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Goods, Gadd, Oslender, CobhamAllstar-Treffen auf den Leverkusener Jazztagen

4 min
Simon Oslender (Tasten, v.l.), Steve Gadd (Schlagzeug), Will Lee (Bass) und Bruno Müller (Gitarre) sind derzeit zusammen auf Tour.

Simon Oslender (Tasten, v.l.), Steve Gadd (Schlagzeug), Will Lee (Bass) und Bruno Müller (Gitarre) sind derzeit zusammen auf Tour.

Unangekündigt stand auf einmal eine weitere internationale Jazz-Größe auf der Bühne des Forums.

Als wären die angekündigten Musiker an diesem Abend nicht schon hochkarätig genug gewesen. Ein paar Stücke haben Simon Oslender (Tasten), Steve Gadd (Schlagzeug), Will Lee (Bass) und Bruno Müller (Gitarrte) gespielt, als Oslender ein „Weihnachtsgeschenk“ ankündigt: Die vier Musiker, die an diesem Abend den Auftakt ihrer Tour spielen, zaubern die schwedische Posaunen-Legende Nils Landgren und sein rotes Instrument aus dem Hut. Der Jubel im sehr gut gefüllten Forum ist groß, die Stimmung war ohnehin schon bestens.

Denn dieser Donnerstagabend ist ein Beispiel dafür, was einen Teil des Reizes der Leverkusener Jazztage ausmacht. Die Zuschauerinnen und Zuschauer freuen sich jedes Jahr auf Bands und Künstler, die sie kennen. Sie freuen sich aber auch darauf, Ausnahmemusiker in Konstellationen zu sehen, die sie sonst nicht bestaunen dürfen. So ist das am Donnerstag auch, an einem Abend, der zum All-Star-Konzert wird.

Schlagzeuger Steve Gadd ist regelmäßig zu Gast bei den Leverkusener Jazztagen.

Schlagzeuger Steve Gadd ist regelmäßig zu Gast bei den Leverkusener Jazztagen.

Denn hochkarätig waren sowieso schon alle drei Acts. Sänger und Jazzgitarrist Torsten Goods, unter anderem künstlerischer Leiter des Festivals Jazz am See/Klassik am See in Erlangen, hatte Jan Miserre (Keyboards), Felix Lehrmann (Drums), Alfonos Garrido (Percussion) und Thomas Stieger (Bass) mitgebracht. Allesamt zwar junge, aber durchaus renommierte Musiker. Zwei Beispiele: Alle, ebenso wie Goods, haben schon in der Liveband von Sarah Connor gespielt, Felix Lehrmann war Drummer der Studioband von Jan Böhmermann in dessen ehemaliger Sendung Neo Magazin Royale (mit Dendemann) und spielt jetzt mit dem Gitarrenvirtuosen Steve Hackett (Genesis). Alfonos Garrido war jahrelang Perkussionist der „Heavytones“, der Studioband von TV Total.

Der Gruppe den Status Vorband zu geben, wird ihnen nicht gerecht, die Show ist musikalisch auf höchstem Niveau. Vorwiegend spielt die Gruppe Songs von Goods' achtem Studioalbum „Soul Deep“, aber auch solche von ihren Helden: den Yellowjackets oder Quincy Jones.

Simon Oslender bezeichnet seine Band als sein „Dreamteam“. Ein Album und ein Livealbum haben die Musiker schon zusammen aufgenommen. Bis Ende des Jahres folgen noch einige Konzerte in der Besetzung. Oslender und Gitarrist Müller hatten schon vergangene Woche auf der Forum-Bühne gestanden, mit der WDR Big Band und Elvis Costello, ein weiterer All-Star-Abend.

Leverkusen: Besondere Freude für Schlagzeuger

Besondere Freude dürften die Schlagzeugerinnen und Schlagzeuger unter den Zuschauern an diesem Abend haben. Oslender hatte nämlich „den Schlagzeuger, auf den sich wohl alle Schlagzeuger auf der ganzen Welt einigen können“ dabei: Steve Gadd. Der ist stilbildend für so viele Drummer, die dem inzwischen 80-Jährigen nachfolgten. Sein Spiel ist nicht nur unglaublich vielseitig, sondern technisch höchst anspruchsvoll. Dass das aber nicht immer zu hören ist, sondern immer zum Song passt – ihm einen Groove verleiht –, ist vielleicht die größte Stärke von Gadd.

Wobei seine Mitmusiker kaum weniger virtuos sind, Oslender als Bandleader choreografiert die Soli, spielt selbst fantastische Passagen. Musikalisch pendelt die Band zwischen Fusion, Jazzrock und bluesigen Einschlägen.

Eine ziemlich andere Nummer ist das, was dann am Ende kommt. Billy Cobham und seine „Time Machine Band“. Der Sound ist ein wenig weniger filigran als bei der Band zuvor, dafür umso kraftvoller. Die „Time Machine Band“ gab es vor 50 Jahren schon mal. Cobham hat inzwischen neue Musiker dabei. Das Programm spiegele Zeiten seines Lebens wider, erzählt die Schlagzeug-Legende.

Für Power sorgen auch die Bläser, die Cobham mitgebracht hat. Es vergehen kaum zwei Minuten, da folgt das erste atemberaubende Tenorsax-Solo, und wenig später katapultiert sich die Trompete in außergewöhnliche Höhen. Und alle getragen von Cobhams Schlagzeugspiel.

Der 81-Jährige hat sein Schlagzeug einigermaßen unkonventionell aufgebaut, die Hi-Hat und das Ride-Becken stehen auf derselben Seite. Unterschiede zwischen seinen beiden Händen, was die rhythmische Koordination angeht, sind kaum zu erkennen. Das kann kaum jemand so wie Billy Cobham.

Und deswegen kommt er auch immer wieder nach Leverkusen. Ebenso wie die anderen. Sicher werden sie demnächst wieder auf der Forum-Bühne stehen, wahrscheinlich zum nächsten Allstar-Abend.