Wie bringt man Menschen Begegnung, Spiritualität und Kultur näher, die „nicht so kirchennah“, sind, wie es Ralf Schiefer ausdrückt? Indem man mitten in der Stadt, in und an einem Kirchengebäude, einen Ort der Begegnung schafft. Das war der Gedanke, als vor 25 Jahren die „Citykirche“ im Herzen von Wiesdorf gegründet wurde. Ein Projekt des Stadtdekanats, das zeigen soll, dass Kirche mehr als ein Gebäude ist: als offener Ort, mitten im urbanen Leben.

Café steht für jeden offen

„Die Idee ist aufgegangen“, sagt Schiefer rückblickend. Von Beginn an leitet er das Projekt, jetzt seit einem Vierteljahrhundert. Die Institution sei in der Stadt bekannt, das für jeden offenstehende Café werde regelmäßig besucht. Und doch: „Es ist nicht mehr so einfach, Menschen in die Kirche zu bekommen.“ In der Anfangszeit waren die Feierabendkonzerte am Donnerstag immer sehr gut besucht, das Begegnungscafé an sechs Tagen die Woche geöffnet. Jetzt sind es noch vier Tage. Der strukturelle Wandel in Wiesdorf macht sich bemerkbar.

„Früher durfte man hier nur eine Wohnung beziehen, wenn man beim Bayer gearbeitet hat“, erinnert sich Schiefer. Heute ist die Ecke um das verwaiste ehemalige Kaufhofgebäude wie ausgestorben. Aus seiner Lehrertätigkeit weiß Organist Christian Röske zudem, dass sich die Bevölkerungsstruktur deutlich gewandelt hat: „In den beiden Grundschulen hier haben wir einen Migrantenanteil von bis zu 90 Prozent.“

Dabei sei die Citykirche kein Ort, der Christen vorbehalten ist, jeder ist willkommen. Das soll auch eine digitale Ausstellung verdeutlichen, die aktuell in der Herz-Jesu-Kirche aufgestellt ist. „Look at me“ heißt das Werk des Fotografen Wolfgang Bellwinkel, der Videoporträts von 20 jungen Menschen der abrahamitischen Religionen – also Judentum, Christentum und Islam – ausstellt. Die Gesichter auf den Bildschirmen bewegen sich kaum, gelegentlich ist ein Blinzeln zu sehen. „Die Idee ist, diesen Menschen ins Gesicht zu schauen und sich selbst zu hinterfragen: Begegne ich dieser Person wirklich vorurteilsfrei?“, erklärt Schiefer. Und damit einen Beitrag zur Völkerverständigung leisten.

Fast alles kostenfrei

Vieles hat sich etabliert: die Marktandachten am Mittwoch, der Gottesdienst am Samstag zum guten Start in das Wochenende, Konzerte, Lesungen, Film‑Café und Ausstellungen. Bis auf die Filmvorstellungen, für die wegen des Urheberrechts drei Euro Eintritt genommen werden müssen, sind alle Veranstaltungen kostenfrei. Ein Höhepunkt ist außerdem jedes Jahr die Teilnahme an der „Leverkusener Kunstnacht“, bei der die Citykirche von Anfang an dabei ist, in diesem Jahr zum 21. Mal. 

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Stefanie Schmidt

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Und in diesem Jahr die große Feier zum 25-jährigen Bestehen am Samstag, 28. Juni. „Eigentlich wollten wir 20 Jahre feiern, aber da kam Corona dazwischen“, berichtet Schiefer. „21 Jahre wollten wir dann nicht feiern und dachten uns: Dann warten wir auf die 25, das ist auch ein echtes Jubiläum.“ 

Seit einem Jahr arbeiten Schiefer und Röske, gemeinsam mit Martina Böhm vom katholischen Bildungsforum und rund 15 ehrenamtlichen Mitarbeitenden an dem Jubiläumsprogramm dessen Höhepunkt ein Festkonzert in der Herz-Jesu-Kirche sein wird. Es ist gleichzeitig das letzte große Konzert von Organist Christian Röske, der sich im September in den Ruhestand verabschiedet. Er wird nicht nur gemeinsam mit seinem Nachfolger Jeroen Krijnen auftreten, sondern hat auch besondere Gäste geladen, etwa seine erste Musiklehrerin Maria Bräutigam, die mit ihrem Cembalo extra aus Leipzig anreist – mit 84 Jahren. 

Das Festprogramm

10 Uhr: Festmesse in der Herz-Jesu-Kirche mit Pfarrer Peter Beyer und Stadtdechant Heinz-Peter Teller; anschließend Begrüßung durch Oberbürgermeister Uwe Richrath und Pfarrer Michael Kuhlmann. 12 Uhr: Gemeinsames veganes und fair gehandeltes, freies Mittagsbuffet im Innenhof und Don Bosco Saal12 bis 16 Uhr Musik eines Gitarrenduos13 Uhr Auftritt Zauberer16 Uhr Festkonzert in der Herz-Jesu-Kirche