Bahnübergang LeichlingenDie allmorgendliche Geduldsprobe an der Schranke

Zwangspause auf dem Schulweg. Wenn mehrere Züge durchfahren, kann es dauern.
Copyright: Britta Berg
- Die Schranke wird von einem Stellwerk aus in Duisburg bedient.
- Passanten und Autos müssen teilweise mehr als 10 Minuten warten, da mehrere Züge den Übergang passieren.
Leichlingen – Autos holpern werktags vor acht Uhr über den Bahnübergang, Kinder mit Schulranzen sind zielstrebig unterwegs in Richtung Innenstadt – sei es zu Fuß, auf dem Rad, dem Skateboard oder dem Roller. Auch Diego ist mit seiner Mutter auf dem Weg zur Grundschule Uferstraße, wo er in die 1b geht. Doch ihr Weg wird gestoppt, wie so oft morgens. „Die Schranke scheint mehr unten als oben zu sein“, sagt Mutter Katja Reina.
Manchmal bekomme sie mit, wie Passanten ihre Arbeitgeber anriefen, um zu sagen, dass sie wegen der Schranke zu spät zum Job kämen. Oft träfen sich die gleichen Leidensgenossen vor der Schranke. „Da kommt man schon miteinander ins Gespräch“, so die Leichlingerin. Ein Bahn-Mitarbeiter wird das alles nicht mitbekommen, da die Schranke vom Stellwerk in Duisburg aus bedient wird.
Manchmal zehn Minuten Halt
Reinas Sohn ist zwar noch nicht zu spät zur Schule gekommen, dafür aber zwei Schüler der Sekundarschule, die ebenfalls an der Schranke warten: „Dafür gibt es einen Eintrag ins Klassenbuch“, so der eine Schüler. Manchmal ständen die Jugendlichen bis zu zehn Minuten an Ort und Stelle, weil mehrere Züge hintereinanderkämen. Manchmal komme aber auch gar keiner, obwohl der Durchgang versperrt sei.
Dass das Bimmeln an der Bahnschranke eine lange Wartezeit mit sich bringen kann, weiß wohl auch ein Mann, der die rote Ampel und das Warngeräusch an der sich schließenden Schranke tunlichst überhört. Anstatt stehen zu bleiben, spurtet er über die Bahngleise. Geschafft, hinter ihm geht die Schranke runter. Ein anderer Leichlinger biegt mit dem Auto in die Straße Tiergarten ein: „Das dürften zwar nur Anlieger, aber dann will ich halt offiziell zu den Zeugen Jehovas, die dort sind.“
Mike Tippkötter spaziert etwas später ganz gemütlich bei geöffneter Schranke mit seinem Hund Balu über die Gleise und biegt ebenfalls in die Straße Tiergarten ein – aber eben zu Fuß. Gerade hat er seine Tochter weggebracht. „Ich komme immer um die gleiche Zeit und da ist die Schranke stets offen“, lacht er und genießt die Morgenluft.
Zeit für ein Frühstück hinter dem Steuer
Auch Peter Spieker lässt sich von dem Bahnübergang nicht ärgern. Selbst dann, wenn er am Morgen mit seinem Auto und Anhänger vor der geschlossenen Schranke steht, nachdem er Rasensamen am Raiffeisenmarkt gekauft hatte. Dann ist eben Zeit für ein Frühstück hinter dem Steuer. Auch er weiß, dass die Wartezeit länger dauern kann und stellt den Motor aus. „Als Leichlinger ist einem das bekannt. Wenn ich von der Bahnhofstraße hochkomme und sehe, dass die Schranke unten ist, nehme ich einfach einen Umweg.“ Er fahre lieber, als zu stehen.
Die Umwege wird Spieker wohl auch in Zukunft weiterhin immer wieder fahren müssen. „Es gibt derzeit keine Planungen, die Bahnschranke durch eine Überführung oder eine Brücke zu ersetzen“, sagte ein Unternehmenssprecher.
Falls die Schranke einmal nicht schließt:
Immer wieder hat es Hinweise aus der Bevölkerung gegeben, dass sich die Bahnschranke nicht schloss, obwohl ein Zug in den Leichlinger Bahnhof einfuhr. Ein Bahnsprecher konnte diese Fälle jedoch nicht bestätigen. Technisch sei ein Nichtschließen gar nicht möglich. „Wir bräuchten genaue Hinweise mit Datum und Zeit, um einer möglichen Störung nachzugehen. Dann könnten wir die Technik konkret danach noch einmal auslesen“, erläuterte der Bahnsprecher.
Sollte es tatsächlich zu Problemen kommen, würde der Zugführer angewiesen, beim Fahren einen Pfeifton abzugeben und sich mit Schritttempo fortzubewegen.