Ökologisch wertvolle WiesenEinsatz für Pflanzen und Insekten

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Am Rothenberg der Indikator für eine ökologisch wertvolle Wiese: Das Knabenkraut.

Am Rothenberg der Indikator für eine ökologisch wertvolle Wiese: Das Knabenkraut.

Leichlingen – Sascha Eilmus geht am Rothenberg durch die Wiese neben der Bahnlinie, die die Sandstraße kreuzt. Seinen Köcher schwingt er einige Male vor sich her. Dann betrachtet der Biologe seine Beute: Im Netz wimmelt es vor Insekten. Im Handumdrehen hat er Hunderte von ihnen eingefangen. Distelfalter, Strauchschrecke, Zikaden identifiziert er schnell. Ein großes grünes Heupferd ist auch dabei. Um Eilmus herum stehen einige Obstbäume. Und neben ihm ragt ein kleines und hübsches Wunder der Natur zwischen den Grashalmen hervor. Ein Wunder, das wenig Nährstoffe braucht, Pilze frisst – und vor allem Insekten anlockt: Die Rede ist vom gefleckten Knabenkraut, einer Orchideenart. Es ist genau jene Art, die auf den hiesigen Wiesen heimisch ist und die als Indikator genutzt werden kann, inwieweit sich eine Fläche zu einer „Insel der Biodiversität“ entwickelt hat.

Ein kleines Paradies

Im kleinen Paradies zwischen Bahnlinie und Verkehrsstraße blühen in diesem Sommer zum ersten Mal 15 davon. Ein gutes Zeichen. Denn: Schon seit fünf Jahren bemühen sich die Vertreter der Offenland-Stiftung um diese Wiese. Und jetzt zeigt sich unter anderem anhand des Knabenkrautes, dass sich der Einsatz gelohnt hat. Der promovierte Biologe Martin Denecke gründete die Stiftung, für die er gemeinsam mit seinen Kollegen Eilmus und Alexander Dernbach stetig nach Grundstücken in Leichlingen, Langenfeld, Leverkusen und Umgebung sucht.

Für Pflanzen und Insekten

Die drei Experten wollen nach und nach die Ausbreitung von Pflanzen und Insekten fördern. Wenn in regelmäßigen Abständen große Flächen als Habitat zur Verfügung stehen, können sich die Populationen der Wildbienen, Heuschrecken und Schmetterlingen erholen und neu ansiedeln.

Was das Trio beachten muss: Die Grünflächen, die sie anlegen, und die Ausgleichsflächen, die sie schaffen, dürfen nicht zu häufig gemäht und mit für Insekten wenig nützlichen Blumen bepflanzt werden. Im Gegenteil, in diesem Punkt machen es sich die Biologen gewissermaßen sogar leichter: Gemäht werden darf nur einmal im Jahr. Nur so haben die Pflanzen nämlich Zeit, nach der Blüte auch Samen zu entwickeln und sich auszubreiten. Das gelte auch für das Balker Feld als dem anderen Grundstück der Stiftung auf Leichlinger Stadtgebiet, auf dem die Flächengröße die Anzahl der Orchideen allerdings begrenze, wie Eilmus erklärt.

Auf dem Feld am Rothenberg hat sogar Bürgermeister Steffes mit nach den wilden Orchideen gesucht. Und: Neben Kooperationen mit dem Nabu, lokalen Landwirten sowie der Bahn und Straßen NRW als Besitzern der Ausgleichsflächen, sei für die Stiftungsvertreter auch die Übernahme der Instandhaltung von Flächen der Stadt denkbar.

Wichtige Grundlage für die Forschung

Ganz so einfach ist der Erhalt der Naturwiesen allerdings nicht: So muss ein Team aus sechs Ehrenamtlern und gelegentlichen Helfern eine Wiese auch mal von Hand stutzen. Darüber hinaus haben sich die Wissenschaftler dem so genannten Monitoring verschrieben: Daten, die sie und ihre Helfer erheben, werden direkt in die europaweite Datenbank des Tagfaltermonitorings eingespeist und sind eine wichtige Grundlage für die Forschung.

Wer sich für die Stiftung engagieren möchte oder sich für deren Arbeit interessiert, der kann an den kostenlosen Exkursionen teilnehmen. Als Geheimtipp gilt diesbezüglich die Glühwürmchen-Tour.

www.offenland.info

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