AmtsgerichtAltenpfleger aus Bergisch Neukirchen soll mit Drogen gehandelt haben

Eine Bronzestatue der römischen Göttin der Gerechtigkeit, Justitia (Symbolbild)
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- Ein Altenpfleger aus Bergisch Neukirchen soll mit Drogen gehandelt haben.
- Am ersten Prozesstag vor dem Leverkusener Schöffengericht schwieg der Angeklagte.
Bergisch Neukirchen – Nach außen ein biederer Altenpfleger, insgeheim ein Großdealer, der sich irgendwann allerdings mit den falschen Konkurrenten angelegt hat – so könnte die Geschichte lauten, die seit Donnerstag vor dem Leverkusener Schöffengericht verhandelt wird.
Wenn die Anklage denn zutrifft, wofür der Staatsanwalt aber genügend Beweise zu haben glaubt. Und weil Bernd J. (Name geändert) sich auf Anraten seines Verteidigers in Schweigen hüllt, begeben sich Richter Philip Förster und seine beiden Schöffen jetzt mit Hilfe zahlreicher Zeugen auf die Wahrheitssuche.
Blutspur im Hausflur
Die Vermutung, dass der 24-jährige Angeklagte aus Bergisch Neukirchen mit dunklen Geschäften in ein Haifischbecken geraten ist, wird vor allem von einem Polizeieinsatz in der Nacht zum 18. Oktober 2014 gestützt. Den hatte einer seiner Freunde ausgelöst, der gestern als erster Zeuge vernommen wurde. Bernd J. habe ihn an jenem Abend mehrmals auf dem Handy angerufen, aber nie etwas gesagt, sondern nur geschluchzt, berichtete der ebenfalls 24-Jährige. Weil offensichtlich Not am Mann war, sei er schließlich zu seiner Wohnung gefahren.
Dort entdeckte der junge Mann im Hausflur eine lange Blutspur und, nachdem er etliche Male geklingelt hatte, bevor ihm geöffnet wurde, in der Wohnung ein vollständiges Chaos. Die Kleidung von Bernd J. sei ebenfalls blutgetränkt gewesen, und er habe einen mehr toten als lebendigen Eindruck auf ihn gemacht. „Die sind noch hier“, habe sein Freund ihn gewarnt, etwas von Albanern gemurmelt und und auf eine auf dem Sofa liegende Schusswaffe gedeutet. Mit der will der Zeuge anschließend die Tür bewacht haben, während er gleichzeitig den Notarzt alarmierte.
Bei der Waffe, die wenig später von der Polizei sichergestellt wurde, handelte es sich um eine Weihrauch HW 94. Die weltweit einzige Schreckschusspistole vom Kaliber neun Millimeter gilt gleichzeitig als die mit Abstand lauteste dieser gesamten Waffengattung. Außer der Pistole entdeckte die Polizei unter der Küchenspüle aber auch noch einen Eimer mit mehreren hundert Gramm in Plastikfolie verpacktem Marihuana. Zwei Handys, die sich in der Wohnung befanden, beschlagnahmten die Beamten ebenfalls.
Deren Auswertung brachte die Kripo und letztlich auch die Staatsanwaltschaft schließlich zu der Überzeugung, dass der Altenpfleger sich eine Nebeneinnahmequelle als Drogendealer erschlossen hatte. Aus mehreren Kurznachrichten geht für die Ermittler jedenfalls eindeutig hervor, dass Bernd J. seit Ende September 2014 einem Lieferanten in den Niederlanden mehrere Kilogramm Marihuana zum Kilopreis von fast 6000 Euro abgekauft hatte. Gefunden wurde davon in jener Oktobernacht indes nur ein Bruchteil.
Zu deren Verlauf erzählte der trotz des vielen Blutes nur leicht an einer Hand Verletzte der Polizei damals, dass er auf ein Klingeln die Wohnungstür geöffnet und sich einem Mann gegenübergesehen habe, der ein Messer in der Hand hielt. Der Unbekannte habe ihm dann einen Stoß versetzt, so dass er auf einen Glastisch gestürzt sei, der dabei zersplitterte. Der Prozess wird am 30. März fortgesetzt.