Die Kirche muss vermehrt auf Ehrenamtler zählen.
Kirchenkreis muss sparenDie evangelischen Christen aus Leverkusen kämpfen mit hohem Defizit

Bernd-Ekkehart Scholten erklärt die Ergebnisse der Synode.
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Ehrenamtliche evangelische Prediger gibt es schon lange, aber die Ausbildung, um sich vor die Gemeinde stellen zu dürfen, ist umfangreich. In Leverkusen liegt die Schwelle jetzt einen Tick tiefer, hier wurden jetzt die ersten zwei Kurse abgehalten, die normalen Gemeindeglieder zu Lektoren und Lektorinnen machen. Lektor ist so etwas wie ein „Pfarrer Light“ und in Zeiten knapper Kassen ist es wohl öfter nötig, dass eine Gemeinde einen Gottesdienst halten kann, ohne, dass ein Pfarrer da ist. Aber ganz einfach ist die Sache nicht: Wie durch den Titel „Lektor“ angedeutet wird, sollen die Hilfspfarrer mehr lesen als selbst predigen. Falls jemand wirklich predigen will, muss er die Inhalte vorher mit einem Pfarrer oder zugelassenen Prädikanten (Prediger) absprechen.
Die Kurse hielt der ehemalige Leverkusener Superintendent Gert-René Loerken, der jetzt im Ruhestand ist. Die Kurse dauern ein Jahr, im ganzen Leverkusener Kirchenkreis stellen sich 18 Gemeindeglieder der Aufgabe und dürfen jetzt einen Sonntagsgottesdienst leiten. Den Plan stellte der amtierende Superintendent Bernd-Ekkehart Scholten auf einer Pressekonferenz vor, in der er über die Ergebnisse der zweitägigen Kirchenkreis-Synode am letzten Juni-Wochenende 2025 in der Rheindorfer Hoffnungskirche informierte. Die Synode ist so etwas wie das Parlament aller elf evangelischen Gemeinden im Kirchenkreis; sie tagt öffentlich. Zum Kirchenkreis gehören sechs Leverkusener, zwei Leichlinger, und je eine Gemeinde aus Monheim, Langenfeld und Burscheid.
Leverkusen: Ohne Ehrenamtler geht nichts mehr
Dass es auch beim Sonntagsgottesdienst nicht mehr ohne Ehrenamtler geht, hat letztlich mit fehlendem Geld zu tun, denn allen wäre es wohl lieber, gäbe es nur genug Hauptamtliche.
Die Menschen im Kirchenkreis müssen aber noch mit einem ganz anderen Problem umgehen: 2024 wurde ein Defizit von 700.000 Euro eingefahren. Das sei deutlich drastischer als im Durchschnitt der anderen Kirchenkreise, sagt Scholten. In der evangelischen Kirche haben die Gemeinden in der Synode das Sagen, es wird also nicht von oben entschieden, das ist einer der großen Unterschiede zur katholischen Kirche. Die Gemeinden haben die Kirchensteuerhoheit und geben Geld an den Kirchenkreis.
Den Haushalt haben die Gemeinden jetzt noch einmal beschlossen. Dennoch müssen sich alle im Kreis unterhalten, wo noch Geld eingespart werden kann, 700.000 Euro sind keine Kleinigkeit, der gesamte Etat des Kirchenkreises beträgt 2,5 bis 2,8 Millionen Euro, der Fehlbetrag ist also etwa ein Viertel.
Sparrunden können bald auf die neun Bereiche zukommen, die vom Kreis verwaltet werden: Diakonisches Werk, Jugendwerk, Bildungswerk, die drei Referate Jugendreferat, das Schulreferat, das Seelsorgereferat und die evangelische Kita-Fachberatung. Dazu die Prävention sexualisierte Gewalt und die Öffentlichkeits- und Pressearbeit und natürlich die Verwaltung des Kirchenkreises selbst.
An der Liste sieht man, dass die Kürzungen auch außerhalb der evangelischen Kirche Auswirkungen haben dürften. Dieses Mal sind es keine Kirchenaustritte, die den evangelischen Christen das Minus bescheren, sondern eher eine Minderung der laufenden Kirchensteuer, zum Beispiel, wenn es mehr Beerdigungen und weniger Taufen im Kreis gebe. Auch die Höhe der Einkommen spielt natürlich eine Rolle. Wenn die Gehälter hoch sind, fließt auch viel Kirchensteuer – und umgekehrt. Wo konkret gespart werden soll, dazu kann Scholten noch nichts sagen, das werde man jetzt erst gemeinsam herausfinden.
Die Leverkusener haben ein bedeutendes Geldproblem, dennoch will man in diesem Jahr die Freundschaft mit einer Gemeinde aus Tansania feiern. In Tansania sieht es nämlich noch ganz anders aus als hier. Mit Geld aus Leverkusen wurde dort neulich ein Brunnen gebohrt, damit die Bevölkerung Wasser aus einem Hahn und nicht aus einer Quelle holen muss, aus der auch die Tiere trinken. Die Freundschaft währt jetzt 40 Jahre und soll mit einer Pflanzaktion gefeiert werden: Über eine Kollekte will man Geld sammeln, dafür sollen 80 Bäume gekauft werden, 40 für den Lukajange-Distrikt und 40, die in Leverkusen gepflanzt werden sollen.