Rüffel für Andreas GenschelNeues Schulamt im Leichlinger Rathaus

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Musikschulleiter Andreas Genschel am Schlagzeug. Er macht sich Sorgen um die Zukunft seiner Schule.

Leichlingen – Dass er sich mit seiner öffentlichen Kritik am Umgang mit der Musikschule in der Verwaltungsspitze keine Freunde machen würde, war Andreas Genschel klar. Wie im „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Samstag berichtet, macht er sich Sorgen um die Zukunft seiner Schule und um seine Nachfolge. Er fürchtet, dass der Schulbetrieb unter einer im Rathaus geplanten Umstrukturierung leiden könnte und seine Stellvertreterin kündigt, weil die Besoldung der von ihr erhofften Amtsleiterstelle gekürzt werde. Dazu mochte er nicht schweigen.

Genschel ins Rathaus bestellt

Die Reaktion kam prompt – und sie entspräche im diplomatischen Korps der Einbestellung des Botschafters: Am Montagmorgen zitierte ihn sein Chef zum Rapport ins Rathaus und dabei soll Bürgermeister Steffes ihm deutlich gesagt haben, dass er sein Vorpreschen für unangemessen und unzulässig hält. Aber das tut dem Schulleiter nicht mehr weh. Er tritt Ende dieser Woche in den Ruhestand.

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Bürgermeister Frank Steffes plant eine Reform der Schulverwaltung im Leichlinger Rathaus.

Disziplinarische Strafen wegen des Verstoßes gegen Verschwiegenheitspflichten kämen zu spät. Und die hat der Verwaltungschef auch gar nicht erwogen: „Es ist nicht so dramatisch, dass wir ein großes Fass aufmachen müssten“, antwortete Steffes am Mittag auf die Frage, wie groß seine Verärgerung über seinen Kollegen sei: „Ich bin eher enttäuscht“, sagte Steffes. Enttäuscht darüber, dass Genschel die geplante Reform des Schulbetriebs, die erst in drei Wochen in der Kulturausschuss-Sitzung vorgestellt werden sollte, vorzeitig publik gemacht und als zeitlich verfehlt kritisiert hatte.

Kurzfristig eine Pressekonferenz einberufen

Der Vorgang war dennoch brisant genug für eine ungewöhnlich kurzfristige Konsequenz: Am Mittag lud die Verwaltung für 13 Uhr zu einer Pressekonferenz ein, bei der Frank Steffes und Fachbereichsleiter Ingolf Bergerhoff die Katze aus dem Sack ließen: Sie gaben bekannt, dass im Rathaus ein neues Amt, das Schulamt, gegründet werden soll. Es soll neben der bisher im (von Johanne Kristiansen geleiteten) Amt für Jugend und Schule angesiedelten Schulverwaltung künftig auch die administrativen Aufgaben der bislang eigenständigen Musikschule übernehmen. Finanzen und Mitarbeiterangelegenheiten könnten auch Personalservice und Kämmerei übernehmen.

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Wer das neue Schulamt leiten soll, gab Steffes noch nicht bekannt. Es sei keine Neueinstellung vorgesehen, sondern eine interne Umbesetzung, vermutlich Beförderung. Man sei noch in der Konzeptphase, aber der Start des neuen Amtes könne „relativ schnell gehen“. Ziel sei es, personelle und finanzielle Synergie-Effekte zu erzielen. Auch für die Musikschule. Sie bräuchte kein eigenes Sekretariat mehr (das durch eine Kündigung und einen Krankheitsfall zurzeit ohnehin verwaist ist).

Lichtblick für Dozenten

Die dadurch frei werdenden Mittel, verspricht Steffes, sollen für eine bessere Absicherung der bislang freiberuflich auf Honorarbasis tätigen Dozenten (aktuell 52 Lehrende) verwendet werden, auch für die Schaffung erster sozialversicherungspflichtiger fester Stellen, wies es aus der Politik gefordert werde.

Genschels Stelle ist ab 1. Februar zunächst unbesetzt, wird kommissarisch von Wera Vis übernommen. Die Stellenbewertung für die Schulleitung gäbe keine A11-Bezahlung mehr her, sondern nur noch A10. Auf die Ausschreibung hin habe es mehrere „gute“ Bewerbungen gegeben. Mit vier Kandidatinnen und Kandidaten, darunter auch Vis, liefen Gespräche.

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