Langes Warten, AggressionPanne im Testzentrum - Leverkusenerin spricht von „Debakel“

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Das Testzentrum

Leverkusen – Am Testzentrum Auermühle ist es am Mittwochnachmittag zu einer Panne gekommen. Nach Unruhen musste sogar die Polizei eingeschaltet werden.

Eine Leverkusener Mutter hat uns ihre Erfahrungen geschildert: Sicherheitshalber war sie mit ihrer Familie eine halbe Stunde zu früh am Corona-Testzentrum in der Auermühle erschienen. Ihre beiden Söhne, drei und fünf Jahre alt, besuchen die evangelische Kita „Unterm Himmelszelt“ an der von-Diergardt-Straße in Schlebusch. Dort ist eine Erzieherin positiv auf Corona getestet worden, woraufhin die Einrichtung vorübergehend geschlossen, Erzieherinnen, Kinder und deren Eltern in Quarantäne geschickt worden sind.

Und zum Corona-Test, der am Mittwochnachmittag zwischen 15 und 19 Uhr im Abstrichzentrum in den Räumen des früheren Freibads Auermühle erfolgen sollte, das die Malteser im Auftrag der Stadtverwaltung betreiben. Ebenso waren als Verdachtsfälle die Kinder und Eltern der Gemeinschaftsgrundschule Herderstraße in Quettingen für diesen Nachmittag bestellt worden.

Drei Stunden Wartezeit

„Wir trafen um 14.30 Uhr an der Auermühle an und stellten uns in eine bereits entstandene Schlange mit 70 bis 80 Personen vor uns an“, berichtet die Mutter. „Als wir um 17 Uhr endlich mit unseren trotz Winterkleidung durchgefrorenen und zunehmend unruhiger werdenden Söhnen nur noch eine Familie vor uns hatten, wurde uns mitgeteilt, dass das Testzentrum nun schließen werde, da keine Tests mehr vorhanden seien. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich noch 200 bis 300 Personen hinter uns in der Schlange.“

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Wie sich nun herausstellte, waren weder die Schlebuscher Kita noch die Quettinger Grundschule dem Testzentrum angekündigt worden. Eine Datenpanne beim Medizinischen Dienst der Stadtverwaltung Leverkusen, für die später um Entschuldigung gebeten worden ist. Die Schlebuscherin: „Wir schlugen vor, dass es die beste Lösung sei, den Versuch zu unternehmen, so viele Tests wie eben möglich noch heranzuschaffen. Es dauerte eine Weile, aber der Mitarbeiter der Malteser hatte ein Einsehen und schaffte tatsächlich noch ein Kontingent heran. Somit gehörten wir zu den glücklichen Familien, die dann zumindest nach drei Stunden Wartezeit gegen 17.30 Uhr getestet wurden. Andere Familien wurden nach Hause geschickt, da es unrealistisch war, noch getestet zu werden. Wiederum andere wurden nach 19 Uhr aufgrund der Schließzeit abgewiesen.“

Was zu Unruhe führte. Ein paar der Wartenden ließen ihre Wut an den Beschäftigten des Testzentrums aus, die übel beschimpft, bedroht, angepöbelt und auch angespuckt wurden. Zunächst versuchten zwei Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes, die Lage unter Kontrolle zu bekommen. Dann musste außerdem die Polizei hinzugerufen werden, die in kürzester Zeit mit Blaulicht anfuhr und mit konsequentem Vorgehen die Lage schnell im Griff hatte. „Ein absolut vorbildlicher Polizeieinsatz“, so Malteser-Kreisgeschäftsführer Tim Feister.

Er hat für die hochkochenden Emotionen der Wartenden Verständnis. „Das kann ich absolut nachvollziehen. Nicht aber die Angriffe auf unsere Beschäftigten. Wir mussten die Tür verschließen, dann wurde von draußen dagegen geschlagen, getreten und gesprungen.“ Erst die Polizei brachte ein paar Ausrastende wieder zur Vernunft. Dennoch: „Ein Debakel!“, so die Leverkusenerin.

Bitte um Entschuldigung

Die Stadtverwaltung bat noch am Abend offiziell um Entschuldigung ihres Versehens. Die Einzelpersonen, die auf der Liste standen und somit nicht getestet worden sind, würden vom Medizinischen Dienst kontaktiert; sie erhielten kurzfristig einen neuen Termin. In jedem Falle bleibe gewährleistet, dass den Betroffenen durch diese Terminverschiebung keinerlei gesundheitlichen Nachteile entstünden. Über die Kita-Leitung und die Schulleitung würden die betroffenen Eltern und Kinder über neue Testtermine informiert.

In einer Krisensitzung beim Gesundheitsamt am Donnerstag wurde vereinbart, dass die Tester der Malteser in zwei Sonderterminen die Kita in Schlebusch und die Grundschule in Quettingen besuchen und dort die Testabstriche nehmen werden, damit die Betroffenen nicht noch einmal in der Auermühle Schlange stehen müssen.

Für die Familienmutter ein schwacher Trost: „Wir sind seit neun Tagen in Quarantäne. Unsere Arbeitgeber ersehnen eine berufliche Rückkehr. Unsere Kinder dürfen wir nur unter Vorlage eines aktuell negativen Testergebnisses in die Kita bringen. Das ist – obschon unsere Quarantänefrist an diesem Freitag endet – kaum vor Montag zu erwarten.“ Und überhaupt dürfen sich in der Öffentlichkeit zurzeit nur höchstens zehn Personen aus maximal zwei Haushalten treffen. „Aber am Testzentrum treffen geschätzt 500 bis 600 Menschen mit erhöhtem Risikopotenzial der Ansteckung auf engstem Raum aufeinander.“

Tim Feister hält die Testkapazitäten und Öffnungszeiten des Zentrums zurzeit noch für ausreichend, auch wenn eine Ausweitung vorbereitet werde. „Probleme bereiten uns aber Leute, die ohne eine Terminzuweisung des Gesundheitsamtes kommen, sich in die Schlange stellen und mit denen dann diskutiert werden muss, warum sie nicht getestet werden können. Und jene, die sich nicht an den vorgegebenen Termin halten, zu einer anderen Uhrzeit kommen, und dann Wartezeiten für die Pünktlichen verursachen.“

Fortan mehr Security

Zwar sieht der Maltester-Geschäftsführer bei seiner Organisation keine Versäumnisse, sondern macht Fehler beim Gesundheitsamt aus, wo jetzt aber vor allem in der IT kräftig nachgebessert werde. Aber er will auch für seine Mitarbeiter vorsorgen und den Sicherheitsdienst in der Auermühle deutlich verstärken. „Wir befinden uns in einer Pandemie, in einer absoluten Ausnahmesituation. Und auch anderswo läuft nicht alles rund. Aber wir müssen uns schützen und aufeinander achten.“

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