Polizei muss ausrückenWitzheldener feiern Erntedank im Dauerregen

Der Dauerregen konnte einem schon die Laune verderben: Spaß hatten die Witzheldener trotzdem.
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Leichlingen-Witzhelden – Schmetterlinge und Bienchen flogen am Sonntag aus, um Erntedank in Witzhelden zu feiern. Das Insektensterben war Thema vieler der 42 Gruppen, die im Festzug mitgegangen und gefahren sind. Um gemeinsam das Erntedankfest zu feiern, sammelten sich die Anwohner in ihren Garagen oder unter Pavillons in den Gärten. Karotten, Äpfel, und Schnaps (hiervon nicht zu wenig) wurden verteilt. Traditionsgemäß fehlte auch der Reisbrei-Express nicht. „Ohne Landwirt wärst du hungrig, nackt und nüchtern“, lautete der Spruch auf einem der geschmückten Wagen - Mittel gegen Hunger und Nüchternheit hatten die Zugteilnehmer ausreichend dabei und ihre Kleidung hätte kaum bunter sein können.
„Witzhelden – Dorf voll Fantasie“ war das eigentliche Motto des diesjährigen Umzugs, auch wenn die Rettung der Bienen die Vertreter der Landwirtschaft ebenfalls zu bewegen schien. Die schwarz-gelben Kostüme ergänzten also Verkleidungen als Zwerge, Feen und Waldwesen kreativ. Auch ein Travestie-Schneewittchen heimste Begeisterung bei den Zuschauern ein.
Zwischen Traktoren, die die Festwagen zogen, reihten sich einige Pferde ein: Große aber auch ein winziges Pony. Die kleine Attraktion zog nur eine Sulky-Fahrerin hinter sich her, sorgte aber für umso mehr Jubel bei den Zuschauern. Das „fantastische Gefolge der Königin“ hatte seinen Wagen zwar hinter einen modernen Trecker gespannt, aber Einhörner als Steckenpferde zierten ihn. Eine Fantasie ganz im Trend der Zeit.
So bunt die Stecken-Einhörner zwar waren, stellten sie dennoch den vorausfahrenden Erntewagen nicht in den Schatten. Mais, Äpfel, Birnen und zahlreiche weitere Obst- und Gemüsesorte, die in Witzhelden Bauern von ihren Feldern eingefahren haben, zierten den Wagen. In der Mitte thronte die diesjährige Erntekönigin Nicole Wiendl.
Die Mutter von zwei Kindern ist den Witzheldenern von ihrer Arbeit im Edeka-Markt bekannt, engagiert sich aber auch seit drei Jahren beim Verkehrs- und Verschönerungsverein, der sie im März zur Königin gewählt hatte. Im Anschluss an den Umzug verkaufte sie das Obst und Gemüse des Erntewagens weiter, sodass die Dekoration weiterverarbeitet wird.
Teilnehmer aus Österreich
Das 72. Erntedank- und Heimatfest war dieses Jahr von internationalen Teilnehmern geprägt. So reiste aus dem angrenzenden Österreich der Alleinunterhalter Hansi an, der Sonntagvormittag die Besucher des Marktplatzes trotz Regen in Stimmung brachte. Der Ochse vom Spieß am Stand neben der Bühne trug ebenfalls seinen Teil dazu bei. Auch die Blaskapelle De Koudumer Hofkesjongers ist aus den Niederlanden angereist.
Zum dritten Mal verbringen sie das Erntedankfest im Höhendorf und sorgten schon am Samstagabend, als eigentlich 2nd Hand auf der Bühne spielte für spontane musikalische Beiträge zwischendurch.
Bei den auffällig vielen jungen Teilnehmern, die in der Begeisterung für die Dorfgemeinschaft den älteren Generationen nicht nachzustehen scheinen, sind die Musiker wegen ihrer fröhlichen Spontanität beliebt. Die engagierte Landjugend Leichlingen ist schließlich auch stets Teil des Festes.
Überhaupt begleitete Wochenende wieder viel Musik, etwa von den beiden Gesangsvereinen MGV Herscheid und dem Liederkranz Metzholz, den Dabringhausenern Musikanten und der Groove Company. „Wie erwartet: mega voll“, resümierte Zugleiter Mark Grasekamp vorläufig das Fest.
Schade war nur, dass im Rahmen des ansonsten fröhlichen und friedlichen Erntedankfestes die im Sondereinsatz befindlichen Polizeikräfte mehrere Körperverletzungsdelikte ahnden mussten. Offensichtlich hatten einige Jungerwachsene dem Alkohol zu sehr zugesprochen und sich laut Polizei „nicht mehr unter Kontrolle“. Einige „Witzbolde“ stießen Verkehrsbaken auf die Fahrbahn. Auch mussten die Polizisten Beleidigungen über sich ergehen lassen. Gegen die Personen werden nun Strafanzeigen gefertigt und Platzverweise ausgesprochen.