In Leverkusen gestopptDrogenkurierin präsentiert sich vor Gericht als Party-Touristin

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Zoll dpa

Eine Durchsuchung des Zolls (Symbolbild)

Leverkusen – Ana P. (Name geändert) war mit dem Zug von Amsterdam nach Genf unterwegs. Doch in Leverkusen endete die Fahrt der 35-Jährigen. Der Zoll hatte ihr Gepäck durchsucht: Hunderte Gramm Kokain, Tausende Tabletten Ecstasy, ein Kilogramm MDMA, doppelt so viel Amphetamin und 50 Milliliter LSD hat Ana P. nach Deutschland eingeführt. Nun steht die mutmaßliche Dealerin vor dem Landgericht Köln.

Als Dealerin stellte sich die Brasilianerin, die in der Schweiz wohnt, aber nicht dar. Sie erklärte sich zu Beginn der Verhandlung als umfassend kooperativ.

Ihre Aussagen betonten allerdings, dass sie nur Drogen für sich und engste Freunde kaufen wollte. Zumindest anfänglich. Durch Naivität und Druck anderer sei sie zu der hohen Menge Betäubungsmitteln gekommen, die sie im Februar dieses Jahres im Zug durch Europa gefahren hatte.

Sie reise gern und konsumiere mit ihren Freunden gelegentlich Drogen, ließ sie über ihre Dolmetscherin verlauten. Kontaktpersonen in Amsterdam und einen Dealer in Genf beschrieb sie ausführlich. Letzterer sei aus Spanien, mit einer russischen Frau verheiratet und habe mit ihr französisch gesprochen. Ihm habe sie wohl beim Small Talk von einem bevorstehenden Trip in die niederländische Stadt erzählt. Daraufhin habe er sie gebeten, 500 Gramm Amphetamin für ihn mitzubringen – als Gefallen. Blauäugig und wohl ohne direkte Bezahlung in Aussicht habe sie eingewilligt. Als sie Tage später am Amsterdamer Flughafen gelandet war, kam es ganz anders als erwartet, so ihre Darstellung.

Betäubungsmittel-Potpourri

Zunächst textete sie einer Rufnummer, hinter der sich Drogenlieferanten verbergen, die eine Art Menükarte anböten, über die man ein buntes Potpourri an Betäubungsmitteln bestellen könne. Ihren eigenen Bedarf und den ihrer Freunde habe sie so gedeckt. Man habe vorher zusammengeschmissen.

Doch da sei noch die andere Telefonnummer gewesen, über die sie schon seit Tagen immer wieder angerufen worden war. Es ging um den Gefallen, dem sie scheinbar aus Herzensgüte ihrem Dealer aus der Schweiz zugestimmt hatte. In Amsterdam nahm sie schließlich ab. Zwei Männer hätten sie danach aufgelesen und in eine Wohnung außerhalb der Stadt gebracht. Eingeschüchtert sei sie gewesen, sich zwar der Illegalität bewusst, aber nicht der möglichen gravierenden Folgen. Kontaktmänner, die sich als Surinamer und Marokkaner ausgegeben hätten, hätten ihr zudem Telefonate aus der geheimen Wohnung in den Niederlanden verboten.

Ana P., sagte, sie habe trotz Bedenken schließlich nachgegeben und sei in ein Hotel gefahren worden, das sie nach zwei Tagen mit dem Zug in Richtung Genf verließ. Die in mehreren Sprachen bewanderte Frau wirkte vor Gericht kooperativ. Wie glaubhaft ihrer Selbstpräsentation als naive Party-Touristin ist, muss sich im weiteren Verfahren noch zeigen. Der Prozess wird fortgesetzt.

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