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"Leichlingen Sommerjeck"Der Mann vom Prinzenclub fliegt

3 min

Bei Sonnenschein und Kölsch stimmten sich die Karnevalisten schon einmal auf die tollen Tage später im Jahr ein.

Leichlingen – Hans Hülsbeck schluckt und schließt die Augen. Der Grund: Gerade hat der Kommandant des Tanzcorps Rot-Weiß Bechen, Frank Warmers, verkündet: „Wir haben zwar keine Zugabe vorbereitet, aber wir werden Hans fliegen lassen!“ Das Publikum bei „Sommerjeck in Leichlingen“ jubelt. Und die Mitglieder des Tanzcorps schauen Hülsbeck, den Vorstandsvorsitzenden des Leichlinger Prinzenclubs, erwartungsvoll an.

Kurz zuvor haben die Mariechen ihre Beine in die Luft und die Tanzoffiziere ihre Partnerinnen hochgeworfen und wieder aufgefangen – und das alles, weil der Leichlinger Prinzenclub befreundete Karnevalsvereine aus der Umgebung auf das Gelände der Firma Ischerland eingeladen hat, um ihnen potenzielle Tanzgruppen, Büttenredner und Musiker für die kommende Session vorzustellen.

Jeder hat 20 Minuten Zeit

Jeweils 20 Minuten haben die Künstler dabei Zeit, um die anwesenden Vereinsvertreter von sich zu überzeugen. Mit etwas Glück sprechen die Literaten darunter sie noch während des Festes an, um sie für die jecken Monate zu buchen.

Hülsbeck jedenfalls beginnt jetzt damit, seine Sachen aus der Hemdtasche zu holen. Am Ende legt er noch die silberne Armbanduhr ab, bevor er sich auf den Weg zu den sechs Tanzoffizieren macht. Unter lauten Rufen aus dem Publikum heben die ihn hoch. Er liegt jetzt waagerecht auf ihren Armen. Und dann: Fliegt der Mann vom Prinzenclub mehrmals hoch in die Luft. Die Zuschauer johlen und applaudieren. Und kurze Zeit später steht Hülsbeck wieder auf der Bühne und sagt: „Das könnte die Arbeit von Physiotherapeuten überflüssig machen, denn mein Rücken tut gar nicht mehr weh.“ Es folgt der Auftritt der Kölschen Fründe.

Seit mehr als zehn Jahren lädt Hülsbeck im Sommer befreundete Karnevalsvereine und Künstler hierher ein. „Und oft werden diejenigen, die sich vorstellen, dann auch gleich zwei oder drei Mal gebucht“, sagt Tobias Unger vom Prinzenclub.

Zehn Gruppen oder Künstler stehen auf der Bühne

In diesem Jahr stehen zehn Bands, Gruppen oder Einzelkünstler auf der Bühne, deren Programm bei den Literaten der Karnevalsvereine gut anzukommen scheint. Direkt nach dem Auftritt des Tanzcorps etwa schnappt sich Hermann Pohl von der KG Alt Solingen den Tanzkommandanten, um seine Truppe zu verpflichten. „Die haben sich zwar kürzlich erst ganz neu aufgestellt und deshalb heute nur zwei Tänze gezeigt. Aber die waren so überzeugend – das hat mich begeistert“, sagt er. Axel Hawranke, der schon seit mehr als 20 Jahren Literat bei der KG Rot-Weiß Klingenstädter Solingen ist, stimmt ihm zu. Seine Strategie ist jedoch ein wenig anders: Erst schaut sich Hawranke alle Gruppen in Ruhe an. Und erst ein paar Tage hinterher kontaktiert er die Künstler dann. Er betont: „Als Literat bin ich jedes Jahr auf der Jagd nach neuen guten Künstlern.“ Zum Beispiel eben bei Veranstaltungen wie „Leichlingen Sommerjeck“.

Wobei dieses Treffen noch ein anderes Ziel hat: Laut Unger haben viele Karnevalsvereine mittlerweile Probleme, Sponsoren zu finden. Doch Karneval ist teuer. Allein die Kostüme für die Tanzmariechen kosteten an die 100 Euro. Mit „Sommerjeck“ soll sich die Lage für die Karnevalsgruppen wieder verbessern.