Gegen Kita in LeverkusenHitdorfer beklagen „Bau-Wahnsinn“ – und müssen sich Kritik stellen

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Links ist eine Gruppe von Menschen zu sehen. Einer von ihnen, Jörg Lichter, blickt in die Kamera und zeigt auf Plakat, die auf der rechten Seiten aufgetellt sind. Dort steht unter anderem „In Hitdorf wüten Bau-Wahnsinn und Flächenfraß!“

Jörg Lichter (grüne Jacke) ist der Initiator des Protests und der Mahnwache gegen den geplanten Kita-Bau an der Weinhäuser Straße.

Auf einer Hitdorfer Grünfläche an der Weinhäuser Straße soll eine neue Kita gebaut werden. Bei den Anwohnenden regt sich massiver Protest gegen die Pläne. Andere Bürgerinnen äußern aber auch Kritik an den Wortführern.

„Wem gehört Hitdorf?“ ist der Name der Bürgerinitiative, die am Sonntagnachmittag eine Mahnwache gegen den geplanten Kindertagestättenbau auf der Grünfläche am Ende der Weinhäuser Straße abgehalten hat. „In Hitdorf wüten Bau-Wahnsinn und Flächenfraß“ und „Hier soll Natur für einen Mega-Kindergarten platt gemacht werden“ heißt es auf großen Schildern – etwa 40 bis 50 Anwohnerinnen und Anwohner schließen sich dem Protest bei einem Glühwein an, um ihrer Wut über das Projekt gemeinsam Luft zu machen. Viele äußern hier das Gefühl, dass Hitdorf inzwischen mehr in den Händen von Bauunternehmer Gernot Paeschke liege als in denen der Bewohner. Es gibt aber durchaus auch Gegenstimmen, die hier laut werden.

Jörg Lichter: Gegen die „Mega-Kita“

Jörg Lichter ist der Initiator, er erklärt: „Der städtische Bedarfsplan für 2021 stellt fest, dass lediglich sechs Plätze für Kinder über drei Jahren in Hitdorf fehlen. Wofür benötigen wir dann eine Mega-Kita?“ Der Bau mitten im Wohngebiet für Kinder aus anderen Stadtteilen sei ihm eine völlige Fehlplanung.

Zu sehen ist ein Feldweg, rechts davon befindet sich eine große, grüne Wiese mit vereinzelten Bäumen. Links des Feldes wächst Raps.

Geplant ist die Kita auf dieser Grünfläche an der Weinhäuser Straße in Hitdorf. Das Bild wurde im Mai 2005 aufgenommen.

In den Augen der Bürgerinitiative würde durch die große Kindertagesstätte für 120 Kinder – also mit sechs Gruppen – der Hol- und Bringverkehr über die Ringstraße und die Widdauener Straße so weit zunehmen, dass in den entsprechenden Zeiten ein stadtteilweites Verkehrschaos herrschen würde – das ist das Hauptgegenargument. „Das ist jetzt schon lebensgefährlich“, findet Emartina Schulze, „die Straßen sind wie ein Flaschenhals, es ist alles so eng, die Autos fahren über die Fußgängerwege.“ Dadurch entstehe nicht nur eine Gefährdung von Fußgängern und Radfahrern, sondern auch eine Mehrbelastung für die Anwohnenden der Siedlung. Diese sind es auch, die am zahlreichsten zu der Mahnwache erschienen sind.

Darüber hinaus sei die geplante Versiegelung der Fläche ein Nachhaltigkeits-Argument gegen den Kita-Bau. Dazu komme, dass der der Initiative zufolge der baupolitische Türöffner für eine großflächige Bebauung der Feldflur sein könnte. „Es handelt sich um eine Vorausplanung für die Bebauung bis Langenfeld und Monheim, die uns heute verschwiegen wird“, heißt es in einer Broschüre.

Kritik an Initiative: „Wo sind die jungen Leute hier?“

„Wo sind die jungen Leute hier?“, ist die erste Frage, die sich Monika Thole bei dem Anblick der Demo stellt, „haben Sie Kinder, für die Sie einen Kita-Platz suchen müssen?“ Sie empfinde viele Argumente der Initiative als Schwarzmalerei: „Es werden nicht alle Kinder morgens mit SUVs gebracht.“ Ihrer Meinung nach seien „Mega-Kita“ und viele weitere Ausführungen extrem übertrieben dargestellt. Sie erinnere sich zurück an den Bau des Awo-Kindergartens, hier hätten sich Gegner ähnlich geäußert. Schultze rechtfertigt und betont: „Wir haben ja nichts gegen Kinder!“ Sie selbst habe lange Zeit für die Rheinpiraten gearbeitet.

Fünf Menschen stehen in einer Gruppe zusammen. Eine Frau, Monika Thole, diskutiert mit ausgebreiteten Armen mit Jörg Lichter, der vor ihr steht.

Monika Thole (2.v.l.) empfindet die Argumente der Initiatve als Schwarzmalerei.

Wie könnte eine bessere Lösung aussehen? Lichter und seine Anhängerinnen und Anhänger fordern einen Naturkindergarten auf dem Feld an der Weinhäuser Straße gemäß des Hitdorfer Bedarfs für nur zwei Gruppen für die Kinder aus Hitdorf statt einer sogenannten Mega-Kita. Kinder aus Bürrig und Rheindorf sollten dann in einer weiteren Einrichtung mit einer Kapazität für vier Gruppen im Neubaugebiet im Osten Hitdorfs gegenüber von Aldi untergebracht werden. Auch diese Fläche gehöre, genau wie die Wiese an der Weinhäuser Straße, Unternehmer Paeschke. Überhaupt sollten nie wieder Neubaugebiete erschlossen werden, ohne eine Kindertagesstätte einzuplanen, sagt Lichter. Die Infrastruktur wachse schließlich nicht mit. Und es solle auch nie wieder zu solch einer Planung ohne eine frühzeitige Bürgerbeteiligung der Hitdorfer Bürger kommen.

Einig sind sich alle in dem Punkt: Es müssen Kita-Plätze geschaffen werden. Nur in welcher Form und um welchen Preis, ist strittig.

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