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NachrufLeichlinger Ehrenbürgermeister Karl Reul stirbt im Alter von fast 93 Jahren

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Karl Reul war rüstig und aktiv bis ins hohe Alter. Sein Tod kommt selbst mit 92 Jahren für viele überraschend.

Leichlingen – Sein Lachen war ansteckend, seine Nervosität belebend, sein Temperament schier unerschöpflich. Wenn Karl Reul da war, konnte er gar nicht unbemerkt bleiben. Ein Mann für die erste Reihe, einer für den großen Auftritt, der etwas darstellen konnte und sich darin gefiel.

Der andere mitreißen, für etwas begeistern konnte. Auch einer, der klare Kante zog, zwischen Freund und Feind unterschied, zu sich selbst wie zu anderen hart sein konnte. Im stolzen Alter von fast 93 Jahren ist Karl Reul gestorben, überraschend dennoch für viele, denn bis zuletzt strahlte er Lebensenergie aus.

Ständig unterwegs

Für viele wird er immer der Bürgermeister sein. Ehrenbürgermeister ist er nach seinen fast 20 Jahren im Amt des ehrenamtlichen Bürgermeisters immer noch geblieben – und mitunter hinterließ er den Eindruck, kaum weniger Termine wahrzunehmen als zu seiner Amtszeit als Repräsentant der Stadt.

In Leichlingen machte ihm keiner was vor, die 50 aktiven Jahre in der CDU aber auch keiner nach. Er hatte als Ratsherr seinen aktiven Anteil an den Aufbaujahren nach dem Krieg, an der Entwicklung Leichlingens von einem ländlichen Ort mit bäuerlicher wie textilindustrieller Prägung hin zu einem begehrten Wohnort mit Erholungswerten. Er legte eine Menge Grundsteine, durchschnitt unzählige Bänder bei Einweihungen, hielt Reden im Akkord – und hatte immer einen Witz auf den Lippen, verbreitete allerorts gute Laune.

Die CDU als Familie

Aber er war auch ein strenger Lehrer, ein kämpferischer Christdemokrat, ein eingefleischter Katholik. Mit seiner Frau Milli schaffte er locker die Diamanthochzeit und feierte mit fünf Kindern und zehn Enkeln. Auch sie teilen seine Anschauung. Sein Sohn Herbert führt die deutschen Unionsabgeordneten im Europäischen Parlament an. Seine Tochter Barbara machte ebenso in der CDU Karriere und ist heute Rechtsdezernentin in Remscheid, deren Mann Matthias Nocke wiederum ist Kulturdezernent in Wuppertal. Die Familie hielt zusammen, prägte die Stadtpolitik und darüber hinaus die im Kreis, im Land, auch im Bund.

In Reuls knapp zwei Jahrzehnten als Bürgermeister wurde das neue Zentrum der Stadt vollendet, entstanden im Zentrum anstelle einer Industriebrache der neue Marktplatz und das Neubaugebiet Brückerfeld; der Wandel Leichlingens zur Wohnstadt wurde perfekt.

In wie vielen Vereinen Karl Reul sich tummelte, wo überall im Gemeinwesen der Blütenstadt noch Strippen zog? Unüberschaubar. Kaum eine Feier ohne ihn, den beinahe Allgegenwärtigen. Er gab den diversen Städtepartnerschaften Schwung, hatte stets einen besonderen Draht zu Marly-le-Roi, engagierte sich für die Musikschule wie für die Kulturstiftung. Als Leiter der Katholischen Grundschule Kirchstraße war er ein gestrenger, aber auch geachteter Lehrer – und durfte auch Jahrzehnte später bei keinem Klassentreffen seiner Ehemaligen fehlen. Dann übertraf er seine inzwischen längst selbst ergrauten Schüler mit den Anekdoten von früher. Bis zuletzt hielt Karl Reul sich fit, stapfte festen Schrittes durch das Städtchen, hielt seinem Chor die Treue, wie seiner Familie, seiner Partei.