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Abriss des StaderhofsTrauer und Wut bei Pferdebesitzern

Lesezeit 3 Minuten

Die noch verbliebenden Pferdebesitzer sind auf der Suche nach einer neuen Bleibe für ihre Tiere.

Leichlingen – Renate Kluschinsky ist traurig, wütend und verzweifelt. „Ich habe gehofft, mein Pferd könnte hier sterben. Jetzt weiß ich nicht, wie ich in so kurzer Zeit einen neuen Stall finden soll“, sagt die Pferdebesitzerin. Der Schock kam Anfang des Monats: An einer weißen Tafel auf dem Staderhof stand, dass bis Ende November alle Pferde den Hof verlassen müssten.

Besitzer sind in Sorge

Der neue Pächter wolle nicht in Pferde investieren, so hieß es. „Wir haben extra noch einen Stall umgebaut, weil man uns versprochen hatte, dass es bis ins Frühjahr auf jeden Fall weitergehen und ein Teil der Ställe erhalten bleiben wird.“ Mit der Hoffnung war sie nicht alleine: „Wir waren bereit, uns mit einem kleinen Stall zu arrangieren, damit wir hätten bleiben können“, pflichtet Simone Röhrig bei. In der Vergangenheit standen bis zu 53 Pferde auf dem Staderhof. Jetzt sind es noch 17 Tiere, die in den kommenden Wochen eine neue Unterbringung finden müssen. Manche Pferde sind schon sehr alt. Die Besitzer befürchten, dass ihnen ein Umzug nicht gut bekommen wird. „Vom Staderhof wollte doch keiner weg. Den Tieren ging es mit den großen Boxen und dem vielen Auslauf auf der Wiese hier so gut, dass gar kranke und unverträgliche Tiere in die Herde integriert wurden. Sie waren wieder reitbar und mussten nicht zum Schlachter “, so Röhrig.

Wer einen Stall oder eine andere Unterbringung für die noch verbliebenden Pferde hat, kann sich an Simone Röhrig wenden. Sie wird alle Unterkünfte sammeln und an die betroffenen Tierbesitzer weiterleiten. Es müssen noch 17 Tiere eine neue Bleibe finden.

☎ 0173/7139230

gsroehrig@gmx.de

Sie hat inzwischen eine neue Unterkunft für ihr Pferd gefunden. „Es kommt auf eine Wiese mit einem Unterstand, der aber noch gebaut werden muss.“ So viel Glück hatte Kluschinky noch nicht: „Ich bin das ganze vergangene Wochenende umhergefahren und habe mir Ställe angeschaut. Bis jetzt habe ich aber aber noch nichts Adäquates und Bezahlbares gefunden“, sagt die Pferdeliebhaberin. So eine Gemeinschaft wie diese hätte nicht nicht nur unter den Pferden hervorragend geklappt, sondern auch unter den Menschen. Man habe sich immer gegenseitig geholfen. „Das war hier kein Pferdeland, es war ein Pferdeparadies“, denkt Röhrig zurück.

Während die Frauen um den Staderhof trauern, laufen die Abrissarbeiten. „Unsere Pacht endete nach 31 Jahren zum 1. Oktober. Wir haben die Auflage bekommen, alle von uns gebauten Ställe niederzureißen“, sagt Henriette Schulte. In den letzten Wochen habe es viel hin und her gegeben. Auch eine Anwältin sei eingeschaltet worden. „Ich verstehe das alles nicht. Wir hatten immer ein so gutes Verhältnis mit der Eigentümergemeinschaft. Es war uns versichert worden, dass die Pferde bleiben könnten“, sagt Schulte. Ein von den Schultes vorgeschlagener Nachfolger, der weiterhin einen Pferdehof betreiben wollte, sei nicht zum Zug gekommen. Der neue Pächter habe jetzt schon die ersten Erdbeeren gepflanzt. Die Flächen des Staderhofs soll der Erdbeerbauer Michael Altmeyer übernehmen. „Ich würde gerne mit den Pferden weitermachen. Das gestaltet sich aber schwierig“, sagt der ortsansässige Landwirt auf Anfrage. Weitere Aussagen wolle er nicht machen, weil der Pachtvertrag noch nicht in trockenen Tüchern sei. Auch eine Vertreterin die Eigentümergemeinschaft wollte keine Angaben zu den Vorgängen machen.

Währenddessen gibt es weiter Gerüchte zu den Bauten. Sie sollen teilweise nicht genehmigt gewesen sein, es soll Asbest verbaut worden sein. Die Stadtverwaltung kann dazu keine näheren Angaben machen. „Die Bauten sind noch im Genehmigungsprozess. Das ist ein laufendes Verfahren, in dem die Beteiligten untereinander noch zivilrechtliche Fragen klären müssen“, sagte Stadtsprecherin Ute Gerhards.