Aktionärstreffen in LeverkusenBiofronteras Chefaufseher schließt Konkurrenten aus

Noch ist Platz: Biofronteras Aufsichtsratschef Wilhelm Zours kann sich einen zwei- oder dreiköpfigen Vorstand vorstellen.
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Leverkusen – Die mit Spannung erwartete Hauptversammlung von Biofrontera begann mit einem Paukenschlag. Wilhelm Zours, Aufsichtsratschef und größter Aktionär, hatte aus juristischen Gründen seine mächtigsten Widersacher von der Versammlung ausgeschlossen: Die rund 23 Prozent Maruho-Aktien waren damit nicht stimmberechtigt.
Ein harter Schlag für die Fraktion von Biofrontera, die Zours und den mit ihm verbundenen Unternehmen noch Widerstand entgegensetzt. Damit konnte der Durchmarsch des größten Aktionärs von Biofrontera weitergehen.
Kaum Echo auf das Übernahmeangebot
Allerdings hat Zours auch einen Dämpfer abbekommen: Sein Angebot an sämtliche Aktionäre, ihnen für jeweils 1,18 Euro ihre Papiere abzukaufen und so seinen Einfluss entscheidend zu erhöhen, ist weitestgehend auf taube Ohren gestoßen: Ganze 0,48 Prozent der Biofrontera-Aktionäre seien auf Zours' Offerte eingegangen, berichtete der einzig verbliebene Vorstand, Paul Böckmann.
Nach einer Viertelstunde war aber schon abzusehen, dass auch der auch vom japanischen Partner Maruho initiierte Coup, Biofronteras Gründer Hermann Lübbert in den Aufsichtsrat zu wählen, scheitern würde. Der kurz vor Weihnachten ausgeschiedene frühere Vorstandschef sollte Zours nun im Aufsichtsrat Paroli bieten und war auch dazu bereit, wie er dem „Leverkusener Anzeiger“ erst kürzlich dargelegt hatte. Statt seiner zieht eine weitere Vertraute von Wilhelm Zours in das Aufsichtsgremium ein: Die Hochschulprofessorin Karin Lergenmüller wurde von gut 73 Prozent der Aktionäre gewählt. Freilich konnten sich nach dem Ausschluss der Maruho-Stimmen nur noch knapp 47 Prozent der Aktionäre beteiligen.
Nur Nebulöses zum Lutter-Rausschmiss
Zours nahm auch Stellung zur fristlosen Entlassung von Finanzvorstand Ludwig Lutter vor gut zwei Wochen. Er insinuierte, dass der Aufsichtsrat das Vertrauen in Lutter verloren habe. Näheres könne man nicht sagen, die Vorfälle seien in den beiden Wochen vor dem Rausschmiss geschehen. Die Kündigung Knall auf Fall sei aber kein Präzedenzfall für die Belegschaft: „Wir sind bereit, den Mitarbeitern die Hand zu reichen“, so der Vorsitzende des Aufsichtsrats.
Diese grundsätzliche Stellungnahme ist bitter nötig: Viele wichtige Beschäftigte haben Biofrontera verlassen, nachdem Zours zum Chef des Aufsichtsrats gewählt wurde.
Der Vorstand beklagt Abwanderungen
Vorstand Paul Böckmann beklagte die Abwanderungen, die meist mit den „Unsicherheiten“ im Unternehmen begründet worden seien. Er habe sich auch genötigt gesehen, Hermann Lübbert vor Abwerbungen zu warnen. Der Gründer hat vorsichtshalber eine Firma gegründet, in der Flüchtende aus der deutschen AG unterkommen können. Dieses Unternehmen gehört zur inzwischen selbstständigen Biofrontera Inc. in den USA, die von Lübbert geführt wird.
Geht es nach Zours, sollen die beiden Unternehmen wieder verschmelzen. Die Aufteilung von Biofrontera in eine deutsche AG und die unabhängige US-amerikanische Gesellschaft sei nicht sinnvoll: „Das gehört unter ein Dach“, und daran werde er arbeiten, kündigte Zours an. Dafür gebe es drei Modelle, wobei er eine einzige Aktiengesellschaft an der US-Börse besser aufgehoben sieht.
Die US-Abspaltung soll heimgeholt werden
An diesem Plan soll der derzeit einzige Vorstand arbeiten. Paul Böckmann sei „dafür ja auch eingestellt“, so Zours. Sein Vertrag wurde am Wochenende noch um einen Monat verlängert. Also bis Ende September. Seine Gegner wollen genau dies verhindern.
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Allerdings stehen die Chancen nach der Hauptversammlung deutlich schlechter. Denn mit Pilar de la Huerta Martinez wird am 12. September eine weitere Zours-Vertraute als Finanzvorstand bei Biofrontera antreten. Sie hatte schon in einer anderen Firma des Zours-Konglomerats Verantwortung.