AusstellungMusikschule Leverkusen zeigt Kinder, die nie vergessen werden dürfen

Lesezeit 3 Minuten
meinolf Otto und seiner Ausstellung seiner Porträtserie im Flur der Musikschule Leverkusen.

Meinolf Otto betrachtet Bilder seiner Porträtserie im Flur der Musikschule Leverkusen.

Meinolf Otto, bisher eher als Bauunternehmer bekannt, stellt Porträts in der Musikschule aus.

Auf den ersten Blick zeigen die Bilder des Leverkuseners Meinolf Otto, die im Flur der Musikschule in Wiesdorf hängen, einfach nur ziemlich farbenreiche Kinderporträts. Kennt man aber die Hintergründe, dann kann man sich sehr lange mit der Arbeit beschäftigen, vorausgesetzt man hat ein Smartphone dabei. Die Gesichter, die auf den Acryl-Bildern ziemlich eng ins Format gesetzt sind, hat Otto nach Fotos gemalt, sie zeigen die Porträts von Kindern, meist aus jüdischen Familien, die von den Nazis ermordet wurden.

Hinter der Ausstellung steht ein Konzept, unter jedem Porträt soll ein QR-Code angebracht sein. Jedes Porträt hat seine eigene Informations-Seite im Internet, die mithilfe dieses Codes aufzurufen ist. Dort hat der 66-jährige Meinolf Otto alles an Informationen hinterlegt, was er zu dem jeweiligen Kind gefunden hat. Das können Instagram-Seiten sein, denn die wurden für viele ermordeten Kinder angelegt, das können zum Beispiel aber auch Dokumente aus der Sammlung von Yad Vashem sein, in denen Fakten über die Familie und die ermordeten Kinder stehen.  

Die Bilder sind nach Fotos gemalt

Die Fotos und die Informationen, die Meinolf Otto für seine Bilder verwendet, hat er im Internet gesammelt. Es sind meist Bilder, die entstanden sind, bevor die Kinder in die Mühle des industriell organisierten Massenmords der Nazis gerieten. Sie sind oft in normalen Fotostudios entstanden, nicht als Dokumente etwa in den Vernichtungslagern. 

Nach seinen Recherchen zu den Kindern hat Otto herausgefunden, dass die Kinder meist gar nicht oder nicht lange inhaftiert waren, bevor man sie ermordete: „Die konnten ja nicht arbeiten oder sonst wie ausgebeutet werden.“

Studiert hatte Otto Film und Fernsehen in den USA. Meinolf Otto fühlte sich zwar zur Kunst hingezogen, aber damals in den 1970er-Jahren herrschte in der Kunstszene die Meinung vor, dass die Malerei tot sei, erst recht die gegenständliche Kunst. Also widmete sich Otto dem Film. Eine Weile habe er auch in dem Metier gearbeitet, bis er 1992 dem Ruf der Familie folgte und wieder nach Leverkusen zurückkam. Sein Vater Willi Otto brauchte Unterstützung im Familienbetrieb Otto-Bau an der Stixchesstraße.

In den 1970er-Jahren hat man die gegenständliche Malerei für tot erklärt
Meinolf Otto

Die Kunstszene der 1970er-Jahre hatte sich geirrt, die Malerei, auch die Gegenständliche war nie tot. Aber Otto kam erst ab 2015, also mit Mitte 50, dazu, sich ihr etwas mehr zu widmen. „Vorher hatte ich keine Zeit, hatte immer Verantwortung in meinem Beruf“, sagt er. Zuerst habe er Musiker und Prominente gemalt, bis er dieses Thema gefunden hat.

Dass Antisemiten in Deutschland heute wieder besorgniserregend hervortreten und ihre Ideologie verbreiten, bestärkt Otto in seiner Arbeit, die seit dem Hamas-Überfall und angesichts der bevorstehenden Wahlen ungeahnt politisch geworden ist. Die Porträts hat er aber angefertigt, weil er sich selbst klarer über diese Dinge habe werden wollen, sagt er.   

Warum also die bunten Farben bei einem so schweren Thema? Meinolf Otto: „Die Farbe soll die Lebendigkeit der Kinder symbolisieren“ Also die Kraft, die in Kindern steckt, die Möglichkeiten, weil sie ihr ganzes Leben noch vor sich haben. Manche der Kinder lächeln. Sich künstlerisch mit dem Leid zu beschäftigen, das wäre Anmaßung, sagt Meinolf Otto.


Öffnungszeiten

Die Musikschule ist geöffnet Montag bis Donnerstag 9.00 bis 15.30 Uhr,  Freitag 9.00 - 13.30 Uhr.

KStA abonnieren