GlaubenRat der Religionen plädiert für versöhntes Zusammenleben in Leverkusen

Lesezeit 3 Minuten
Der Rat der Religionen diskutierte: Bernd-Ekkehart Scholten, Muhamed
Mermari, Ismalj Memishi, Marion Genrai Lukas, Thorsten Uhlmann, Heinz-Peter Teller und Moderator Eckardt Röger (v.l.).

Der Rat der Religionen diskutierte: Bernd-Ekkehart Scholten, Muhamed Mermari, Ismalj Memishi, Marion Genrai Lukas, Thorsten Uhlmann, Heinz-Peter Teller und Moderator Eckardt Röger (v.l.).

Wie kann das Zusammenleben Angehöriger der verschiedensten Religionen in Leverkusen gut funktionieren? Der Rat der Religionen disktuierte.

In unserer vielfältigen Gesellschaft ist die Frage nach dem Umgang mit religiösen Unterschieden und anderen Überzeugungen von großer Bedeutung: Bei einer Diskussionsrunde des Leverkusener Rates der Religionen setzten sich am Donnerstagabend Vertretende der unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften der Stadt in der Neuapostolischen Kirche in Lützenkirchen dafür ein, das Eigene zu leben und gleichzeitig das Andere wertzuschätzen, um ein versöhntes Zusammenleben in unserer Gesellschaft zu fördern – versöhnte Verschiedenheit.

Thorsten Uhlmann, Gemeindevorsteher der Neuapostolischen Kirche, stellte fest: „Wir legen oft den Schwerpunkt auf die Unterschiede und nicht auf die Gemeinsamkeiten.“ Dieser Fokus auf Unterschiede könne zu Missverständnissen und Konflikten führen. Es sei ihm nach wichtig, dass Gläubige sich bewusst machen, dass trotz unterschiedlicher religiöser Praktiken und Überzeugungen viele gemeinsame Werte und Ziele existieren. Der interreligiöse Dialog solle diese Gemeinsamkeiten hervorheben, um Verständnis und Zusammenarbeit zu schaffen.

Leverkusener Stadtdechant über allgemeinen Vorwurf irritiert

Pfarrer Heinz-Peter Teller, Katholischer Stadtdechant, äußerte seinen Schmerz über den allgemeinen Vorwurf, dass Religion Unfrieden, Streit und Krieg in die Welt bringe. Diese Vorwürfe gegen Religionen erforderten eine ernsthafte Auseinandersetzung, so Teller: „Es ist wichtig zu erkennen, dass Religionen nicht von Natur aus zu Konflikten führen, sondern fanatisierte Interpretationen und das Ausnutzen von Glauben für eigene Zwecke.“ Für Marion Genrai Lukas von der buddhistischen Gemeinschaft Zaltho Sangha ist die Sache einfach: „Versöhnte Verschiedenheit beginnt mit Gastfreundschaft.“

Versöhnte Verschiedenheit beginnt mit Gastfreundschaft
Marion Genrai Lukas, buddhistische Gemeinschaft Zaltho Sangha

Dies schließe ein, Feste und Feierlichkeiten anderer Religionen zu besuchen – und dazu einzuladen. Das gegenseitige Kennenlernen und der Respekt vor den Traditionen und Praktiken Anderer seien Schritte zur Förderung des Verständnisses. „Das 'Angucken, was andere so machen', ermöglicht es, Brücken zwischen den Gemeinschaften zu bauen.“

Leverkusener Rat der Religionen arbeitet seit 2006

Der Rat der Religionen in Leverkusen besteht aus sieben Religionsgemeinschaften und möchte sich seit der Gründung im Jahr 2006 für ein friedliches und aktives Miteinander in der Stadt einsetzen. Der Imam Muhamed Mermari von der Islamischen Gemeinschaft betonte, dass der Dialog zwischen den Religionen ein wesentlicher Aspekt der versöhnten Verschiedenheit sei: „Seit 17 Jahren sind wir so nun in einem engen Austausch.“

Die Basis für ein Miteinander liegt in der Förderung von Menschlichkeit und dem entschiedenen Vorgehen gegen Unmenschlichkeit
Superintendent Bernd-Ekkehart Scholten, evangelischer Kirchenkreis

Dabei habe Mermari gelernt: „Ich möchte gar keine Differenz mehr machen, denn sonst wäre mein eigener Glaube nicht mehr vollständig – das ist alles Teil meines Glaubens.“ Superintendent Bernd-Ekkehart Scholten vom Evangelischen Kirchenkreis hob hervor, dass es trotz aller Unterschiede in jedem Fall das „Humanum", das Menschliche sei, was verbinde: „Die Basis für ein Miteinander liegt in der Förderung von Menschlichkeit und dem entschiedenen Vorgehen gegen Unmenschlichkeit.“ Dieser Ansatz betone die ethische Verantwortung aller, unabhängig von ihrer religiösen oder weltanschaulichen Zugehörigkeit.

Zwischenfrage fordert Podium heraus

Dann meldete sich eine Dame im Publikum und warf ein: „Warum haben wir dann so viel Unfrieden in der Welt?“ Kurz herrschte Ruhe.  „Die Antwort liegt in fanatisierten Ansichten, die in allen Religionen existieren können“, so Teller. Der Umgang mit Fanatismus erfordert Selbstreflexion und die bewusste Wahl, welchen „Samen“ man in sich selbst gießt, wie Lukas betonte.

Jeder kann dazu beitragen, Frieden und Versöhnung zu fördern, indem er sich selbst verändert und sich gegen Fanatismus und Intoleranz stellt – so zumindest Mermaris Idee von „versöhnter Verschiedenheit“. „Es geht dabei nicht darum, Einheitsbrei herzustellen“, betont Scholten – Glaubensvielfalt sei eine wertvolle Bereicherung für unsere Gesellschaft.

KStA abonnieren