Geschenkte BlumenViele Wiesdorfer trauen netter Geste der Iranischen Gemeinschaft nicht

Lesezeit 2 Minuten
Menschen an einem Blumenstand

Iranische Gemeinschaft verschenkt Blumen in Leverkusen, in der Mitte in Lederjacke Mahmoud Taghavi

Viele Passanten wollen die Blumen als Friedensgeste zunächst nicht annehmen, weil sie Betrug oder nachträgliche Geldforderungen fürchten.

300 bunte Blumentöpfchen stehen am Samstag vor dem Wiesdorfer Rathaus. Die Iranische Gemeinschaft Leverkusen hat sich für einen in Deutschland recht unbekannten Brauch versammelt, um eine jahrhundertealte Tradition zu zelebrieren und eine Botschaft des Friedens zu verbreiten. „Wir verschenken Blumen an Passanten unter dem Motto: Frieden für alle Menschen“, erklärt Mahmoud Taghavi.

Angst vor Betrügern

Die Blumenschenkaktion habe eine große Tradition in der 3000 Jahre alten Geschichte des Iran, sagt Taghavi: „Ein Zeichen der Verbundenheit und des Wunsches nach Harmonie mit der Natur.“ Im vergangenen Jahr hatten die Mitglieder der Iranischen Gemeinschaft bereits einen Baum gepflanzt, doch dieses Jahr entschieden sie sich für die vielen Blumen, um ihre Botschaft öffentlichkeitswirksamer zu machen. Im Iran sei es üblich, Ende März Pflanzen vor das Rathaus zu stellen, von denen sich die Bürgerinnen und Bürger eine für ihren Garten aussuchen können. Dieser Brauch, der einst religiösen Ursprungs war, hat sich auch zu einer Tradition des Zusammenhalts und der Großzügigkeit entwickelt.

Zwei Frauen mit Blumen

Nachdem die Skepsis überwunden ist, freuen sich Passantinnen über die Blumen.

Trotz klarer Beschilderung und Erklärungen der guten Absicht reagieren die meisten Passantinnen und Passanten zunächst äußerst skeptisch. Eine ältere Dame kommentierte: „Man wird heutzutage von zu vielen Betrügern angesprochen.“ Sie möchte die Blume nicht annehmen, denn sie befürchtet danach zur Zahlung oder einer Spende genötigt zu werden. Doch die Beharrlichkeit und Aufrichtigkeit der Iranischen Gemeinschaft bewegt schließlich viele dazu, die Blumen anzunehmen und sich über diese unerwartete Geste zu freuen. „Wir haben ja nur die eine Erde“, sagt Taghavi.

Die Iranische Gemeinschaft hat eigentlich erwartet, dass die Blumen innerhalb kürzester Zeit vergriffen sein würden, aber die Aktion zieht sich doch über mehrere Stunden. Taghavis Fazit ist dennoch positiv: „Wir haben heute vielen Mitbürgerinnen und Mitbürgern einen kleinen Überraschungsmoment mit großer Bedeutung gezaubert.“

KStA abonnieren