Angst vor QuarantäneSo gehen Leverkusener Schulen mit dem Ende der Maskenpflicht um

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In den Schulen gibt es keine Maskenpflicht am Sitzplatz mehr.

Leverkusen – Seit dem 2. November müssen Schülerinnen und Schüler keine Maske mehr am Platz tragen. Bei den hohen Infektionszahlen (Inzidenz am Freitag in Leverkusen bei 157) ist das durchaus ein Risiko. 77 Coronafälle an 30 Schulen gibt es laut Stadtverwaltung derzeit. Im Sieben-Tages-Zeitraum haben die 6-10-Jährigen einen Anteil von knapp 20 Prozent an allen Infektionen, insgesamt hat die Gruppe der 6-18-Jährigen einen Anteil von rd. 30 Prozent, schreibt die Stadt. Wie gehen die Schulen mit dem Thema Maske um?

Am Lise-Meitner-Gymnasium schätzt Schulleiter Stefan Thielen, dass mindestens zwei Drittel der Schülerschaft die Maske im Unterricht auflässt. „Ich hätte mir auch gewünscht, dass das Land so nicht entschieden hätte“, betont Thielen.

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Nachdem das Ende der Maskenpflicht verkündet wurde, hätte die Lehrerschaft mit ihren Klassen und Kursen gesprochen, erzählt er. Es seien überall „verträgliche Lösungen“ gefunden worden. Er selber unterrichtet einen Oberstufenkurs: Einige Schüler hätten die Maske gern abgenommen, man hat sich dann solidarisch darauf geeinigt, die Maske dennoch aufzubehalten.

Räumliche Trennung als Idee

Seinen Lehrerinnen und Lehrern hatte Thielen auch vorgeschlagen, die Schülerinnen und Schüler räumlich etwas zu trennen, sollte es unterschiedliche Meinungen geben, sodass die mit Maske mehr Abstand zu denen ohne hätten. Er wisse aber nicht, ob das in einer Klasse umgesetzt worden sei, räumt er ein. Die große Angst vieler Schüler sei die vor der Quarantäne, sagt er.

Geimpfte Jugendliche sind nach Angaben des Landes NRW allerdings von der Quarantänepflicht ausgenommen. Aktuell sind laut Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) 10.130 Impfungen bei den Zwölf- bis 17-Jährige in Leverkusen gesetzt worden (Stand 2. November): 5316 Erstimpfungen, 4791 Folgeimpfungen und 23 Auffrischungsimpfungen.

Gero Steinmetz, Elternvertreter am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium, teilt die Einschätzung, dass die Jugendlichen „sehr verantwortungsbewusst“ damit umgehen. Wer lieber eine Maske trage, tut das. Wer sagt: Ich benötige keine Maske, eben auch. Das werde von allen Seiten akzeptiert, sagt Steinmetz.

Ute Linnecken-Heu, Schulpflegschaftsvorsitzende am Werner-Heisenberg-Gymnasium, hat beobachtet und erfahren, dass die Schülerinnen und Schüler die Maske größtenteils auflassen: „Die meisten verzichten aufs Absetzen“. Auch Rita Heil von der Schulpflegschaft am Landrat-Lucas-Gymnasium hat die Rückmeldung erhalten, dass viele Schüler nach wie vor die Maske auf freiwilliger Basis tragen.

Impftermine in der Stadt

Die Stadt bietet weiterhin mobile Impftermine an, auch für Jugendliche. In Rheindorf und Opladen gibt es jeweils ein stationäres Impfangebot. Auf eine Anfrage an die Stadtverwaltung zu den Impfungen an Schulen antwortet die Stadt, dass es acht Impftermine an Schulen gegeben habe (Städtisches Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung, BK Geschwister Scholl Schule, Berufskolleg Opladen, Gesamtschule Rheindorf, Lise-Meitner-Gymnasium, Städtische Kath. Hauptschule Im Hederichsfeld, Realschule Am Stadtpark, Landrat-Lucas-Gymnasium, teilweise zwei Termine an einer Schule).

Herzmuskelentzündung?

Die Fraktion Aufbruch Leverkusen hat darüber hinaus gefragt, wie das Gesundheitsamt der Stadt den jüngsten Sicherheitsbericht des Paul-Ehrlich-Instituts bewertet. Nach diesem Bericht wurden bis Ende Juli 24 Fälle einer Herzmuskelentzündung (Myokarditis) deutschlandweit nach Coronaimpfungen mit dem Bion­tech-Wirkstoff bei Kindern und Jugendlichen zwischen zwölf und 17 Jahren registriert.

Die Stadt selber schreibt dazu: „Die Rate an Myokarditiden nach Infektion mit SARS-CoV-2 ist erheblich höher als die Rate an Myokarditiden nach Impfung. Die vergleichende Risikobetrachtung belegt mithin auch in dieser Hinsicht den Benefit der Impfung.“ Auch das Paul-Ehrlich-Institut selbst schreibt auf seiner Webseite, dass auch wenn die Daten darauf hinwiesen, „dass mehr Fälle berichtet wurden als statistisch zufällig zu erwarten“ sei, das Nutzen-Risiko-Verhältnis der mRNA-Impfstoffe „unter anderem wegen der Seltenheit der Berichte dennoch weiter positiv“ bewertet würde. Myokarditis ist nach einer Coronaimpfung „weiterhin selten“.

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