Ausstellung in LeverkusenHier muss die Kunst erst ausgepackt werden

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Ein Besucher der Ausstellung im Opladener Künstlerbunker reißt Packpapier auf, mit dem ein großes, buntes Kunstwerk verdeckt wurde. Andere Besucher beobachten ihn dabei.

Bevor die Werke im Künstlerbunker betrachtet werden können, müssen sie erst ausgepackt werden.

Im Opladener Künstlerbunker zeigt die AG Leverkusener Künstler aktuell eine besondere Ausstellung, denn die Kunstwerke sind verpackt – und müssen vom Betrachter ausgepackt werden.

„Im Restaurant am Nachbartisch sitzt ein junges Paar, beide starren auf ihr Smartphone und wischen in geübt hektischen Handbewegungen Bild um Bild über das Display. Die Bildchen im 6-Zoll-Format lassen die Umgebung einschließlich des Partners verschwinden“, eröffnet Klaus Wolf, Mitglied der AG Leverkusener Künstler, am Sonntag die neue Ausstellung „Kunst könnte so schön sein – oder vom Verschwinden der Bilder“ in Opladen.

Ausstellung Künstlerbunker: Werke sind verpackt

Doch die Werke können nicht wie gewöhnlich betrachtet werden. Denn diese sind in braunes Paketpapier gewickelt und müssen von Hand ausgepackt werden. Und das soll nicht nur an Weihnachten oder Geburtstage erinnern, sondern die Aufmerksamkeit des Betrachters auf das Werk intensivieren.

In unserer heutigen schnelllebigen und hektischen Welt werde unsere Umgebung durch Ablenkungen wie Smartphones oder soziale Medien nicht mehr richtig wahrgenommen. „Mag sein, dass bei den 60 Bildern, die man in der Minute scrollen kann, das eine oder andere nicht für die Öffentlichkeit geeignet und deshalb besonders fesselnd ist, länger als zwei Sekunden wird der Blick auf ein Bild jedoch selten festgehalten“, sagt Klaus Wolf. „Daher die Frage: Was heißt das nun für die Kunst? Hat das Kunstwerk in der Flut der Bilder und der Schnelllebigkeit der Bildwahrnehmung überhaupt noch eine Chance?“, sagt Wolf zum Anlass der Ausstellung.

Daraus sei die Idee des Verpackens der Bilder entstanden. Um dem Verschwinden der Bilder und der beiläufigen Wahrnehmung entgegenzuwirken, sollen die Gäste die Kunstwerke heute auspacken. „So wird die Wahrnehmung genau auf diesen Moment gerichtet und wir verlangsamen den Prozess“, erklärt Klaus Wolf.

Das Publikum ist bei der Ausstellung mit einbegriffen
Ellen Loh-Bachmann

Am Sonntag sind neben Künstler Klaus Wolf, auch Ellen Loh-Bachmann, erste Vorsitzende der AG, und Axel Weißhaupt anwesend. „Das Publikum ist bei der Ausstellung mit einbegriffen. Man sieht selten, dass die Leute so viel Spaß haben. Zuerst hat so mancher sich nicht getraut, die Bilder auszupacken, doch dann haben sich die Leute überwunden und den Bildern gewidmet“, sagt Loh-Bachmann.

Die AG Leverkusener Künstler präsentiert die kostenlose Ausstellung im Künstlerbunker in Opladen zwei Wochen lang. Bis 20. November können die Kunstwerke mittwochs und freitags von 16 bis 18 Uhr und sonntags von 15 bis 17 Uhr betrachtet werden.

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