Gesundheitscheck in der Bay-ArenaWie gesund sind Leverkusens Gamer?

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Markus Soffner von der Bergischen Universität Wuppertal misst den Blutdruck von Gamer Nils.

Markus Soffner von der Bergischen Universität Wuppertal misst den Blutdruck von Gamer Nils.

Am Samstag testeten die Universität Wuppertal und die Bergische Krankenkasse die Gesundheit von Gamern im Rahmen einer Studie in der Bay Arena. 

Gamer sind faul, übergewichtig, unsportlich, essen nur Pizza und trinken Energy Drinks. Dieses Klischee hält sich hartnäckig in der Gesellschaft, umso interessanter ist es, die Ergebnisse einer Studie zu betrachten, die genau das untersucht: Wie gesund sind Gamer eigentlich? Die Bergische Universität Wuppertal führt die dreijährige Gesundheitsstudie gemeinsam mit der Bergischen Krankenkasse durch und lud zum Check up in die Bay Arena ein. 

„Wir sehen, dass das Thema Gaming von über 60 Prozent der in unserer Gesellschaft lebenden Menschen praktiziert wird, wir wollten das Thema aufgreifen, um zu zeigen, dass Gamer nicht nur die übergewichtigen Jugendlichen sind, die man immer vor Augen hat. Außerdem geht es uns darum, Aufklärung zu betreiben, Probleme bei den Gamern frühzeitig zu erkennen, präventiv zu arbeiten“, erklärt Lukas Richter, eSports-Experte der Bergischen Krankenkasse. 

Was Nackenbeweglichkeit über die Gesundheit des Gamers sagt

Um kurz vor drei am Nachmittag stehen drei junge Erwachsene vor den Hallen der BayArena in Leverkusen-Küppersteg. Sie werden gleich von einem Mitarbeiter der Studie abgeholt und zur Gaming-Loge begleitet, wo sie sich dem Gesundheitscheck unterziehen sollen. „Es ist sowieso immer gut, die Gesundheit kontrollieren zu lassen“, sagen die drei Probanden und fügen hinzu: Auch das anschließende Dankeschön, Tickets für ein Bayer-04-Heimspiel, hätte sie motiviert. Nervös seien sie vor dem Test aber nicht. 

In der Gaming-Loge angekommen wird Nils zuerst in einen anderen Raum geführt, er soll mit der Untersuchung beginnen. Seine zwei Freunde dürfen derweil zocken. Nils erhält erst einmal eine Einverständniserklärung sowie einen Fragebogen, in dem er beantworten muss, inwiefern Schmerzen schon vorhanden sind. „Auf einem Fragebogen kann man sich natürlich leichter etwas vormachen, die Messwerte sind hingegen belegbar und lügen nicht“, sagt Lukas Richter. Deswegen legt Markus Soffner, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Bergischen Universität Wuppertal, auch bei Nils die Zange an und misst so seinen Körperfettanteil.

Gamer nehmen Möglichkeit zum Gesundheitscheck gut an

Er misst Gewicht und Größe, den Blutdruck, um etwas über den Zustand von Nils Gefäßen sagen zu können, die maximale Sauerstoffaufnahme für die Ausdauerfähigkeit sowie die Nackenbeweglichkeit. Soffner erklärt auch jedes Mal, wie die Geräte, die er verwendet, funktionieren und was sie genau messen. Im letzten Schritt macht der Doktorand noch ein Foto von Nils Profil, um seine Nackenhaltung beurteilen zu können. Die Ergebnisse samt Vergleichswerten wird Nils noch per Mail geschickt bekommen. 

„Der Test hat mir einiges über meine Gesundheit gezeigt, zum Beispiel, dass ich eine gute Nackenbeweglichkeit habe und der Arzt war auch sehr nett, es war eine entspannte Atmosphäre, nichts, wovor man Angst haben müsste“, sagt Nils, der durchschnittlich drei Stunden pro Tag spielt. An seinem Spielverhalten werde er nichts ändern, denn: „Ich hatte gute Werte und kann auch selbstständig einschätzen, wann ich genug gespielt habe und dann aufhören.“

Wir haben es scheinbar geschafft, das Thema „Gesundheit“ attraktiv zu platzieren.
Lukas Richter, eSports-Experte der Bergischen Krankenkasse

Sein Freund Daris ist von der Stadion-Tour begeistert, die sie noch zusätzlich zum Spielenachmittag samt Getränken erhalten haben. „Es ist eine attraktive Location, in der Loge zu sein, mit dem Stadion im Hintergrund“, weiß auch Lukas Richter. Die Bergische Krankenkasse sei seit drei Jahren offizieller Gesundheitspartner von Bayer 04 Leverkusen, außerdem stehe ein Fußballverein praktisch für Gesundheit, das habe sehr gut gepasst.

Das Angebot zum Gesundheitscheck sei gut angenommen worden, sagt Lukas Richter. Alle 14 Zeitfenster, die das Team für den Samstag vergeben konnte, waren ausgebucht. „Es war schön zu sehen, dass so viel Resonanz kam und das Interesse in der Bevölkerung da ist. Wir haben es scheinbar geschafft, das Thema ‚Gesundheit‘ attraktiv zu platzieren“, sagt der eSports-Experte. 

Studie bietet auch Gelegenheit zum Vorher-Nachher-Test

Doch nicht bei allen läuft der Test so reibungslos ab wie bei Nils. „Wir haben einem Gamer auch schon nahegelgt, zum Osteopathen zu gehen“, berichtet Richter. Die Krankenkasse biete nach dem Test auch Lösungsvorschläge und Kontakte an. Zudem haben die Gamer die Möglichkeit an weiteren Tests im Rahmen der Studie teilzunehmen. Sie könnten den Test auch in ein paar Monaten wiederholen, um einen Vorher-Nachher-Vergleich machen zu können. 

Die Studie beinhaltet insgesamt vier Untersuchungteile, wobei dieser Test die kompletten drei Jahre durchläuft, Gamer können ihn zeitlich unabhängig absolvieren. Voraussetzungen sind, dass die Probanden mindestens 18 Jahren alt sind, mindestens seit zwei Jahren Videospiele spielen und das mindestens 12 Stunden pro Woche. 

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