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Denkmalschutz in LeverkusenInvestor will am Maashof viele neue Wohnungen bauen

Lesezeit 4 Minuten
Ein Gebäude steht auf einem verwilderten Grundstück.

Der historische Maashof in Quettingen liegt versteckt hinter hohen Bäumen und dichtem Gebüsch an der Quettinger Straße.

In Quettingen kündigt sich an einem für die Ortsgeschichte wichtigen Platz ein großes Neubauprojekt an.

Wer sich auf die Suche nach dem für Quettingens Ortsgeschichte vielleicht wichtigstem Baudenkmal macht, der fährt erstmal glatt dran vorbei. Denn nichts deutet darauf hin, dass sich hinter den dichten vier, fünf Meter hohen Kirschlorbeer- und Haselnussbüschen an der Quettinger Straße in Höhe der Hausnummer 126 etwas Interessantes verbergen könnte.

Und doch liegt hier, 20 Meter von der Straße entfernt, unter hohen alten Bäumen der Maashof, ein zweigeschossiges Hofgebäude mit Bruchsteinmauerwerk im Erdgeschoss und Fachwerk darüber, das im Kern aus dem 17. Jahrhundert stammt. Das einem verwilderten Park gleichende, zu dem Hof gehörige Grundstück ist knapp 6400 Quadratmeter groß. 

Auf dem Gelände dieses Hofes will ein Investor drei Einfamilienreihenhäuser, ein frei stehendes Einfamilienhaus sowie zwei Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 26 Wohnungen inklusive Tiefgarage bauen. Dabei handelt es sich um Wohnungen für den freien Markt, nicht um geförderten Wohnungsbau. Die Baugenehmigung für die geplanten Wohngebäude liegt nach Angaben der Verwaltung vor. Sie sei mit den erforderlichen Befreiungen (von den Festsetzungen des B-Plans, Red.) erteilt worden, teilt die Verwaltung auf Anfrage des „Leverkusener Anzeiger“ mit. Für das Gelände gilt der Bebauungsplan Nr. 31 II.

Gefragt, was es mit diesen Befreiungen denn auf sich hat, erläuterte Udo Issinger, stellvertretender Leiter des Fachbereichs Bauaufsicht, dass der Bebauungsplan für das Verhältnis zwischen der Grundstücksfläche und der bebauten Fläche, das in der Grundflächenzahl ausgedrückt wird, für den Maashof einen Wert von 0,4 vorsieht. Mit der aktuellen Bebauung ist ein Wert von 0,09 erreicht. Die Neubauplanung für das Gelände führt dazu, dass dieser Wert auf 0,22 steigt, also eine 50-prozentige Ausnutzung der Möglichkeiten für das Areal. „Das ist immer noch eine sehr passive Nutzung“, befand Issinger. 

Eine Grundstückseinfahrt mit einem Tor

Die Einfahrt zum Grundstück macht einen pflegebedürftigen Eindruck. Das kleine Haus im Hintergrund steht leer.

Die Einfahrt zum Grundstück macht von der Straße aus betrachtet derzeit einen pflegebedürftigen Eindruck. Linker Hand liegt halb verdeckt von ein paar hohen Fichten ein leerstehendes Gebäude. Das sei „in seiner Substanz nicht mehr zu erhalten und kann entfernt werden“, heißt es dazu in einem Bürgerantrag aus dem Jahr 2019 zum Bebauungsplan. Denn bereits vor sechs Jahren lotete der damalige Kölner Eigentümer bei der Verwaltung die Möglichkeiten aus, das große freie Gelände zu bebauen und schlug vor, den B-Plan mit einem Änderungsverfahren in Richtung seiner Wünsche anzupassen.

Aus seinen Plänen wurde nichts. Der Hof und das Grundstück haben in den Folgejahren irgendwann den Eigentümer gewechselt. Der aktuelle Investor sei in Nordrhein-Westfalen ansässig, aber kein Leverkusener, nur so viel ist dazu von der Verwaltung zu erfahren. Datenschutz.

Alte Bäume stehen vor einem Haus.

Der schützenswerte Baumbestand soll erhalten bleiben.

Immerhin ist von der Stadt zu erfahren, dass der Maashof selbst bei dem Neubauprojekt erhalten bleiben soll. Er steht seit 1984 unter Denkmalschutz, jedenfalls zu einem Drittel. Vermutlich betrifft der Denkmalschutz nur den eigentlichen Bruchstein-/Fachwerkbau, nicht das westlich angebaute Gebäude aus dem späten 19. Jahrhundert. Aber auch dieses soll demnach stehen bleiben. Das gleiche den schützenswerten Bestand an Bäumen, zum Beispiel die mächtige Blutbuche, die mit ihrer großen runden Krone das Gelände überwölbt. Zudem ist der Investor in der Baugenehmigung verpflichtet worden, klimaresiliente Bäume neu zu pflanzen. Sechs Stück sollen zum Beispiel vor den Häusern entlang der Quettinger Straße stehen. 

Am Fußweg entlang, der Quettinger Straße und Rolandstraße verbindet, stehen Drängelgitter an der Grundstücksgrenze. Von irgendeiner Bautätigkeit ist nichts zu sehen. Wann die Bauarbeiten beginnen sollen, teilt die Verwaltung ebenfalls nicht mit. Das obliege dem Investor. 

Wenn die neuen Häuser gebaut sind, sind die Kirschlorbeer- und Haselnussbüsche an der Straße Geschichte. Statt ihrer wird dann der Gebäuderiegel der beiden Mehrfamilienhäuser den Blick auf den Maashof versperren. Nicht ganz, so Issinger: Wer aus Richtung Lützenkirchen die Straße in Richtung Zentrum hinuntergeht oder -fährt, soll, wenn er oder sie nach rechts blickt, in einem Sichtdreieck einen Blick auf den historischen Hof erhaschen können. 


Führung durch Quettingen

Der Offene Frauentreff der katholischen Kirchengemeinde St. Maria Rosenkranzkönigin lädt für Donnerstag, 3. Juli, 18.30 Uhr, zu einer Führung durch Quettingen ein. Unter fachkundiger Leitung von Bernhard Geuß geht es auch am Maashof vorbei. Treffen ist auf dem Parkplatz, Quettinger Straße 143. Nach der Führung gibt es einen Vortrag im Pfarrsaal von St. Maria Rosenkranzkönigin. (ps)