Energiekosten und PersonalmangelDas Leverkusener Tierheim arbeitet am Limit

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Das Tierheim Leverkusen ist gut ausgelastet, doch explodierende Kosten bereiten Gerd Kortschlag Sorgen.

Leverkusen – Wenn steigende Kosten auf sinkende Einnahmen treffen, kann es schnell sehr eng werden. Diese Erfahrung macht aktuell auch das Leverkusener Tierheim.

„Die Lage ist beschissen“, bestätigt Gerd Kortschlag, Vorsitzender des Tierschutzvereins Leverkusen, der das Tierheim in Opladen betreibt. Immens gestiegene Energie- und Tierarztkosten, der Preisanstieg insgesamt sowie eine sinkende Spendenbereitschaft bereiten ihm Sorgen.

12.700 Euro Nachzahlung für Flüssiggas

Im April flatterte Kortschlag eine Nachzahlung für das Flüssiggas ins Haus, mit dem das Tierheim betrieben wird: 12.700 Euro. „Da musste ich mich erstmal setzen.“ Die monatliche Abschlagszahlung ist inzwischen von 2700 auf 5400 Euro verdoppelt worden. „Eine so dramatische Erhöhung hat doch niemand erwarten können.“

Hinzu kommt die aktuelle Nachricht von der Tierärztekammer, dass diese ihre Kostensätze ab August deutlich anhebt. Und das Tierfutter ist ja ohnehin schon merklich teurer geworden. Wie so vieles. Was dazu führt, dass die Portmonees fester verschlossen bleiben. „Die Leute sagen mir jetzt immer öfter: ‚Ich bin ja tierlieb und möchte helfen, aber ich kann es mir jetzt nicht mehr leisten zu spenden.‘“

Dramatischer Personalmangel

Hinzu kommt: „Uns fehlt dramatisch Personal.“ Sechs Tierpfleger und vier Auszubildende sind zurzeit im Tierheim an der Reuschenberger Straße beschäftigt, zwei Tierpflegerstellen sind ausgeschrieben. „Aber wir kriegen niemand“, beklagt Kortschlag, der weiß, dass es landauf landab momentan so aussieht. Bei einer Bezahlung nahe am Mindestlohn und mit regelmäßiger Arbeit an Sonn- und Feiertagen sei eben schon einiges an Idealismus gefragt, erklärt er sich das.

Das Leverkusener Tierheim ist gut ausgelastet, aber nicht überfüllt. Fundtiere aus Leverkusen, Leichlingen und Burscheid werden noch aufgenommen, nicht aber aus weiteren Kommunen. „Wir tun, was wir können, aber wir können nicht die Welt retten“, sagt Kortschlag.

TierheimLev

Ein Erweiterungsbau für das Tierheim in Opladen soll entstehen - und wirft weitere Finanzprobleme auf.

Wenigstens hält sich die Zahl der Tiere, die als Kuschelkameraden zur Corona-Zeit angeschafft worden sind, nun aber wieder abgegeben werden sollen, in Leverkusen in Grenzen. Da gab es eine Hündin, die mit zehn Welpen zurückkam. „Sehr niedlich, aber viel Arbeit und Geldaufwand.“ Und in den letzten Tagen kamen insgesamt 20 an verschiedenen Orten ausgesetzte Katzenbabys hinzu, die zunächst einmal untersucht, geimpft und untergebracht werden müssen.

„Wir sind gut ausgelastet“, beschreibt Gerd Kortschlag den Ist-Zustand. Der geplante Erweiterungsbau in Fertigbauweise aus Holz ist inzwischen genehmigt und ausgeschrieben. Nun wird also eine Baufirma gesucht, die die notwendige Zeit und das Material hat, das Bauvorhaben im Kostenrahmen umzusetzen.

Das war anfänglich mal mit 500.000 Euro kalkuliert worden, inzwischen gelten 1,1 Millionen Euro als realistisch. Mehr ist aber auch nicht drin. „Das ist das absolute Limit.“ Der Verein wolle schließlich ohne Fördermittel auskommen und den Neubau aus eigener Kraft stemmen. Aber das wird, wie gesagt, ganz schön eng.

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