Gastronomie öffnet wiederLeverkusens Wirte müssen jetzt improvisieren

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1,50 Meter Platz muss zwischen den Tischen sein. Igor Milosevic bereitet die Terrasse seines „Mille Lire“ in Wiesdorf auf Montag vor. 

Leverkusen – Schnell sein. Drauf kommt es jetzt vor allem an. Für Gastronomen, für die Stadtverwaltung. Wen immer man am Freitag fragt, ob er denn am Montag wieder öffnen wolle, sagt „Ja“. Die Frage ist aber, wie Restaurants, vor allem aber Kneipen mit einem kleinen Speisenangebot den Betrieb Pandemie-konform hinbekommen sollen. Landeswirtschaftsminister Andreas Pinkwart hat Mitte der Woche zwar Eckpunkte genannt, welche Regeln einzuhalten sind für Gastwirte. Aber mit Details lässt sich die Landesregierung Zeit.

Entsprechend unbestimmt äußert sich Tatiana Goncalves Herborn noch am Freitagvormittag. Die Betreiberin der „Casa Portuguesa“ in der Opladener Bahnstadt ist allerdings fest entschlossen, alle Regeln zu befolgen, um dem Stillstand ein Ende zu bereiten. In ihrem Haus ist freilich auch genug Platz, einen Außenbereich gibt es auch. Tische in eineinhalb Meter Abstand sind da kein Problem. Und dass man alle Gäste registrieren soll – daran haben sich zumindest diejenigen schon gewöhnt, die inzwischen mal beim Friseur waren.

Jeder zweite Tisch bekommt ein "Reserviert"-Schild 

Igor Milosevic ist gespannt, wie viele Gäste sich am Montag bei „Mille Lire“ in Wiesdorf einfinden. An den Öffnungszeiten soll es nicht scheitern: „Wir machen ganz normal auf“, kündigt er an. „Wäre schön, wenn es voll wird. Aber das glaube ich nicht. Die Leute sind noch vorsichtig.“ Das Hygiene-Konzept hält er nicht für kompliziert. Für den Mindestabstand von 1,50 Meter zwischen den Tischen will er mit einem einfachen Kniff sorgen: „Auf jeden zweiten Tisch kommt ein «Reserviert»-Schild, draußen kommt das zum Teil auch so hin“, erklärt Milosevic. Von den 23 Tischen drinnen bleiben unter Corona-Bedingungen also knapp die Hälfte. „Damit kann man schon was anfangen.“ An der großen Umsatzdelle werde das aber nichts mehr ändern.

Die Maskenpflicht soll für Gäste gelten, bis sie Platz nehmen, für das Service-Personal natürlich immer. Die Gästeliste will Milosevic an die Tische bringen lassen. „Da kommt noch die Uhrzeit drauf, dann wandert der Zettel in die Schublade.“ Die Liste wird ja nur für den Fall gebraucht, dass ein Gast vom Virus erwischt wird und eine Infektionskette verfolgt werden muss. An den Eingang will Milosevic einen Spender mit Desinfektionsmittel stellen – weiteren Vorrat braucht er, um die Tische abzuwischen, sobald Gäste aufstehen. Dass immerhin zwei Familien an einen Tisch dürfen, sei ja schon mal ein Fortschritt.

Wie er es mit den Masken in der Küche hält, weiß Milosevic noch nicht. „Die sind zwar empfohlen, aber vor einem 350 Grad heißen Pizzaofen?“ Sein Hauptkoch dürfe sowieso auf die Maske verzichten, sagt der Chef von „Mille Lire“: „Der hat’s an der Lunge.“ Sollte es am Hygiene-Konzept hapern, vertraut Milosevic auf das Ordnungsamt: „Die werden schon ordentlich kontrollieren.“

Ohne Maske 50 Euro

Ab Montag kostet es Geld, wenn man ohne Mund- und Nasenschutz ins Geschäft, auf den Wochenmarkt, eine Arztpraxis geht oder Bus und Bahn benutzt. Darauf habe sich die Stadtverwaltung mit den Kommunen und Kreisen im Regierungsbezirk Köln verständigt – eine landesweite Regelung gibt es für solche Verstöße nicht. Das Bußgeld von 50 Euro liege „am unteren Rand der Bußgeldskala im Regierungsbezirk Köln“, hieß es am Freitag. (tk)

Allerdings muss in der Stadtverwaltung wegen der erneuten Lockerungen auch wieder mit heißer Nadel gestrickt werden: Wer kontrolliert, dass die Regeln eingehalten werden, wann geschieht das? Müssen die Gastronomen ihr Hygiene-Konzept im Rathaus vorlegen?

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Letzteres ist nicht erforderlich, sagt Heike Fritsch, Sprecherin in der Stadtverwaltung. Das würde auch zu viel Zeit kosten. Ob die Regeln eingehalten werden, soll ab Montag kontrolliert werden. Gastwirte müssen sich auf Besuch von Mitarbeitern des kommunalen Ordnungsdienstes einstellen. Bis alles gecheckt ist – das wird sich hinziehen.

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