EinführungNeuer Pastor tritt sein Amt an

Willi Müller wird am Sonntag in sein Amt eingeführt.
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Wiesdorf – Die Frage nach dem Geburtsort drängt sich auf, wenn Willi Müller spricht – der norddeutsche Akzent ist sehr ausgeprägt. Dabei lebt er bereits seit sechs Jahren im Rheinland. Geboren ist er jedoch 1957 in Lüneburg. Am Sonntag um 11 Uhr wird er als neuer Pastor der Baptisten in der Evangelisch-Freikirchlichen Kirche, Gustav-Freytag-Straße 1, eingeführt. „Ich freu' mich auf die vielen Besucher; all die Freunde, die kommen“ sagt er. Kirche, findet er, müsse Kirche für Menschen sein. „So, wie Bonhoeffer das gesagt hat.“
Schöne Aufgabe
Müller ist gern unter Leuten: „Ich unterhalte mich liebend gern mit Menschen.“ Der Pastor sieht darin eine Hauptaufgabe der Kirche; bei den Menschen zu sein, sie aus der Einsamkeit herauszuholen und zur Entfaltung zu bringen. „Darum muss es immer gehen. Das ist eine schöne Aufgabe.“ Junge Leute sind eine Zielgruppe, die Müller am Herzen liegt, ein Schwerpunkt seiner Arbeit, wobei der 55-Jährige dies weniger am Alter festmacht. „Junge und jung Gebliebene“ spricht er mit seinen Events an; das nächste am Samstag, 27. Oktober: „A difference“ steht auf dem großen Plakat, das schon gedruckt ist. „Was macht den Unterschied im Leben mit oder ohne Gott, das ist das Thema“, erläutert Müller.
Der Pastor lebt mit seiner Frau, der jüngsten der vier Töchter und dem zehnjährigen Pflegesohn hier. Die älteren drei Töchter stehen bereits auf eigenen Füßen. Bevor er nach Leverkusen kam, war Müller in einer kleinen Gemeinde in Köln tätig, davor vier Jahre in der Lausitz-Mission. „Das war interessant durch die Öffnung im Osten und dadurch, dass dort vieles ins Bröckeln kam“, erzählt der Pastor. Von Köln aus wurde er dann stundenweise nach Leverkusen ausgeliehen: „Leiharbeit“, sagt Müller lachend. Als die Stelle dort frei wurde – Günter-Helmrich Lotz wechselte nach Pforzheim – kam Müller nach Leverkusen. Und fühlt sich hier wohl. „Am Rheinland schätze ich die Offenheit der Leute, ihre Lebensfreude.“ Die Norddeutschen, findet er, seien aber auch gar nicht so verklemmt, wie es oft heiße. Vielleicht etwas beständiger, bodenverhafteter. Müsse man ja auch sein, bei dem Wind dort. Die Beständigkeit macht es ihm noch ein wenig schwer, sich für Bayer 04 zu begeistern. „Man hat mir gesagt, ich muss Fan werden.“ Er werde ganz sicher mal ins Stadion gehen, verspricht er, aber: „Mein Herz schlägt immer noch für den HSV.“ In Hamburg hat er seine Jugendzeit verbracht und die verschiedenen christlichen Konfessionen kennengelernt. In die baptistische Freikirche ist er dann „irgendwie hineingewachsen“.
Reformwille
An seiner neuen Heimat mag Willi Müller vor allem auch die kulturellen Möglichkeiten und die Nähe zum Bergischen Land. Beides wird er viel nutzen, da ist er sich sicher. Aber auch woanders wird er zu finden sein: „Ich mag Wiesdorf, die Einkaufsmeile.“Müller spielt gern Klavier, wenn er mal ganz für sich ist. „Musik ist das schönste Medium, das Gott uns mitgegeben hat.“ Ob er einen Wunsch hat, anlässlich seiner Amtseinführung? „Viele Wünsche“, antwortet Müller ernst. Der wichtigste ist: „Dass eine große Basis an Reformwilligkeit da ist. Ich glaube, dass Kirche sich immer wieder reformieren muss. Wenn sich nichts verändert, dann geschieht auch nichts mehr.“ Oder, da zitiert er, was sein 80-jähriger Schwiegervater gern sagt: „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.“