Soziale PfadfinderSpezialitäten vom Lagerfeuer

Mit Würstchen und Stockbrot wurde die kreisförmige Feuerstelle eingeweiht.
Copyright: Ralf Krieger
Leverkusen – In 72 Stunden eine Feuerstelle mit Kindern zwischen 6 und 17 Jahren zu errichten klingt im ersten Moment schier unmöglich. Doch für die fleißigen Pfadfinderhände des Stammes „Woodstock“ keine große Herausforderung. Am Mittwochnachmittag wurde das Feuer zum ersten Mal entfacht.
Der Stamm aus Leverkusen-Steinbüchel gehört zur Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG). Am Europawahl-Wochenende rief die DPSG zu einer Sozialaktion auf, bei der innerhalb von 72 Stunden ein Projekt umgesetzt werden sollte, welches die „Welt ein Stückchen besser macht“.
Individuelle Ausgestaltung
Das Motto ließ den Pfadfindern Spielraum zur individuellen Ausgestaltung. Einzige Bedingung war der Projektstandort im eigenen Sozialraum. Für Simon Frädrich vom Stammesvorstand war das „Bauland“ schnell gefunden und auch für das „Bauobjekt“ wurden schon vor Beginn der Aktion Pläne geschmiedet. Auf dem Gelände des Jugend- und Bürgerhauses „Schöne Aussicht“ lädt der weitläufige Hanggarten zum toben ein.
Nora Brezina ist Leiterin des Jugendhauses und schilderte die Schattenseiten des bei den Kindern beliebten Hanges: „Durch seinen unebenerdigen Grund ist die Bebauung der Grünfläche ziemlich zeit- und kostenintensiv. Umso glücklicher sind wir über die herausragende Arbeit der Pfadfinder, die aus unserer provisorischen eine professionelle Feuerstelle gebaut haben.“ Von Donnerstag 17 Uhr bis Sonntag 17 Uhr waren die Pfadfinder mit den Arbeiten beschäftigt. Zuerste hantierten die Kinder mit Spitzhacken herum, um den Boden umzugraben.
Anfängliche Komplikationen
Schon zu Beginn traten erste Komplikationen auf. „Nach dem 20 Zentimeter tiefen Mutterboden trafen wir auf eine Betonmischung, welche mühselig abgetragen werden musste“, erklärte Simon Frädrich. Nachdem der erste Schritt gemeistert war, konnten die bestellten Bruchsteine verlegt werden. Zuvor wurde mit dem ortsansässigen Baumarkt ein Rabatt ausgehandelt. „Die älteren Kinder kümmerten sich um Planung und Logistik. Alles Erfahrungen, welche im normalen Schulalltag nicht unbedingt gesammelt werden können“, sagte der Stammesvorstand. Auch die Eltern des Achtjährigen Eric sind begeistert von den Werten, die ihr Sohn bei den Pfadfindern vermittelt bekommt. „Bei der diesjährigen Pfingstfahrt waren Handy und Nintendo Tabu. Wir haben mit einer Diskussion gerechnet, doch für Eric war nur wichtig, dass sein Schnitzmesser eingepackt ist“, erzählte Elvira Weber.
Vor allem Muskelkraft und Ausdauerfähigkeit wurden den Kindern beim Bau unter Zeitdruck abverlangt, doch für die Woodstock Pfadfinder reine Routine. „Nach Verbrauch der Bruchsteine fehlte es an Material und anstatt in Panik auszubrechen, organisierte ein Mitglied des Stammes Holzpfähle um die ausstehenden Lücken zu füllen“, sagte Simon Frädrich. Auch den Beton zur Stabilisierung der Baumaterialien rührten die Kids selbstständig an. Außer mit einigen Blasen an den Händen verlief die Aktion unfallfrei. Die Kinder des Jugendhauses zeigten ihre Dankbarkeit in Form von Mahlzeiten und verpflegten die kleinen Handwerker mit Leckereien.
Würstchen und Stockbrot
„Zur Einweihungsfeier gibt es Lagerfeuer-Spezialitäten“, erzählte Nora Brezina. Mit Würstchen und Stockbrot wurde die kreisförmige Feuerstelle eingeweiht. „Unser Sohn ist Feuer und Flamme mit dem Projekt. Vor Beginn des Baus plünderte er den Werkzeugkasten seines Großvaters“, erzählte schmunzelnd Richard Weber.
Und nicht nur Eric scheint Gefallen an Handwerk und Natur zu haben. Laut den Webers erfährt der Stamm einen enormen Zuwachs: „Die Kinder sind der Natur ziemlich offen gegenüber, zudem verbirgt diese viele Abenteuer. Die steigenden Mitgliederzahlen sprechen für sich.“