Zwangsversteigerung in Leichlingen abgewendet„Bergische Bauernscheune“ ist gerettet

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Leichlingen – Eine gefährliche Hängepartie konnte in letzter Minute beendet werden: Über fast zwei Jahre schien die „Bergische Bauernscheune“ in Gefahr, dem Hofladen mit Obstplantage in Junkersholz drohte eine Zwangsversteigerung. Auf gut eine Million Euro hatte ein Gutachter das Anwesen taxiert.

Am Mittwoch, dem Tag also, an dem die Immobilie vor dem Amtsgericht in Opladen unter den Hammer kommen sollte, meldete Thomas Conrads: „Hat sich erledigt. Ich war und bleibe Eigentümer, das Geschäft läuft genau so weiter wie bisher, und wir bauen weiter Äpfel an.“

Am Anfang standen Erdbeerfelder

60 Jahre alt ist das Conrads-Gewerbe. Irmgard und Karl-Josef verkauften bereits 1960 ihre Erdbeeren an der L 294 zwischen Leichlingen und Witzhelden. Als „Ladenlokal“ diente ihnen ein VW-Bus, zeigen alte Fotos. Dort, wo 2002 die Bergische Bauernscheune errichtet wurde, hatte die Familie ihre Felder. Inzwischen führen der Obstbaumeister Thomas Conrads und seine Frau Stephanie die Familiengeschäfte weiter. (tk)

Ein Ende ohne Schrecken. So scheint es zumindest. Warum das bekannte Unternehmen mit dem an sieben Tagen die Woche geöffneten und meist sehr gut besuchten Hofladen direkt an der Landesstraße 294 und somit in ziemlich perfekter Lage in die Bredouille gekommen ist? Thomas Conrads lässt sich darüber nicht aus. Er hat sich immer überzeugt gegeben, dass keine echte Gefahr besteht für seine Firma.

„Nicht wirtschaftlich“

Der Gutachter, der das Anwesen taxiert hatte um einen fairen Wert zu ermitteln, sieht das aber anders. Die Plantage sei mit rund 18 500 Quadratmeter Fläche nicht groß genug, ist seine Einschätzung. Zumindest der landwirtschaftliche Betrieb könne „eigenständig nicht wirtschaftlich betrieben werden“.

Probleme gab es schon länger. Am 20. Januar 2019 sollte sich der Gutachter einen Überblick verschaffen, um die von einer Bonner Anwaltskanzlei betriebene Zwangsversteigerung der Bauernscheune vorzubereiten. Da aber habe Stephanie Conrads ihm den Zutritt verweigert. Erst Mitte Juni 2019 durfte er hinein, den Hofladen, die Lagerhalle und die drei Wohnungen im Obergeschoss unter die Lupe nehmen. Zum Anwesen gehört ein Reitplatz mit Unterständen für Pferde und Brachland.

Viele Apfelsorten

Auf der Obstplantage östlich der Scheune hat der Gutachter nur die Apfelbäume verzeichnet: Dort wachsen Royal Gala, Pinova, Breaburn, Rubinette, Jonagold, Berlepsch und Cox Orange. Stephanie und Thomas Conrads sprechen im Zusammen hang mit ihrer eigenen Erzeugung außerdem von Birnen, Erdbeeren und weiterem Obst sowie Kartoffeln.

Damit ist das Sortiment aber längst nicht erschöpft. Die 2002 eröffnete Bauernscheune ist ein Stützpunkt für die landwirtschaftliche Direktvermarktung. „Produkte, die wir bei befreundeten Bauern aus der Region hinzukaufen“, so Conrads. Also gibt es zusätzlich Backwaren, Gemüse, Käse und weitere Milchprodukte sowie Fleisch und Wurst.

Fördergeld von der EU

Zum Geschäftsmodell gehört auch ein großangelegtes Liefergeschäft für Schulobst; zudem engagiert sich Conrads im pädagogischen Bereich: Besuche von Klassen werden organisiert, Material für den Unterricht wird angeboten. Dabei profitiert der Obstbauer von einem EU-Programm, das im Haushaltsjahr 2019 mit fast 350.000 Euro ausgestattet war.

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Bleiben Kutschfahrten, Kindergeburtstage und ein „Apfelbaum-Leasing“. Das sollte reichen, um wirtschaftlich klarzukommen. Tut es ja auch, beteuert Thomas Conrads. Aus seiner Sicht ist die Krise nicht vorbei – es hat nie eine gegeben.

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