Bürgermeister Frank Steffes möchte Rückendeckung des Rats für seine Stadtverwaltung.
Livelingen, Kölsche WiesnPolitiker debattieren über die vielen Veranstaltungen in Leichlingen

Livelingen Mitte August diesen Jahres: Leichlingen tanzte ausgelassen mit – aber die Konzertreihe bringt Lärm in die Innenstadt.
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Die vielen Veranstaltungen in Leichlingen lösen nicht nur Freude aus. Anwohner des alten Stadtparks zum Beispiel beklagen sich über zu viel Lärm bei Veranstaltungen wie der Konzertreihe Livelingen. Bisher sehe sich vor allem die Stadtverwaltung in der Kritik. Das sagte Bürgermeister Frank Steffes am Donnerstagabend im Stadtrat. Den wolle er mit ins Boot holen. „Wir möchten politische Rückendeckung haben.“
In einer Übersicht hatte die Verwaltung die wesentlichen Veranstaltungen aufgeführt, bis auf den Obstmarkt. Hervorgehoben waren die Kriterien „Beanspruchung der Rasenfläche“ und „Lärmimission“. Schließlich sind das die beiden Knackpunkte.
Die Konzertreihe Livelingen ist strittig
Während die CDU-Fraktion keine Probleme mit dem vorgelegten Veranstaltungskonzept hat, wie ihr Fraktionsvorsitzender Helmuth Wagner sagte, gab es anderswo durchaus Änderungsvorschläge. Wolfgang Müller-Breuer von den Grünen sieht die Konzertreihe Livelingen nicht unbedingt im alten Stadtpark. Sondern eher im Brücker Feld oder in der Balker Aue. Auch die für den Oktober 2026 vom sehr rührigen Veranstalter Grammo Events anvisierte Kölsche Wiesn sieht Müller-Breuer nicht im Stadtpark, sondern in der Balker Aue. Die rheinische Variante des Münchner Oktoberfests soll in einem großen Festzelt gefeiert werden. Das wird absehbar dem Rasen nicht gut tun, und laut wird es auch.

Szene vom vorigen Bratapfelfest, das aus Sicht von Matthias Ebecke besser geschützt werden muss: Azubi Muris und die Gastronomen Sebastian Lemmer und Dominic Gerberding zeigen, wie die Äpfel gefüllt werden
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Grammo Events wolle ein Zelt benutzen, in dem zuvor der Obstmarkt lief, berichtete Bürgermeister Steffes. „Nur dann rechnet sich das“, habe er vom Veranstalter gehört. Das bedeute: Ausweichmöglichkeiten gibt es nicht, jedenfalls nicht aus Sicht des Organisators.
Karneval ist sehr willkommen
Unstrittig ist es im Stadtrat, dass es zu Karneval ein oder sogar zwei Festzelte geben soll. Den Rasen in der Balker Aue tangiert das nicht, dass es laut wird, liegt in der Natur der Sache. Ob es gut ist, zwei Wochen nach dem traditionellen Bratapfelfest, das der Wirtschaftsförderungsverein seit langem ausrichtet, einen Weihnachtsmarkt im alten Stadtpark zu veranstalten, bezweifelt Matthias Ebecke. Der ehemalige Sozialdemokrat berichtete, der Weihnachtsmarkt werde als Konkurrenzveranstaltung empfunden. Es sei Aufgabe der Verwaltung, das wesentlich ältere Bratapfelfest zu schützen.
Franz-Josef Jung von der Bürgerliste Witzhelden-Leichlingen lenkte den Blick auf eine andere Traditionsveranstaltung: den Obstmarkt. Der Vertrag mit dem Veranstalter läuft Ende des Jahres aus. Aus Jungs Sicht ist das eine Gelegenheit, über das Konzept zu sprechen: der Obstmarkt hat zuletzt viel von seinem Charakter verloren. Mit Blick auf seine Bestückung sagte er: „Wir tun uns schon schwer mit Kunsthandwerk aus den Niederlanden.“ Bürgermeister Steffes gab allerdings zu bedenken, dass es inzwischen schwierig sei, Aussteller für eine solche Veranstaltung zu finden.
Public Viewing zur WM mitten in der Nacht?
Ergibt das Sinn? Martin Steinhäuser von der Bürgerliste Witzhelden-Leichlingen hat große Zweifel: Ab dem 11. Juni 2026 will Grammo Events im Stadtpark oder auf dem Brücker Feld Public Viewings veranstalten. Je nachdem, wie sich die deutsche Fußball-Nationalmannschaft schlägt, wären das mindestens acht Veranstaltungen, die im Übrigen den Rasen stark beanspruchen und ziemlich laut werden dürften.
Mit Blick darauf, dass die Weltmeisterschaft in den USA, Kanada und Mexiko veranstaltet wird, kann sich Steinhäuser nicht vorstellen, ob ein gemeinsames Fußballgucken Sinn ergibt: Der Zeitunterschied beträgt sechs bis neun Stunden. Je nach Anpfiff-Zeit müssten sich Fußballfans tief in der Nacht oder in den frühen Morgenstunden versammeln. Bürgermeister Frank Steffes kündigte daraufhin an, mit Grammo Events noch einmal über das Public Viewing sprechen zu wollen.