Erster Anmachspruch war „dreist“Leverkusener Musikerpaar feiert Diamanthochzeit

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Karl-Heinz und Theresia Schlechtriem in ihrem Garten in Küppersteg

Leverkusen – Sollte man solch einen Text mit dem Klischee „Musik verbindet“ beginnen? Angebracht wäre es allemal, denn vor 60 Jahren gaben sich Karl-Heinz und Theresia Schlechtriem das Ja-Wort in Küppersteg. Und kennengelernt haben sie sich über die Musik. Mehr noch: Notenschlüssel und Taktstock blieben das verbindende Element bis heute.

Der erste Kontakt fand in den 60ern während des Studiums in der Kölner Musikhochschule statt. „Ich hatte sie da schon ins Auge gefasst“, erzählt der 85-jährige Karl-Heinz Schlechtriem schmunzelnd, wenn er sich an damals erinnert.

Einfach einmal angesprochen

Doch seine Zukünftige war immer nur im Kreis mit den Kommilitonninen und Kommilitonen ihres Jahrgangs unterwegs. Was also tun? „Was mir aufgefallen ist: Dass sie nicht nur viel erzählte, sondern auch viel rauchte. So bin ich hingegangen und habe ihr gesagt: „Wenn du schon so viel qualmst, dann höre wenigstens einen Zentimeter vor dem Filter auf“, erinnert sich Karl-Heinz Schlechtriem lachend. Ehefrau Theresia kann mitlachen. Doch damals „fand ich das dreist“. Beim Nikolausfest entwickelten beide beim gemeinsamen Tanzen dann doch sehr große Sympathien füreinander. Und am 15. August 1962 läuteten die Glocken.

Die erste Wohnung des Paares war in der Damaschkestraße im Elternhaus, dann bauten die Schlechtriems ein eigenes Haus gleich um die Ecke. Karl-Heinz unterrichtete 35 Jahre lang an der Marienschule in Opladen, Theresia arbeitete freiberuflich als Musikerin und Chorleiterin. Beide organisierten Konzerte und Reisen. Und zusammen waren und sind sie nach wie vor in der Leverkusener Musikszene aktiv. Das Paar übernahm 1963 die Leitung des Kinder- und Jugendchores - bis 2013. „Das ist unser Lebenswerk“, sind sie sich einig. Seit 1965 leiten sie den Singkreis Leverkusen und seit 2007 den Projektchor Coro Belcanto Leverkusen.

Von morgens bis abends gesehen

Privat zusammen - und auch darüber hinaus gemeinsam engagiert? Für manches Paar wäre das eine Belastungsprobe. „Wir haben uns von morgens bis abends gesehen. Für uns ist es der Idealzustand“, findet Karl-Heinz Schlechtriem hingegen. Die Arbeitsteilung habe wunderbar funktioniert. „Wir überlegen immer: Wer dirigiert was, wer sitzt am Klavier?“, schildert Theresia Schlechtriem.

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Der gemeinsame Sohn wohnt mittlerweile im Münsterland. Auch er ist – Oh, Wunder! – musikalisch und spielt im Sinfonieorchester. Hinzu kommen eine Opernsängerin und ein Organist unter den Eltern der beiden: „Die Musik liegt bei uns in der Familie“, sagt der gebürtige Karl-Heinz Schlechtriem.

Schwere Corona-Zeit

Die Corona-Zeit zuletzt war bekanntlich auch für Künstler, für Musizierende eine schwierige - und somit auch für das Ehepaar Schlechtriem: Als sie zu Weihnachten ein Chor-Konzert in Rheindorf auf die Beine gestellt hätten, seien ganz unterschiedliche Reaktionen gekommen: „Die einen haben uns beschimpft, die anderen haben gesagt: „Endlich!“ erinnert sich Theresia Schlechtriem.

Anlässlich des Jubiläums der standesamtlichen Hochzeit am 7. August haben sie im Haus Reuschenberg gefeiert, mit musikalischen Freunden und der Familie. „Das wichtigste ist, dass man sich gegenseitig respektiert“, betont die 81-Jährige und gibt damit einen Ratschlag für eine lange Ehe. Und natürlich halte auch die Leidenschaft für den Chor zusammen sowie die gemeinsamen internationalen Begegnungen mit Musikschaffenden aus aller Welt.

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