlingen in einem guten Dialog“, sagt Pöppel. „Wir werden sicher nie einer Meinung sein, aber wir kommen doch immer zu einem guten Ergebnis.“ Und er hofft, dass das nach den vielen Jahren der Vorbereitung auch im Falle der anstehenden Arbeiten im alten Stadtpark der Fall sein wird.

Die Blütenstadt wird also in künftigen Frühlingen kein überbordendes rosa Blütenmeer mehr haben. Dafür aber eine vielfältigere Pflanzenpracht, die sich über einen viel längeren Zeitraum im Jahr erstreckt, als das kurze Inferno im Frühling, verspricht Pöppel. Die neuen, klimaresistenteren Bäume wie etwa die Blumenesche werden mehrheitlich weiß blühen, dafür gibt es überall große Staudenbeete auch mit rosa Farbakzenten, eines nennt sich gar „Pink Paradies“. Dazu kommen Rosen und Lavendel, Hopfenbuchen, Immergrünes und rund 100.000 Blumenzwiebeln für Frühblüher.

Verlust der Kirschen schmerzt

Auch er sei traurig, sich von den Nelkenkirschen verabschieden zu müssen, sagt Pöppel. Aber jene, die alt und krank sind, müssten nun einmal weg. Und eine Neupflanzung hätte in den aktuellen – und künftig erwarteten – Klimagegebenheiten wenig Sinn. Und auch für seine Abteilung sei die ambitionierte Neupflanzung eine große Aufgabe. „Die Pflege der Staudenbeete braucht natürlich deutlich mehr Sachverstand und Zeit, als einen Rasen zu mähen“, gibt Pöppel zu bedenken. Da werde er auf Dauer mit seinen fünf Gärtnern, die für sämtliches Grün in der Stadt verantwortlich sind, nicht hinkommen. Aber für eine blühende, klimaresistente Blütenstadt nimmt er den Aufwand gerne in Kauf.

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