Kampf ums OB-AmtMonika Ballin-Meyer-Ahrens will anpacken, nicht nur debattieren

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Monika Ballin-Meyer-Ahrens tritt als einzige Frau im Kampf um das Oberbürgermeisteramt an.

Monika Ballin-Meyer-Ahrens tritt als einzige Frau im Kampf um das Oberbürgermeisteramt an.

  • Monika Ballin-Meyer-Ahrens ist die einzige weibliche Kandidatin gegen sieben Männer.
  • Die Freidemokratin wünscht sich mehr Entschlossenheit in der Stadtpolitik.
  • Die Stadtverwaltung sieht sie mehr als Dienstleistungsbetrieb.

Leverkusen – Es geht ihr einfach nicht schnell genug. „Es gibt so viele Baustellen in der Stadt“, sagt Monika Ballin-Meyer-Ahrens und zeigt aus dem Fenster der Redaktion am Friedrich-Ebert-Platz. „Auf eine haben Sie hier ja eine wunderbare Sicht.“ Gemeint ist die größtenteils leerstehende City C. „Ich glaube nicht, dass bisher mit vollem Herzen Investoren gesucht wurden.“ Auch wenn das Hickhack um die Parkplätze am Schloss zur Sprache kommt, Platz Ballin-Meyer-Ahrens der Kragen. „Man kann nicht für ein Gesamtkonzept stimmen und dann nimmt sich jeder das Puzzleteil raus, das ihm nicht passt, so geht es nicht. Da muss ein Oberbürgermeister auch mal auf den Tisch hauen und sagen: Ich will das oder ich will das nicht.“

Deswegen hat ihre Partei entschlossen, nicht erneut den CDU-Kandidaten zu unterstützen, sondern selbst eine Kandidatin zu nominieren.

„Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, dass wir selbst etwas tun müssen“, sagt Ballin-Meyer-Ahrens. Dass sie die einzige Frau im Rennen ist, werde in der Bevölkerung wahrgenommen, sei aber für sie nicht bedeutend: „Ich kandidiere nicht, weil ich eine Frau bin, sondern weil ich überzeugt bin, dass ich mit der FDP das bessere Konzept habe.“

Zur Person

Monika Ballin-Meyer-Ahrens, geboren 1960 in Wilhelmshaven, lebt seit 1989 in Leverkusen, ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne.

Sie studierte Politikwissenschaft, Geschichte, Romanistik in Kiel, USA und Costa Rica und arbeitet heute als selbstständige politische Beraterin für Entwicklungsländer und Lehrbeauftragte einer Hochschule.

In die FDP ist sie 1986 eingetreten, war Leverkusener Kreisvorsitzende, ist seit 2009 Mitglied im Stadtrat und tritt zum ersten Mal als Oberbürgermeisterkandidatin an. (stes)

Sich selbst bescheinigt die gebürtige Wilhelmshavenerin eine gehörige Portion Ungeduld. Vor allem, wenn Dinge nicht voran gehen: „Dann werde ich noch ruheloser.“ Dass die Uhren im Rheinland anders ticken, hat sie nach ihrem Umzug 1989 von Kiel nach Leverkusen bald bemerkt. „Der Norddeutsche lamentiert nicht lange rum, der sagt: Das war nicht toll. Hier heißt es eher: Da ist noch Optimierungsbedarf, überlegt euch was.“

Monika Ballin-Meyer-Ahrens gibt gerne selbst das Tempo vor. Als Mutter von zwei Söhnen, als selbstständige politische Beraterin für Entwicklungsländer, in der Kommunalpolitik, für die sie sich seit ihrem 14. Lebensjahr engagiert. „Ich habe immer gedacht: Politik ist wichtig, wenn man was verändern will, muss man sich einbringen.“ Ambitionen auf Landes- oder Bundesebene aktiv zu werden, habe sie nie gehabt. „Kommunalpolitik ist direkt und nah an den Menschen“, sagt die Ratsfrau, die in auch mehrere Jahre in den USA gelebt hat.

Ein Hauptthema im Wahlkampf der FDP ist die lokale Wirtschaft.

Ein Hauptthema im Wahlkampf der FDP ist die lokale Wirtschaft.

Für ihre Kandidatur hat sich Ballin-Meyer-Ahrens drei Schwerpunkte gesetzt:

1. Verwaltung neu aufstellen. „Wir wünschen uns die Verwaltung mehr als Dienstleister für den Bürger“, sagt die FDP-Ratsfrau. Mehr Service, bessere Digitalisierung etwa bei Terminvergaben, freundlichere Ansprache. „Bei den Zuständen in der KFZ-Zulassungsstelle ist es kein Wunder, dass es einen Ordnungsdienst braucht.“

2. Digitalisierung – auch hier geht es Ballin-Meyer-Ahrens zu langsam: „Wir haben 16 Millionen Euro zur Digitalisierung von Schulen bewilligt bekommen. Nach vier Jahren waren 600 000 Euro davon abgerufen. Wären wir da weiter gewesen, hätten wir viele Probleme, die wir jetzt mit dem Homeschooling hatten, besser regeln können.“

3. Wirtschaft ankurbeln. „Wir sollen als Verwaltung nicht immer sagen: Nee, aus baurechtlichen-, lärmschutz-, abstands-, öko- oder sonstigen Gründen geht das nicht. Wir sollten sagen: Wie machen wir es möglich, unter welchen Bedingungen?“ Das gelte für die Neuansiedlung von Unternehmen wie für die Interessen von Bestehenden. Die Gewerbesteuersenkung begrüßt sie: „Ich glaube, ich habe keine Haushaltsrede gehalten, in der ich das nicht gefordert habe.“

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