An seine erste eigene Radiosendung kann Christian Tiegs sich noch gut erinnern. „Ich war so nervös“, sagt er. „Ich glaube, ich habe richtig gestottert.“ Das ist mittlerweile 16 Jahre her. Heute betreibt der Leverkusener mit dem Hitradio Mathildenhof einen eigenen Webradiosender. Das Motto: „Musik, die ins Herz geht.“ Rund um die Uhr laufen Schlager, Oldies, Discofox und Popschlager.

Sonntags von 20 bis 22 Uhr moderiert Tiegs seine eigene Sendung: „Christian on Air“. In der übrigen Zeit laufen Songs, die er zusammengestellt hat, außerdem Sendungen, die andere Freiwillige gestaltet haben. „Das Hitradio Mathildenhof soll ein Radio für jeden sein“, sagt der 42-Jährige. Deswegen spielt er auch Musik von Künstlern, die bislang noch nicht bekannt sind, die sogenannten Bemusterungen.

Die werden ihm von verschiedenen Musiklabels oder direkt von den Künstlern zugeschickt. Tiegs hört sie sich an und entscheidet, welche Songs zu seinem Sender passen. „Das sind natürlich nicht immer wahnsinnig gute Hits“, sagt er. Aber darum geht es ihm nicht. „Ich will allen eine Chance geben.“ Das gilt auch für seine Zuhörer: Weil nicht jeder Englisch versteht, laufen größtenteils deutsche Songs.

Barrierefreiheit liegt Tiegs nämlich am Herzen. Er leidet selbst an einer chronischen Krankheit, außerdem pflegt er seinen geistig-behinderten Sohn Leon. All das zusätzlich zu seinem Job im Einzelhandel. Die Musik und das Radio geben ihm Halt, sagt er. Das hat er während eines Aufenthaltes in einer Klinik bei der Musiktherapie herausgefunden. „Dabei habe ich gemerkt, wie für einen Moment alles leichter wurde“, sagt Tiegs. Deswegen läuft bei ihm zu Hause fast immer das Radio. Was er am liebsten hört? „Pur und Christiane Stürmer.“ Was gar nicht geht: „‘Atemlos‘ von Helene Fischer und ,Last Christmas‘ von Wham.“

Neben Hitradio Matildenhof hört Tiegs auch bei größeren Sendern rein. „Da hole ich mir Inspiration für meine nächste Sendung oder schaue mir ab, wie ich meine Moderation verbessern kann.“ Am liebsten würde er einmal einen der großen Radiosender besuchen. „Ich will wissen, wie es dort aussieht und wie die Profis ihre Sendungen machen.“

Momentan sendet Tiegs aus seinem Wohnzimmer im Mathildenhof, einer Wohnsiedlung in Leverkusen-Steinbüchel. Daher kommt auch der Name für das Webradio. Auf einem Schreibtisch in der Ecke stehen zwei Monitore, zwei Mikros, das Mischpult und eine kleine Lampe. „On Air“ leuchtet dort in weißer Schrift auf rotem Untergrund. Mit seinem Sender hat er eigentlich immer etwas zu tun, sagt Tiegs. Manchmal verschiebt sich etwas im Sendeplan, oder er bekommt neue Musik zugespielt, die er sich anhören muss. „Das macht schon Spaß“, sagt er. Die Leidenschaft für das Radio merkt man dem Leverkusener an.

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Janne Ahrenhold

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Momentan hören wöchentlich zwischen 80 und 100 Menschen das Hitradio Mathildenhof. „Ich freue mich natürlich immer, wenn es mehr werden.“ Dafür tut der Leverkusener einiges. Visitenkarten mit dem Link zum Webradio hat er immer griffbereit. Seine Website pflegt er akribisch. Und das Logo seines Webradios ist sogar von außen an den Wohnzimmerfenstern zu sehen. „Manchmal sitze ich bis nachts am Programm für die nächste Woche“, sagt Tiegs. Nervös ist er schon lange nicht mehr, bevor er auf Sendung geht.

https://www.hitradio-mathildenhof.de/