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Bilder vom Karneval in LeverkusenJecke Feier im Regen – Das war der Zug in Holzhausen

Lesezeit 3 Minuten
Zug Holzhausen (Lützenkirchen) 2023 Karneval Leverkusen

Die Pänz vom Zirkus Lützikus

Der Zug in Holzhausen geriet zur jecken Party mit Tausenden Menschen am Wegesrand, einer familienfreundlichen Stimmung und jede Menge Regen.

„Echte Fründe stonn zesamme unterm Regenschirm“, heißt es beim kleinsten Leverkusener Karnevalszug in Holzhausen am Sonntagnachmittag, als es plötzlich wie aus Eimern gießt. Doch zusammen unter einem Schirm zusammenzurücken entwickelt auch einen ganz einigen Charme, der hervorragend zum Gefühl und der Philosophie des Zuges passt. Und ihren Zug lassen sich die Lützenkirchener ohnehin nicht nehmen – nicht noch ein Jahr: In Windeseile verwandelt sich das bunte Meer aus kostümierten und geschminkten Närrinnen und Narren auf dem Bruch dann einfach in ein buntes Meer aus Regenschirmen.

Hier finden Sie alle Bilder zum Zug in Holzhausen:

Der Hamburger Besuch ist Schietwetter gewöhnt

Zu Beginn dienen sie nur zum Fangen von Kamellen, doch dann kommt der erwartete Regen. Die Lützenkirchener Jecken sind vorbereitet, viele haben sogar einen zur Verkleidung passenden Regenschirm dabei. Rosa trägt zum Beispiel einen nicht nur zum Minnie Maus Kostüm, sondern auch zum Namen passenden rosafarbenen Regenschirm: „Eigentlich ganz gemütlich, kalt ist es ja nicht.“ Aus Hamburg angereist sind die Freundinnen Silke, Like und Steffi – und damit Schietwetter gewöhnt: „Wir lieben den rheinischen Karneval und sind froh, hier Freunde mit einem Haus direkt an der Strecke zu haben.“ Die drei haben sich dieses Jahr für ein Gruppenkostüm entschieden: Maus, Elefant und Ente von „Der Sendung mit der Maus“.

Rund 300 Karnevalisten sind es, die in den verschiedenen Fußgruppen, wie etwa den Jecken Schafen, dem Werbering Lützenkirchen, den Flotten Karotten und der Kolping-Familie mitlaufen. Sie ziehen gemütlich von der Dohrgasse aus Auf dem Bruch hinunter, drehen eine Runde über den Sperweg und am Sportplatz und kehren auf den Bruch zurück. Streckenmäßig handelt es sich also tatsächlich um den kürzesten Zug – aber nicht zeitlich. Die Lützenkirchener marschieren eben langsamer – ja vielleicht genussvoller – und bleiben regelmäßig stehen. Man kennt sich, herzt und büzt sich und tauscht Kamelle. Der Zug verzichtet auf Motoren, auf Pferde sowieso, die Wagen werden also nur von menschlicher Muskelkraft gezogen und geschoben.

Der prachtvolle Zirkus Lützikus

Einer der prachtvollsten Wägen ist der „Zirkus Lützikus“. Einst waren es Kegelfreunde, nun Erklärbärchen, die als verschiedene Zirkusnummern verkleidet ihre Kinder in einem prunkvollen Zirkuszelt mit Seifenblasenmaschine durch ein Spalier an Feiernden logieren. Ein paar Kinder aus der Nachbarschaft an der Zugecke können hier auf jeden Fall mithalten: Ihr Vater hat ihnen ein Raumschiff gebaut, mit vielen Rohren, Schläuchen und Konfettikanonen, von dem aus sie wie von einer Tribüne den Zug mit bestem Blick genießen.

Mit „Love, Peace und Harmonie“ setzten die Jecken Schafe ein buntes Zeichen für den Frieden. Eine Regenbogenfahne mit Friedenstaube und Friedenszeichen geleiten sie. Magda Kirchner findet das gut: „Wir müssen endlich wieder zusammen feiern, aber dürfen auch nicht vergessen, was im Rest der Welt gerade so los ist.“

Sonst hat der kleine Zug eben alles auch, was seine großen Geschwister haben – alles was dazu gehört eben. Es gibt eine Moderation, immer wieder Musik an Streckenposten und ein Motto: „Prinz Flo I. jeht op et janze, un lässt Holzhuuse widder danze!“ Und ja, das tut er, auf seinem Wagen, einem großen roten Schiff, läuft elektronische Tanzmusik mit starken Bässen, unter denen das ganze Schiff bebt. Sein Volk hüpft, tanzt und flippt aus, als er dann sogar noch zum Mikrofon greift und anfängt zu singen. Auch seine Vorgängerin, Ex-Prinzessin Elke II., hat einen Wagen und singt nochmal für ihre ehemaligen Untertanen: „Holzhuuse Alaaf you, e Levve lang!“

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