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Stiftung HephataBehinderte ziehen in Neubau ein

Lesezeit 3 Minuten

Von der Terrasse aus haben die Bewohner des neuen Hephata-Hauses in der Kurze Straße einen schönen Blick auf Leichlingen.

Leichlingen – Gerd geht ans Mikrofon und spricht. „Ich war lange im Pferdestall. Jetzt ist kein Pferd mehr da. Wir sind an anderer Stelle“, es gibt Applaus und Gerd gibt das Mikrofon wieder an Harald Schwerin. Er ist der Teamleiter des neuen Hephata-Wohnhauses an der Kurze Straße 8 a in Leichlingen. Ein Projekt für Menschen mit Behinderung, das am Freitag feierlich eröffnet wurde. Gerd gehört zum festen Kern, er hat mit den meisten seiner elf Mitbewohner lange auf dem Benninghof in Mettmann gelebt. Pferde gehörten bis vor anderthalb Jahren dazu.

Das alte Pastorenhaus aus dem Jahr 1839 war zwar schön, aber offenbar nicht mehr zeitgemäß und zumal für ältere Bewohner mit zu vielen Barrieren verbunden. Daher entschloss sich die Evangelische Stiftung Hephata zum Neubau. Das Grundstück oberhalb der Diakoniestation in der Kurze Straße erhielt sie ebenso wie ein weiteres Grundstück An der Wupper von der Evangelischen Kirchengemeinde zur Erbpacht. Im Brückerfeld haben zehn Bewohner Platz.

Ins Stadtleben integriert

Für Gerd und seine Mitbewohner steht fest, dass Leichlingen ein guter Ort zum Leben ist. Die Stadtmitte ist nah, und die Nachbarn seien sehr nett. „Anfangs hatte ich Bedenken, ob man so alte Bäume verpflanzen kann“, sagt Schwerin. Aber es fühle sich jeder wohl. Und dass Gerd bald wieder in einem Stall arbeiten oder reiten kann, da ist Schwerin zuversichtlich. So offen wie sich die Leichlinger bislang gezeigt hätten, ergebe sich da bestimmt eine Lösung.

Hinter dem Namen Hephata steht das biblische Hoffnungsbild „öffne dich.“ Und als „auffällig selbstverständlich“ bezeichnete Pfarrer Christian Dopheide aus dem Hephata-Vorstand den Umgang der Leichlinger mit Behinderten. Das entspreche der Idee der Inklusion, Menschen mit geistiger Behinderung nicht abzuschotten, wie es bislang in Mettmann ein bisschen der Fall war. Sieben Kilometer sind es vom Benninghof aus bis in den Ort, der Bus fährt dort selten.

850 000 Euro kostete der Neubau in Leichlingen, der aufgrund des steilen Geländes besonders schwere Betonfundamente benötigte. 520 Quadratmeter ist das Haus groß. Immer zwei Einzelzimmer teilen sich ein barrierefreies Bad. Gekocht wird gemeinsam. Der Landschaftsverband Rheinland hat eigentlich die Devise ausgegeben, dass keine neuen Häuser mehr gebaut werden, da der Bedarf gedeckt ist. Dass sie teilweise außerhalb liegen und damit dem Gedanken der Inklusion nicht entsprechen, ist allerdings ein Dilemma.

Die Nachfrage ist groß

Dass in Leichlingen neu gebaut werden konnte, lag daran, dass das Pfarrhaus des Benninghofs nicht mehr praktikabel war. Die Zimmer lagen auf unterschiedlichen Ebenen, alles war verwinkelt und einige Bewohner mussten ausziehen, da sie dort nicht mehr zurechtkamen. Jetzt leben wieder alle unter einem Dach. Solche ambulant betreuten Wohnplätze sind gefragt, es gibt laut Carmen Hintze, Abteilungsleiterin des Hephata-Wohnens im Kreis, viele Anfragen.