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Bahnstadt in OpladenStadt Leverkusen verzichtet bei nagelneuer Straße auf Fußweg

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Gedacht hat man an Fußgänger, aber für einen Fußweg war kein Platz.  

Leverkusen – Fußgänger sind wie Wasser, lautet eine Weisheit unter Verkehrsplanern, denn sie suchen sich ihre Wege. Das heißt, wo es einen Nutzen, eine Zeitersparnis bringt, gehen sie die Wege, die sie wollen und halten sich nicht an die Vorgaben der Stadt- oder Verkehrsplaner. Oft führt dieser niederschwellige zivile Ungehorsam zu Trampelpfaden. Einen wilden Pfad gibt es am südlichen Ende der Europa-Allee in Opladen noch nicht, aber er wird kommen, das ist wahrscheinlich. Denn diese Straße ist zwar brandneu, aber: Ihr fehlt auf den entscheidenden letzten Metern der Fußweg.

Seit dem Sommer ist sie für Autos frei befahrbar, aber auch die Fußgänger kommen. Man sieht sie auf dem grünen Streifen neben der Straße gehen, andere balancieren auf dem Bordstein zwischen Fahrbahn, Leitplanke und Gütergleis.

Hier werden auch Miethäuser gebaut

Das ist nicht ganz ungefährlich, denn es ist eng dort und man kann vorhersagen, dass sich bald bestimmt noch mehr Fußvolk diesen Pass mit Autos und Lkw teilen wird. Denn an der Europa-Allee werden Miethäuser gebaut, auch Sozialwohnungen, außerdem eine Kita und verträgliches Gewerbe.

Unglücklich mit der Situation ist der Bahnstadt-Geschäftsführer Andreas Schönfeld. Dass dort irgendwann in absehbarer Zeit ein schmaler Gehweg hinkommt, damit rechnet er nicht mehr, denn für den gibt es keinen Raum: „Was sollen wir machen? Wir haben keinen Platz.“ Die Stadt besitzt an der Engstelle direkt am neuen Kreisverkehr gerade einmal genug Land für die bestehende Straße mit je zwei 3,25 Meter breiten Fahrspuren. Schönfeld: „Das ist das Maß für Lkw-Begegnungsverkehr“.

Kein Zentimeter für einen Fußweg zu holen

Auf der einen Seite der Europa-Allee liegen die Gütergleise, da ist kein Zentimeter für einen Fußweg zu holen. Gegenüber ist es ähnlich: Ein schmaler Streifen Gras, der gehört dem Erzeuger-Großmarkt, laut Schönfeld ist der nicht zu kaufen. Genauso knapp ist es zwischen dem neuen Kreisverkehr an der Robert-Blum-Straße und dem Erzeuger-Markt. Auch dort stößt die Straße direkt an einen Parkplatz des Markts.

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Würde man die südliche Europa-Allee zur Einbahnstraße erklären, würde ein Fahrstreifen für Radfahrer und Fußgänger frei werden. Dazu sagt Schönfeld: „Das steht dem Sinn der Europa-Allee entgegen, weil darauf der gesamte Verkehr der Bahnstadt-Westseite laufen soll. Sonst müssten die alle durch die Neustadt fahren.“

Umwege durch die Neustadt

Den Fußgängern will man den Umweg durch die Neustadt verordnen. Statt geradewegs nach Süden sollen die nämlich zuerst in die Gegenrichtung laufen: über den Henkelmännchenplatz nach oben ins Wohngebiet – so die Theorie.

Der Effekt ist der jetzt schon sichtbare ungewollte Fußverkehr. Schönfeld klingt selbst etwas ratlos, wenn er sagt, die Stadt müsse nun wohl Verbotsschilder für Fußgänger aufstellen; auch der Verkehrsplaner weiß wohl, dass die wenig nützen, denn Fußgänger sind wie Wasser.

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