9-Euro-Ticket in LeverkusenDer große Ansturm auf Busse und Bahnen bleibt aus – noch

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Das 9-Euro-Ticket war auch in Leverkusen ein Verkaufsrenner, gut 17.500 Stück wurden schon vor Gültigkeitsbeginn verkauft.

Leverkusen – 68,10 Euro kostet das günstigste Monatsticket der Wupsi für Erwachsene. Weit kommt man damit aber leider nicht. Möchte man außerhalb des 1b-Bereichs fahren steigen die Preise je nach Entfernung auf bis zu 338,20 Euro. Doch die kostspieligen Fahrten mit dem ÖPNV sind erst einmal Geschichte: Seit Mittwoch kann man mit dem 9-Euro-Ticket mit Bus und Bahn durch ganz Deutschland fahren. Was hieß das am ersten Tag für den öffentlichen Nahverkehr in Leverkusen?

Britta, 58: „Dann würden mehr Leute auf ihr Auto verzichten“

Busfahrerin Sandra Hennig fährt seit mehreren Tagen die Wupsi-Linie 204 von Reuschenberg über Leverkusen Mitte bis in die Stegerwaldsiedlung. „Heute Morgen ist normal viel los“, sagt sie. Noch sei kein Ansturm an Fahrgästen bemerkbar, doch viele hätten das Monatsticket bereits gekauft. „Ich fahre sowieso Bus und Bahn“, sagt Fahrgast Britta (58). Auch sie habe sich das Monatsticket sofort zugelegt, um Kosten zu sparen.

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Sandra Hennig, Wupsi-Busfahrerin, bemerkt noch keinen großen Andrang auf den öffentlichen Nahverkehr.

„Natürlich wäre es besser, wenn es das Ticket auch noch nach August geben würde. Dann würden auch mehr Leute auf ihr Auto verzichten“, so die 58-jährige. Aufgrund der hohen Spritpreise und weiterer Kosten wolle sie kein Auto halten. „Außerdem finde ich es angenehmer, morgens in einen warmen Bus als in ein kaltes Auto zu steigen“, sagt Britta. Die 37-jährige Aibe fährt ab sofort auch mit dem Monatsticket. „Die Preise für Lebensmittel, Benzin oder die Heizung steigen immer weiter. Da spare ich, wo ich kann, und fahre lieber mit dem Bus als mit dem Auto“, erklärt sie.

Michael Wolf: „Ein Sitzplatz wäre mir lieber“

„Auch wenn ich nur 20 Minuten von Leverkusen zum Hansaring fahre, wäre mir ein Sitzplatz schon lieber“, sagt Michael Wolf, der mit der S-Bahn täglich nach Köln zur Arbeit fährt. Durch den Verkauf des 9-Euro-Tickets befürchtet er, dass Bahnen und Busse in den kommenden drei Monaten sehr voll sein werden. Lieber solle die Regierung die ÖPNV-Infrastruktur verbessern und Bus- und Bahnlinien ausbauen, sagt Wolf.

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Michael Wolf macht sich Sorgen, bald keinen Sitzplatz mehr in der S-Bahn nach Köln zu ergattern.

„Ich finde es sowieso spannend. Wenn ich mal etwas weiter wegfahre, habe ich schon Schwierigkeiten, meinen Trolli mit in die volle Bahn zu bekommen. Wie das funktionieren wird, wenn bald alle mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind, weiß ich nicht“, sagt er. Heute, am ersten Tag des günstigen Tickets, sei es ja noch nicht besonders voll an den Bahnsteigen. „Zum Wochenende hin wird das aber bestimmt noch kommen“, sagt er.

Michaela Luschaku: „Eine deutliche Erleichterung für viele Menschen“

Michaela Luschaku (48), fährt täglich mit ihrem Jobticket und profitiert nun ebenfalls drei Monate vom günstigeren Preis. „Ich finde das so super. Die Regierung kann das gerne so beibehalten“, sagt die 48-jährige. Endlich werde etwas spürbares für Sozialempfänger getan werden. „Wenn irgendwo ein Bürgersteig für 1000 Euro gebaut wird oder in ein Gebäude investiert wird, merken die meisten davon nichts. Das 9-Euro-Ticket ist eine deutliche Erleichterung für viele Menschen.“

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Jetzt könne sie nicht nur im Raum Leverkusen mit ihrem Ticket fahren, sondern auch in Gegenden außerhalb. „Das muss man ausnutzen. Da bleibt nur noch das Problem, dass die Busse dann auch pünktlich sein müssen“, sagt Luschaku. Doch auch sie befürchte, dass es bald eng in Bus und Bahn werde: Am Dienstag hätten die Leute in einer endlos langen Schlange vor dem Wupsi-Center in Wiesdorf gestanden, um das günstige Monatsticket zu kaufen.

Wie man da nicht mitbekommen könne, dass man zum vergünstigten Preis fahren könne, sei Michaela Luschaku ein Rätsel. „Eine Frau wollte heute morgen tatsächlich noch ein normales Einzelticket für drei Euro kaufen. Da hat der Busfahrer sie zum Glück auf das 9-Euro-Ticket aufmerksam gemacht“, erzählt die 48-jährige.

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