ChemparkMomentive baut neue Anlage für 32 Millionen Euro in Leverkusen

Blick auf den Chempark
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Leverkusen – Noch ist die Job-Bilanz negativ. Aber die Betonung liegt auf noch. Um die 30 Mitarbeiter werden gebraucht, um eine neue Anlage von Momentive zu betreiben, zu warten und die Qualität zu sichern. Das ist ungefähr die Hälfte des Personals, das seine Arbeitsplätze bei dem Silikon-Spezialisten verliert. Längerfristig soll der Job-Effekt hingegen positiv ausfallen. Denn nach dem Prinzip „Altes raus, Neues rein“ wird bei Momentive die Produktpalette umgestellt.
Wie das im Detail aussieht, zeigte sich am Mittwoch. Geschäftsführer Matthias Steiner stellte mit seinen Kollegen Holger Glatzer und Stefan Schorn ein Projekt vor, das die Zukunft des Leverkusener Werks sichern soll. Die Zauberformel dafür heißt NXT, was nicht mehr bedeutet als „Next Generation Tires“. Es geht also um Autoreifen und deren Fortentwicklung. Was vor allem weniger Rollwiderstand bei gleicher Griffigkeit bedeutet. Dazu leistet Momentive mit seinem Silan einen Beitrag. Es ist dermaßen speziell, dass die Firma weltweite Patente nicht nur auf das Molekül hält, sondern auch auf einige Schritte der Herstellung. Letztere seien „nicht so leicht zu kopieren und die Patente laufen auch noch länger“, berichtete Holger Glatzer. Er ist Europa-Chef der Prozesstechnik, hat aber vor eineinhalb Jahrzehnten an der Entwicklung des Spezial-Silans in den USA mitgearbeitet. Dort wird die Zutat für rutschfestere Reifen schon seit zwölf Jahren hergestellt.
Seit zwei Jahrzehnten in Leverkusen
Inzwischen ist man bei Momentive sicher, dass die Nachfrage den Bau eines weiteren Werks hergibt. Dass die Wahl auf Leverkusen fiel, sei für ihn persönlich eine „außergewöhnlich positive Nachricht“, sagte Steiner. Auch, weil er seit reichlich zwei Jahrzehnten im Werk ist, die Silikon-Herstellung also noch als Bayer-Sparte kennt.
Nach letzten Berechnungen wird die NXT-Anlage rund 32 Millionen Euro kosten. Sofern die Bezirksregierung mitspielt, kann sie Ende nächsten Jahres anlaufen. In den kommenden Wochen soll der Antrag auf Erteilung einer Bau- und Betriebsgenehmigung in Köln eingereicht werden, sagte Stefan Schorn.
Details zur Anlage
Der Projektleiter nannte Details zu der Anlage, die pro Jahr rund 10 000 Tonnen NXT liefern soll. Dafür muss sie an sieben Tagen der Woche 24 Stunden laufen. Den Bauplatz haben die Momentive-Leute im Zentrum des Wiesdorfer Werksteils gefunden. Auf dem 8500 Quadratmeter großen Grundstück stand früher eine Anlage von Bayers Kunststoff-Sparte. Von deren Nachfolger Covestro wurde das Land langfristig gepachtet. Die eigentliche Produktion steht in einer Betonwanne auf 1600 Quadratmetern Grund und wird 16 Meter hoch. Nebenan findet auf 900 Quadratmetern eine Abfüllanlage Platz, die einen Meter niedriger wird. Die Messwarte, von der aus die Anlage gesteuert wird, braucht nebst Sozialräumen 450 Quadratmeter Fläche.
Bleiben 1600 Quadratmeter. Dort kommt eine zweite NXT-Anlage hin, wenn sich die Erwartungen bei Momentive erfüllen. Matthias Steiner ist so zuversichtlich, einen Zeitplan preiszugeben: Ende 2020 kann die Produktion laufen.
Der Stoff für „Next Generation Tires“ soll nicht alles sein für das nächste Momentive-Zeitalter im Chempark. Vom Massenmarkt werde sich der Silikon-Hersteller verabschieden, so Steiner. „Wir wollen hin zu mehr Spezialitäten. Das sollte auch mehr Arbeitsplätze bringen.“
Informationen zur NXT-Anlage gibt Momentive am Dienstag, 12. Juli, von 9 bis 16.30 Uhr im „Chempunkt“, Friedrich-Ebert-Straße 102.