LeichlingenDer traurige Abschied des Eine-Welt-Ladens

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Die Frauen des Eine-Welt-Ladens haben die letzten Waren verkauft, nun ist Schluss.

Die Frauen des Eine-Welt-Ladens haben die letzten Waren verkauft, nun ist Schluss.

Leichlingen –  Eine Institution hat sich still und leise verabschiedet: Nach mehr als 30 Jahren Einsatz, Tausenden von Verkaufsständen und wohl mehr als 40 000 Euro, die in der langen Zeit an Spendenerlösen für soziale Zwecke erwirtschaftet wurden, hat der Eine-Welt-Laden der evangelischen Kirchengemeinde Leichlingen seinen Betrieb eingestellt.

Jahrzehntelang präsent

Am Dienstagabend werden die Frauen im Foyer des Gemeindezentrums an der Marktstraße künftig fehlen. Jede Woche haben sie hier von 18 bis 20 Uhr ihren Verkaufsstand aufgebaut. Und nicht nur hier. Auch bei den Konzerten des Orgelsommers, beim Obstmarkt und auf dem Bratapfelfest, bei Gemeindefesten und mit einem mobilen Stand am Rande des Wochenmarktes am Brückerfeld waren sie jahrzehntelang präsent.

Jetzt hat sich das komplett weibliche Team des Eine-Welt-Ladens schweren Herzens entschlossen, aufzuhören. Der Ausverkauf ist beendet. „Viele verschiedene Gründe haben uns zu dieser für uns alle traurigen Entscheidung bewogen“, haben die zuletzt zwölf engagierten Frauen zum Abschied im Gemeindebrief „Die Pforte“ geschrieben.

Ihnen fehlt der jüngere Nachwuchs an aktiven Helfern. Zudem hat ihnen das verschärfte Sonntagsverkaufsverbot, das auch gemeinnützige Aktivitäten trifft, das Leben schwer gemacht. Vor allem aber haben sie ihr Alleinstellungsmerkmal verloren: Fair gehandelte Produkte – und nur solche hatte der Eine-Welt-Laden immer im Angebot – gibt es mittlerweile in jedem Supermarkt. Und das ist prinzipiell ja auch ganz im Sinne des Projekts, das aus Solidarität mit Produzenten, Bauern, Kooperativen und Partnern in ärmeren Ländern entstanden ist. Die Evangelische Jugend hat es auch in Leichlingen einst angestoßen. Hannelore Berger war die erste Leiterin des Ladens.

Kaffee, Tee und Schokolade waren stets die Renner im Sortiment. Es gab aber auch Honig, Lederwaren, Schmuck, Karten, Textilien, Kunsthandwerk, Holz- und Dekorationsartikel – „alles fair gehandelt“, betont Doris Katthagen-Drescher, die mit Birgit Hupperich-Ahle und Hanni Hoster bis zuletzt dabei war. Bezogen wurden die Waren nicht nur von der Gepa, auch auf Fair-Trade-Messen waren die Frauen unterwegs, um nach schönen Dingen Ausschau zu halten.

Viele Projekte gefördert

Mit dem Erlös (allein 2018 wurde ein Überschuss von fast 2800 Euro erzielt) wurden mannigfache Projekte gefördert: Frauenhaus, Hospiz und Gemeindejugend wurden ebenso unterstützt wie Landwirtschaftsinitiativen in Lateinamerika, das Friedensdorf Oberhausen, Afrika-Hilfsdienste und die Leichlinger Mebus-Körmann-Stiftung. Der Eine-Welt-Laden hat sogar einmal fünf Milchkühe in Tansania gekauft und begleitete dort ein Patenkind von der Schulzeit bis zur Berufsausbildung.

Jedes Mal alle Artikel aus dem Lager zu holen, aufzubauen und wieder einzupacken, war für die fliegenden Händlerinnen viel Arbeit. Aber: „Es hat unheimlich viel Spaß gemacht“, bilanziert Doris Katthagen-Drescher.

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