80 Jahre Schleswig-Holstein-SiedlungBewohner erinnern sich an die Anfänge

Die Bewohner tauschten Erinnerungen aus.
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Leverkusen – Irgendwie erinnerte ganz viel an damals und doch sind in der Zwischenzeit 30 Jahre vergangen. Im Juni 1984 feierten die Bewohner der Schleswig-Holstein-Siedlung nahe des Autobahnkreuzes Leverkusen das 50-jährige Bestehen ihrer Siedlung. Am Samstag gab es nun anlässlich des 80. Geburtstages der Siedlung erneut eine große Feier. Die Ankündigungsplakate waren im Stile der Plakate von 1984 gehalten, die Uhrzeiten stimmten mit denen vor 30 Jahren überein und auch der Festredner, Prälat Monsignore Erich Läufer, war wie damals dabei.
Er ist ein wahrer Ureinwohner und lebt seit 1934 an der Sonderburgerstraße. „Ich war damals sieben Jahre alt und hier war nix. Man nannte das Gebiet Wiesdorfer Heide.“ Vor 80 Jahren hätte man über den Bahnverkehr gejammert, „doch dann kam die Autobahn.“ Die Anwohner des Gebietes fühlten sich plötzlich eingesperrt. „Wiesdorf war ja nur über den Dhünndamm erreichbar, die Flensburger Straße gab es noch nicht.“ Und eben der Dhünndamm lag plötzlich auf der anderen Seite der Autobahn.
„Wir haben also kurzerhand täglich Räuber und Gendarm gespielt und sind über die Autobahn gelaufen. Damals ging das noch. Trotzdem, wenn wir von der Polizei erwischt wurden, gab es Ärger “, gestand der Geistliche. Man merkte, wie gern er die Festrede hielt. Leidenschaftlich plauderte er aus dem Nähkästchen und erinnerte dabei auch an viele mittlerweile leider verstorbene Originale aus der Siedlung. Eine Sache bringt ihn indes auf die Palme: Noch immer würden viele Leute die Siedlung Negerdorf nennen. „Erst vor vier Wochen antwortete mir ein Taxifahrer auf meine Bitte, in die Sonderburgerstraße zu fahren, mit 'Ah, also ins Negerdorf'. Den hätte ich lynchen können.“ Der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Schleswig-Holstein-Siedlung, Friedrich Jonas, ist vor 14 Jahren zugezogen. Seither fühlt er sich zwischen Dhünn und Autobahn „sehr, sehr wohl“. Das liege vor allem am guten Miteinander der Nachbarn: „Das habe ich wieder gemerkt, als wir zum ersten Mal von unseren Plänen zu diesem Fest erzählt haben. Sofort haben sich viele Leute bereit erklärt, in irgendeiner Form mitzuhelfen.“
Petra Hannappel-Mertgen hat zum Beispiel liebevoll Plakate gebastelt, die die Geschichte der Siedlung veranschaulichen. „Dafür bin ich unter anderem ins Stadtarchiv gefahren und habe alte Zeitungsberichte gesucht.“
Bilder aus Familienalben
Gefunden hat sie unter anderem den Artikel aus dem Leverkusener Anzeiger zum Jubiläumsfest vor 30 Jahren. „Es hat tierisch Spaß gemacht, in der Geschichte unserer Siedlung herumzukramen. Die meisten Fotos habe ich aus den Familienalben“. Der 86-jährige Prälat Läufer dachte am Samstag schon an das nächste große Nachbarschaftsfest: „Leider werde ich beim 100-Jährigen nicht mehr dabei sein“. Wer weiß, vielleicht halten dann statt seiner die Kinder die Festrede, die dieses Mal noch auf der Hüpfburg herum tobten.