Hochwasser„Nicht nachvollziehbar“: Klimaliste Leverkusen attackiert Wupperverband

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So sah die Wupper  Mitte Juli auf Höhe der Brücke an der Düsseldorfer Straße aus.

Leverkusen – Welche Konsequenzen sind zu ziehen aus der Flut vom 15. Juli? Ein Bericht der Stadtverwaltung zeigt, dass vieles im Fluss ist – aber sofort kaum etwas geschehen kann. Längst nicht immer ist die Stadtverwaltung Herr über Planungen und Prozesse – vieles müsse noch entwickelt werden, heißt es in dem 39 Seiten starken Papier, das heute dem Umweltausschuss vorgelegt wird und prompt Kritik aus der Klimaliste erntet.

Die Ursachen für die Flut würden „unzutreffend wiedergegeben“, schreibt Benedikt Rees: Schon am 10. Juli hätten die Europäischen Behörden vor Starkregen und Flut gewarnt. Der Deutsche Wetterdienst habe sie am Sonntag vor dem Hochwasser aufgegriffen.

„Nicht nachvollziehbare“ Darstellung

Die von der Stadtverwaltung übernommene Darstellung des Wupperverbands zu den Begleitumständen des Hochwassers und den Effekt des Ablassens von Wasser aus der Wupper-Talsperre wird besonders kritisiert. Die Darstellung, es sei keine Flutwelle entstanden, seien „fahrlässig und nicht nachvollziehbar“, sagt Rees. Der Verband stellt das Ereignis so dar.

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Am Montag, 12. Juli, habe man begonnen, mehr Wasser aus der Wupper- und den darüber liegenden Talsperren abzulassen. Das habe nicht gereicht: Der Starkregen habe das Gebiet mit über 100 Liter Wasser pro Quadratmeter geflutet – das sei rund ein Zehntel der durchschnittlichen Jahresmenge. Um diese Massen zu puffern, hätte man aus der Wupper-Talsperre gut die Hälfte ihres Volumens binnen kürzester Zeit ablassen müssen. Das hätte man ohne „schädliche Wirkung für die Unterlieger“ in der kurzen Zeit seit Montag nicht schaffen können. Bis zum Erreichen des maximalen Pegelstands hätten die Talsperren „die Hochwasserwelle verlangsamt“, heißt es beim Verband. Mit steigendem Stauinhalt sei die Abgabe an den Unterlauf der Wupper stufenweise erhöht worden.

Nicht mehr Wasser als sonst

Den Effekt beschreibt der Verband indes nicht als Flutwelle, sondern als gegenteilig: „Dadurch hat sich die Hochwasserwelle im Unterlauf deutlich verlangsamt. Zu keinem Zeitpunkt wurde das Hochwasser in der Wupper durch die Abgabe aus der Wupper-Talsperre verschärft“; die Wassermenge im Fluss sei nicht erhöht worden. Als der Vollstau durch den Regen erreicht war, sei nur so viel Wasser aus der Sperre abgegeben worden, „wie auch ohne Talsperre in der Wupper geflossen wäre“, heißt es beim Verband.

Fazit aus Sicht der Wasserwirtschaftler: „Die Wupper-Talsperre hat durch die Steuerung der Abgabe bis zu ihrem Überlaufen einen wesentlichen Beitrag geleistet, um noch schlimmere Auswirkungen für die Wupper zu verhindern.“

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Auch die Kritik, man habe zu spät damit begonnen, die Pegel der Talsperren zu senken, weist der Verband zurück. Das vertrage sich nicht mit dem erforderlichen „umfassenden Wassermanagement“: Dabei gehe es nicht nur um Hochwasserschutz; die Talsperren müssten die Wupper in Trockenphasen mit Wasser unterstützen und den Mindestdurchfluss von dreieinhalb Kubikmeter Wasser pro Sekunde sicherstellen. Nur so werde das Ökosystem Wupper gesichert – und die Unternehmen am Ufer mit dem von ihnen benötigten Prozesswasser versorgt, heißt es in Wuppertal.  

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