Kuratorin verlässt MuseumViel Verständnis und Bedauern – „Hätte genauso gehandelt“

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Berufliche Entscheidungen so treffen, dass man „noch in den Spiegel schauen kann“: Den Abgang von Stefanie Kreuzer (im Bild) versteht nicht nur Kulturpolitikerin Roswitha Arnold.

Berufliche Entscheidungen so treffen, dass man „noch in den Spiegel schauen kann“: Den Abgang von Stefanie Kreuzer (im Bild) versteht nicht nur Kulturpolitikerin Roswitha Arnold.

Leverkusen  – Kuratorin Stefanie Kreuzer verlässt das Museum Morsbroich nach 13 Jahren (wir berichteten): Es ist eine Meldung, die dieser Tage ein wenig von der Corona-Krise ab- und den Blick zwischenzeitlich mal wieder auf eine der großen Baustellen dieser Stadt lenkt. Auf die Situation des Museums nämlich: Die steht seit Jahren irgendwie stellvertretend für jene Schieflage, in der sich die städtische Kultur in Leverkusen generell befindet. Pars pro Toto. Ein Teil als Symbol für das Ganze. Kreuzers Abgang trifft Leverkusen. Und er bewegt nicht zuletzt den Oberbürgermeister Uwe Richrath (SPD) und Roswitha Arnold (Grüne) als Vorsitzende des Kulturausschusses.

„Hohe Wertschätzung"

„Ich bedaure das sehr“, sagt Richrath, der Anfang März „in einem persönlichen Gespräch“ über Kreuzers Entscheidung informiert wurde. Der OB spricht von einer „hohen Wertschätzung“, die er gegenüber Kreuzer hege. Er sagt: „Ich kann ihre Entscheidung verstehen.“ Und er nimmt das Wort „Herausforderung“ in den Mund. Denn genau das sei dieser Verlust. Die Herausforderung, eine geeignete Nachfolgerin oder einen Nachfolger zu finden. Dies solle aber nicht sofort geschehen. Sondern wohlüberlegt. Und vor allem: „In enger Abstimmung mit einer neuen Museumsleitung.“

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Diese muss gleichwohl auch erst noch gefunden werden: Vor zwei Jahren ging Direktor Markus Heinzelmann quasi über Nacht. Ein neuer Museumschef ist seitdem nicht gefunden. Der kommissarische, Dr. Fritz Emslander, macht keinen Hehl daraus, dass er diese Aufgabe nicht übernehmen, sondern lieber als Kurator weiterarbeiten will. Und deshalb sei man eben, das betont Richrath, weiterhin auf der Suche. Mit einer Ausschreibung. Und mit der Hilfe von Headhuntern. Wichtig ist ihm derzeit vor allem, „dass der Ausstellungsbetrieb auch ohne Frau Kreuzer gesichert ist“. Die Corona-Krise erschwere dies zwar. Aber ungeachtet dessen arbeite man aktuell mit externen Beratern und Gastkuratoren zusammen am Museumsprogramm für 2021, das unter anderem eine Beuys-Ausstellung umfassen soll.

Deutliche Worte

Arnold äußert sich zunächst ähnlich bedauernd zu und lobend über Kreuzer: „Ich habe sie immer als gute Kunst- und vor allem Ausstellungsfachfrau gesehen. Den Zugang, den sie zur Kunst bietet, finde ich wunderbar.“

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Indes: Arnold wird recht deutlich, wenn sie den „Verlust“ der Kuratorin, die nun ans Kunstmuseum Bonn wechseln wird, auch mit Kritik an der Handhabung der Politiker und mancher Bürger der Stadt mit dem Museum verknüpft: „Ich will ihr nichts unterstellen, warum sie nun geht. Aber ich kann sie verstehen, denn: Wenn immer wieder abwertend über das gesprochen wird, was im Museum gemacht wird, und wenn sich die Diskussion um die Rettung des Hauses wie zuletzt im Falle der Parkplätze immer wieder in Kleinigkeiten verliert – dann macht das etwas mit einem.“ Dann mache das etwas mit einer Kuratorin wie Kreuzer.

„Wir sind über Jahre hinweg mit dem Museum – und mit der Kultur – nicht pfleglich umgegangen.“ Und spätestens mit der durch externe Wirtschaftsprüfer empfohlenen Schließung des Hauses sei „ganz viel kaputt gegangen“. All das führe dann zwangsläufig dazu, „dass sich das jeweilige Personal nicht mehr gewertschätzt“ fühle. „Ich will ja mein berufliches Leben möglichst so gestalten, dass ich noch guten Gewissens in den Spiegel schauen kann“, sagt Arnold. Sprich: „Ich hätte genauso gehandelt.“

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