Leichlingen nach der FlutSo geht es mit der Sanierung der Geschäfte voran

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Silke Hermanns und Andreas Neumann haben ihren Unverpackt-Laden seit ein paar Tagen wieder eröffnet.

Leichlingen – Nach und nach öffnen die Geschäfte der Innenstadt wieder, die im Juli überflutet worden waren. Garten- und Marktstraße hat es besonders schwer getroffen, auch in der unteren Brückenstraße stehen Läden leer und im Brückerfeld sind einige als Lager genutzte Keller noch nicht saniert. Doch mit dem Frühling kehren einige Einkaufsmöglichkeiten für die Leichlingerinnen und Leichlinger zurück.

Die Arkaden der Marktstraße strahlen schon ein wenig Normalität aus. Daniela Kairis führt dort den kleinen Laden ihrer Eltern weiter, Harthauer Exclusiv, und hat schon seit dem ersten Advent wieder geöffnet, um das Weihnachtsgeschäft nicht zu verpassen. In der Ladenzeile an der Wupper, der bereits vor drei Jahren das Unwetter schwer zugesetzt hatte, stand im Juli das Wasser 1,60 Meter hoch. Von ihren Taschen, dem bunten Geschirr und Dekoartikeln konnte Daniela Kairis nur die Ware des obersten Regalbretts retten. „Wir brauchen ein Umdenken im Allgemeinen“, richtet sich die Geschäftsfrau an die Leichlinger und Leichlingerinnen, denn schon die Corona-Zeit sei schwierig gewesen und gegen Onlinehandel könne ihr Laden kaum ankommen.

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Die Arkaden in der Marktstraße

Fleischkultur und Beiwerk öffnete zu ähnlicher Zeit wieder, aber statt in dem ebenfalls zum zweiten Mal betroffenen Café am Stadtpark nun in der Brückenstraße 20a. Nebenan versucht sich Hüseyin Midik als frisch gebackener Geschäftsinhaber mit dem wiedereröffneten Kiosk. Der ehemalige Hausmeister des DRKs in Leverkusen nutze die Gelegenheit, dass seine Vorgänger sich nach der Flut zur Ruhe setzen wollten, und machte sich selbstständig. Und seit dem 25. Februar hat auch der Unverpacktladen von Andreas Neumann und Silke Hermanns wieder geöffnet.

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Susanne Hartauer und Daniela Kairis die in ihrem Ladenlokal zeigen, bis wohin das Wasser stand.

In die Arkaden zurückgezogen ist mit Beginn des Jahres auch Schneidermeister Orhan Ilhan, der ein halbes Jahr Räume auf der anderen Seite für seine Reinigung genutzt hatte. Über E-Mail und Telefon hatte er seine Kundschaft informiert und halten können. Kreativ die Zeit überbrückt hat auch die Filiale von Optiker Bode, die aus einem Container, vor dem Laden die Bürgerschaft mit Brillen versorgt hat. Das Geschäft ist als einziges auf seiner Seite der Gartenstraße wieder auf, die offizielle Neueröffnung ist Anfang März.

In neue Räume umgezogen

Auf der anderen Seite ist Stephanie Stein mit ihrem Rahmenladen „Art Deco“ in neue Räumlichkeiten umgezogen. Der Friseursalon Creazioni wird am 15. März wieder im Pavillon der Brückenstraße öffnen, bis dahin arbeitet das Team von Maria Akkad in den Räumen von Friseur Paul Jennessen in der Gartenstraße 16, der in den Ruhestand gegangen ist und den Salon seinen Kolleginnen so lange zur Verfügung stellt.

Das Sanitätshaus Köppchen in den Arkaden baut sich bei laufendem Betrieb wieder auf. Mitarbeitende sind mobil unterwegs und was an den Regalen in einer Hälfte des Ladens hängt, kann gekauft werden. An der anderen Ladenseite wird noch gearbeitet. Ähnlich sieht es bei Euronics Fiebrandt in der Brückenstraße aus. Auch das Geschäft ist geteilt, hier allerdings langfristig. Rechts werden weiterhin Elektrogeräte verkauft, der linke Teil soll vermietet werden.

Holzböden mussten raus

Schon vor der Flut wollten Christine und Lothar Gooßens die Ratsstube verkaufen. Dann kam es anders und das Fachwerkhaus mit Denkmalschutz in der Marktstraße 31 ist „sehr sehr kaputt gegangen“, berichtet die nun ehemalige Inhaberin. 1,30 Meter hoch stand das Wasser und die alten Holzböden, -türen und Wände mussten raus. Das Haus ist mittlerweile für einen viel niedrigeren Preis verkauft und die neue Besitzerin renoviert selbst. Was aus dem Haus wird, ist noch nicht bekannt.

Dem Café am Stadtpark steht ein dunkleres Schicksal bevor. Nachfolger scheint es noch keine zugeben, von einem möglichen Abriss des Gebäudes ist bereits die Rede. Auch unklar ist, wie es mit der Therapieburg Am Büscherhof weitergeht. Die Filiale in den Bremsen hat weiterhin geöffnet. Inhaber Lars Burgwinkel trifft noch keine Aussagen, da er zurzeit mit dem dortigen Vermieter, dem Bäderbetrieb, „nur über Anwälte“ kommuniziere. Die Verhandlungen würden sich hinziehen. Derweil kursieren Gerüchte, eine neue Zweigstelle könnte in den Räumen der Spielhalle in der Gartenstraße einziehen. Solange die Zukunft des Standorts im Blütenbad nicht geklärt sei, könne Burgwinkel jedoch nichts zu weiteren Plänen sagen. Der Feinkostladen Wipperaue wird nicht wieder öffnen, da die Inhaber auch mit ihrem Haupthaus an der Wupper abgesoffen sind.

Gute Nachrichten kündigt indes Ina Vogel an, die gemeinsam mit ihrem Vater Frank Wolf die Fleischkultur führt – und mit ihrer Mutter Shoe & Art, Fashion & Art. Das Schuh-, Mode- und Kunstgeschäft soll in diesem Frühjahr wieder öffnen, allerdings in der Marktstraße 1. Dort hatte die Familie Wolf vor 23 Jahren begonnen, und da die bis zuletzt hier ansässige Goldschmiede vorläufig keinen Laden mehr unterhalten wird, verkleinern sich die Frauen mit neuem Konzept inklusive Nachhaltigkeitsecke jetzt bewusst. Wie es mit ihrem ursprünglichen Ladenlokal am anderen Ende der Arkaden weiter geht, ist noch offen.

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Gegenüber arbeitet Rossana Napoli an ihrer Cafébar, die mit neuem Logo und Interieur zurückkehren wird. Noch immer unheimlich leer ist hingegen die Gartenstraße. Das Reisebüro Hebbel und Lederwaren Heinrichs wollen aber wieder kommen. Ihre Läden gleichen zurzeit noch Rohbauten. Die Hoffnung der Gartenstraße liegt derweil auf Stergios Kuspatras und seinem Sohn. Gemeinsam erweitern sie ihre Reinigung und Schneiderei (schon seit November wieder auf) um „Nostimo“, ein original griechischer Grill mit Café in der Gartenstraße 1a.

In Langenfeld haben sie schon einmal ein Restaurant geführt. Mitarbeiterin Nazlou Toka hat die Flutnacht miterlebt, denn sie wohnt in der Wohnung über der Reinigung. Bis zur fünften Stufe stand das Wasser an der Treppe in ihrem Haus. Die Schneiderin musste zusehen, wie die Wasch- und Nähmaschinen untergingen und konnte nicht einmal ihren Chef informieren, weil das Telefon nicht mehr funktioniert hatte. Eine Waschmaschine ist das einzige Geräte, das überlebt hatte, aber nun auch ausgetauscht wird. „Für die Leichlinger Geschäftsleute ist das Wichtigste, dass die Stadt wieder Leben kriegt und die Kunden wertschätzen, wie wahnsinnig hier gekämpft worden ist, das wieder aufzubauen, was wir über Jahrzehnte erschaffen haben“, richtet sich Geschäftsfrau Ina Vogel an die Bürgerschaft.

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