Wildpark Reuschenberg in LeverkusenDarum heißt ein Alpaka jetzt wie der kleine Mika aus Leichlingen

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Alpaka-Hengst Mika

Der kleine Alpaka-Hengst im Wildpark Reuschenberg trägt jetzt offiziell den Namen Mika. Dahinter steckt eine besondere Geschichte.

Der Alpaka-Nachwuchs im Wildpark Reuschlingen avancierte sich schnell zum Publikumsliebling. Jetzt wurde das Tier getauft.

Eigentlich sind Alpakas scheue Tiere. Vor allem, wenn sich viele Menschen vor ihrem Gehege versammeln. Aber mit dem Futter lässt sich auch dieses Problem lösen. Beherzt greift der eineinhalbjährige Mika A. aus Leichlingen deshalb immer wieder in den Eimer und lässt die Pellets in das Gehege auf die Alpakas im Wildpark Reuschenberg regnen.

Selbst beim erst im September geborenen Alpaka-Nachwuchs schwindet so jegliche Scheu. Gut so – denn für das Tier ist ein besonderer Tag. Mika ist mit seinen Eltern am Gehege, weil die Taufe des kleinen Alpaka-Hengsts ansteht. Der kleine Junge ist dabei nicht nur Futterspender, sondern auch Namenspate. 

Seine Mutter Nina A. hatte den Namen ihres Sohnes eingebracht, als der Leverkusener Tierpark kürzlich in den sozialen Netzwerken nach Vorschlägen suchte. „Unser Sohn ist leider krank, und deshalb dürfen wir mit ihm nicht viel unternehmen, weil vieles zu gefährlich für ihn wäre“, kommentierte sie damals unter den Facebook-Posts. In den Tierpark könne die junge Familie jedoch gehen. „Mika“ setzte sich in einem anschließenden Voting gegenüber allen anderen Vorschlägen durch.

Bösartiger Tumor bei kleinem Jungen aus Leichlingen entdeckt

Im vergangenen Oktober, als Mika sieben Monate alt war, stellte sein Vater beim Wickeln einen kleinen Knubbel am Arm fest. „Den konnte man kaum sehen und nur durch Tasten wirklich bemerken“, erzählt seine Mutter dem „Leverkusener Anzeiger“. Nach mehreren Untersuchungen kommt dann im Januar 2023 die Diagnose: Mika hat ein sogenanntes Ewing-Sarkom, ein bösartiger Tumor – Knochenkrebs. „Ein Schock“, sagt Nina A. 

Mika, auf dem Arm seines Vaters, greift in den Futtereimer.

Mika, auf dem Arm seines Vaters, greift in den Futtereimer. Sein Namensvetter Mika schaut gespannt zu.

In der Zwischenzeit wuchs der kleine Knubbel auf Tennisball-Größe. Der Tumor musste operativ entfernt werden. Es hinterlässt eine große Narbe, oder „Piratennarbe“, wie die Eltern sie nennen. Weiter geht es im Anschluss für den Eineinhalbjährigen mit Chemotherapie. Eine sehr anstrengende Zeit für die Eltern. „Mikas ersten Geburtstag haben wir isoliert im Krankenhaus gefeiert“, erzählt die Mutter des kleinen Leichlingers.

Die Isolation prägt auch weiterhin noch den Alltag der jungen Familie. Penibel müssen sie darauf achten, sich nicht anzustecken. „Ein kleiner Schnupfen kann schon lebensbedrohlich sein“, erklärt Nina A. Also fällt mit den Freunden Essen gehen flach. Mika kann nicht ins Schwimmbad, auch Spielplätze sind für den Jungen tabu. Wenn ihr Sohn etwas vom Boden aufhebt, müssen seine Hände desinfiziert werden. Selbst im Krankenhaus darf er nicht ins Spielzimmer. Einen Supermarkt hat Mika erst Anfang des Jahres zum ersten Mal gesehen.

Im Frühjahr 2024 soll Mika A. aus Leichlingen voraussichtlich geheilt sein

„Das Leben ist schon lange nicht mehr normal für uns“, sagt Nina A., „wir müssen ihn sehr, sehr einschränken“. Mika versteht das selbst alles noch nicht. Es sieht aber so aus, als ob es in naher Zukunft besser wird. „Wir haben großes Glück – im Unglück – weil wir es früh erkannt haben“, erzählt die Mutter von Mika.

Mika vor dem Alpaka-Gehege.

Mika hat sich ganz nah an die Tiere getraut und sogar gefüttert. Streicheln durfte er die Alpakas allerdings nicht.

Denn der Tumor hat nicht gestreut, die erste Chemotherapie war erfolgreich. Für den Eineinhalbjährigen geht es derzeit mit Erhaltungstherapie weiter. Wieder Chemotherapie-Einheiten, noch bis Februar 2024. Aber die Werte sehen gut aus. Mikas Ärzte gehen davon aus, dass er im kommenden Frühjahr geheilt sein wird. Auch wenn nie so ganz ausgeschlossen werden kann, dass der Knochenkrebs nicht doch noch zurückkommt. Trotzdem ist Nina A. optimistisch: „Wir freuen uns darauf, ihm alles zu zeigen und viel aufzuholen“.

Mika A. darf sein Alpaka-Pendant noch nicht streicheln

Bei der Alpaka-Taufe am Montagvormittag im Wildpark Reuschenberg ist dem kleinen Mika von seiner Erkrankung nichts anzumerken. Nur eine Nasensonde, über die er gelegentlich noch ernährt wird, lässt darauf schließen, dass Mika erst kürzlich noch wegen einer Chemotherapie im Krankenhaus lag.

Gemeinsam mit seinen Eltern und Geschäftsführer Thomas Eimermacher von der Energieversorgung Leverkusen – die auch Paten der Alpakas sind – und Alexander Marasch von Integral, dem Betreiber des Leverkusener Wildparks sowie dessen Leiterin Sabine Honnef steht er am Zaun des Alpaka-Geheges.

Seinen Alpaka-Namensvetter kennt Mika schon von vorherigen Besuchen im Tierpark. Obwohl die Tiere durch das viele Futter angelockt wurden, kann Mika die Alpakas nicht streicheln. Die Gefahr einer Infektion ist noch zu groß. Als Pate wird Mika gemeinsam mit seinen Eltern sicherlich noch häufiger am Alpaka-Gehege vorbeischauen. Im Frühjahr, wenn es Mika besser gehen soll, darf Mika den kleinen Alpaka-Hengst, der nach ihm benannt wurde, vielleicht sogar streicheln.

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