Kaminöfen in LeverkusenForscher und Ofenbauer zeigen richtiges Heizen mit Holz

Lesezeit 3 Minuten
Robert Mülleneisen zündet ein Hölzchen an, um den Kamin anzufeuern

Robert Mülleneisen zündet ein Hölzchen an, um den Kamin anzufeuern.

Immer mehr Leverkusenerinnen und Leverkusener haben einen Kaminofen. Damit richtig umzugehen, ist aber gar nicht so einfach.

Die Faszination Feuer hat den Menschen zu dem gemacht, was er heute ist. Mit Holz zu heizen wird aus ökologischen, wirtschaftlichen und Gründen der konstanten Versorgungssicherheit immer attraktiver und ist heute mehr denn je gefragt. Jeder dritte bis vierte Haushalt in Deutschland hat einen Kaminofen. „Feuer machen kann doch jeder“, denken viele Ofenbesitzer. Doch einen Kamin zu entflammen, ohne unnötige Emissionen zu verursachen, ist eine Kunst, sagen Ingo Hartmann, Max Kummrow und Robert Mülleneisen. Die Drei bringen Forschung, digitale Medien und das Handwerk zusammen, um für das richtige Heizen mit Holz zu sensibilisieren.

Den einen gilt es als zuverlässige, regionale und ökologische Wärmequelle, andere sehen in der Wärme aus Kaminöfen eine bedrohliche Feinstaubquelle, die es zu beschränken gilt. Und dann rückt auch noch die Kaminofenverordnung 2024 näher die Emissionen stärker reguliert. Hartmann forscht am Deutschen Biomasseforschungszentrum (DBFZ) und erklärt, dass es zwei Wege gibt, auf die Feinstaub im Kamin entstehen könne: „Feinstaub entsteht entweder durch anorganische Stoffe im Holz oder durch unvollständige Verbrennung.“

Feinstaub lässt sich durch richtiges Feuern reduzieren

Und genau letztere könne man in den Griff bekommen. Dafür gebe es technischen Möglichkeiten, zum Beispiel elektrostatische Abscheider, die Partikel aus der Abluft ziehen. „Ein bisschen so, wie ein am Pulli geriebener Luftballon Haare anziehen kann“, verdeutlicht Hartmann. So habe man seit 1975 den Feinstaub schon um achtzig Prozent senken können.

Feinstaub sei nicht der Rauch, den wir sehen, sondern viel kleinere Partikel: „Die sind unsichtbar und schaffen es tief in unsere Lungen“. Er macht aber auch klar: „Das größte Problem beim Ofen sitzt davor.“ Technisch könne man Feinstaub nicht komplett vermeiden – es komme auf das richtige Verhalten des Menschen an: „Mehr als die Hälfte der Emissionen lassen sich durch richtiges Heizen mit Holz einsparen.“

Aber wie heizt man richtig mit Holz? Es gebe so viel, was zu beachten ist, dass Max Kummrow mit der „Ofenakademie“ ein ganzes Start-up zu dem Thema gegründet hat. Er macht deutlich, dass man die Bedienung eines Ofens nicht auf eine Hand voll Faustregeln runterbrechen sollte, um nicht zu suggerieren, das Ganze sei einfach: „Service-Tipps zu den richtigen Handgriffen sind nicht zielführend!“

Zu wenig, zu viel, zu großes, zu kleines Holz?

Ob falscher Brennstoff, feuchtes, zu großes, zu kleines, zu viel oder zu wenig Holz, eine falsche Luftzufuhr oder die falsche Methode beim Anzünden – all das kann unnötige Emissionen verursachen. Daher hat er einen eineinhalbstündigen Online-Ofenführerschein entwickelt. Für dreißig Euro können sich Kaminbesitzer so mit Erklärvideos und Fragen all das nötige Wissen aneignen – am Ende gibt es eine Prüfung und man bekommt ein persönliches Zertifikat, den „Ofenführerschein“.

Ofenbauer Robert Mülleneisen ist sich sicher, der digitale Ofenführerschein könne eine große Chance für die Luftreinhaltung sein. Er ist nicht nur Geschäftsführer der 260° Kaminfabrik in Leverkusen, sondern auch als Vorstandsvorsitzender des Gesamtverbandes Ofenbau (GVOB) engagiert. Er wünscht sich, „klare Rahmenbedingungen für kommende Generationen und die Förderung der technischen Weiterentwicklung.“ Er kenne Kommunen, die ihren Bürgerinnen und Bürgern den Zugang für den Ofenführerschein zur Verfügung stellen, dies könne er sich für Leverkusen künftig auch gut vorstellen.

https://www.ofenakademie.de/

KStA abonnieren