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Beleghebamme Annette WiefelsHaftpflichtversicherung zwingt Leverkusener Hebamme zur Aufgabe

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Die Leverkusener Hebamme Annette Wiefel (links) sieht sich gezwungen, ihre Arbeit aufzugeben.

Leverkusen – Das nächste Baby, das mit Hilfe von Beleghebamme Annette Wiefels auf die Welt kommen wird, ist ihr letztes. Sie hört Ende des Monats auf. Danach bietet sie nur noch Vorsorge- und Nachsorgetermine an. „Es lohnt sich nicht mehr. Schuld sind die viel zu hohen Gebühren für die Haftpflichtversicherung“, sagt Wiefels.

Im Jahr 2003 nach ihrem Examen habe sie noch rund 450 Euro jährlich für ihren Versicherungsschutz zahlen müssen. Ab Juli werden es 6274 Euro sein. Ihre Einnahmen seien aber in keiner Weise in einer derartigen Geschwindigkeit gestiegen.

Wut, Trauer und Ratlosigkeit vermischen sich, wenn sie über das Ende ihrer Arbeit nachdenkt. „Darüber ist so viel gesprochen und geschrieben worden. Aber passiert ist nichts. Die Frauen müssten sich doch dagegen wehren“, sagt die Hebamme. Denn die Schwangeren hätten viel zu verlieren. „Als Beleghebamme betreue ich die Frauen vor, während und nach der Geburt. Dabei entsteht ein Vertrauensverhältnis.“ Den werdenden Müttern werde eine Wahlfreiheit genommen: die Entscheidung, ob sie ihr Kind zu Hause, in einem Geburtshaus oder in einer Klinik bekommen möchten.

Wiefels glaubt, dass durch die Berufsaufgabe vieler Beleghebammen die Anzahl von Kaiserschnitten noch weiter zunehmen wird. „ Man sollte den Kindern die Zeit lassen, auf die Welt zu kommen, wenn es soweit ist.“ Die natürliche Geburt sei für Mutter und Kind wichtig.

Auch die Apparatemedizin nimmt nach ihrer Einschätzung weiter zu. „Manche Überprüfungen sind sehr wichtig, aber nicht die große Anzahl. Und viele Schreckensmeldungen stellen sich nachher als falsch heraus“, berichtet Wiefels aus eigener Erfahrung.

Die Hebamme wird den Verdacht nicht los, dass die ständig steigenden Versicherungsbeiträge und der Anstieg an Kaiserschnitten zusammenhängen. „An einem Kaiserschnitt wird viel mehr Geld verdient als an einer natürlichen Geburt. Das ist für Kliniken also lukrativer.“ Selbst wollte sie sich nicht in dem System anstellen lassen. Nun baut sie sich ein zweites Standbein auf. Sie beginnt eine Ausbildung als Hundetrainerin und steigt in eine Hundeschule in Leichlingen mit ein.

www.hebammen-leverkusen.de/kontakt.html