Das Leverkusener Bestattungsunternehmen Bertram gibt es seit 100 Jahren.
100. GeburtstagBestatter Bertram sind wichtiger Teil der Leverkusener Stadtgesellschaft

Sie sind die aktuellen Gesichter des Familienunternehmens Bertrams (v.l.): Philipp Bertram, Birgitt Bertram, Bernd-Peter Bertram, Maximilian Bertram.
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Bernd-Peter Bertram weiß genau, was auf ihn zukommt, wenn er mit seinesgleichen einmal unterwegs ist und sich unter die Leute mischt. „Bis zu zwei Stunden dauert es – und die meisten um einen herum wissen Bescheid.“ Dass er Bestatter ist, nämlich. Seit knapp 50 Jahren. Seitdem er in den 70ern anfing, unter seinem Vater Karl-Peter in jenem Betrieb zu arbeiten, den wiederum sein Großvater Peter Bertram im Mai 1923 in Wiesdorf eröffnet hatte: dem Bestattungsunternehmen Bertram. „Und wenn es so weit ist, dann halte ich drei Finger nach oben und sage zu allen: Ihr könnt mir drei Fragen zu meinem Beruf stellen. Dann sprechen wir wieder über andere Dinge.“
Was ja nicht bedeutet, dass er nicht stolz wäre auf diese Tätigkeit. Es nervt eben nur manchmal. Oder besser: Die Klischees nerven, die man einem Bestatter üblicherweise so entgegenbringt. Sätze wie „Du hast es gut. In deinem Beruf ist immer Konjunktur, weil: Gestorben wird ja auch immer“ kennt Bernd-Peter Bertram zur Genüge. Und auch sein Sohn und heutiger Juniorchef Maximilian weiß zu berichten: „Sowas hören wir täglich.“ Weshalb der Vater „schon gar nicht mehr zu Ehemaligen- und Klassentreffe“ geht. Er habe keine Lust, immer auf dieselben Dinge zu antworten.

Er war 1923 der Gründer des Unternehmens: Bestatter Peter Bertram
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Klar ist: Die Bertrams – neben Maximilian und Bernd-Peter sind das noch dessen Frau Birgitt und der zweite Sohn Philipp – sprechen sogar sehr gerne, begeistert und liebevoll über das Bestatterwesen. Für sie bedeutet es ja auch die Fortführung einer vor 100 Jahren gegründeten Familientradition, die Fortführung eines Familienunternehmens. Und eine gewichtige Rolle in der Mitte der Stadtgesellschaft. „Natürlich kennen uns viele Leverkusenerinnen und Leverkusener“, sagt Maximilian.
Man habe enge Verbindungen zu den Menschen hier. Schließlich betreuten die Bertrams schon zig Familien dabei, von verstorbenen Angehörigen Abschied zu nehmen. Betreuen im Sinne von: Sie brachten sie nicht nur im Sarg unter die Erde, in der Urne ins Kolumbarium oder an Orte wie einen Friedwald. Sie nehmen sich vielmehr auch der Trauernden an. Sprechen mit ihnen. Trösten sie. Helfen ihnen in den mitunter schwersten Stunden ihres jeweiligen Lebens. Kurzum: Bestatter zu sein – das ist nicht nur Zahlenspielerei in den Firmenbüchern und das Betten toter Menschen in Särge. Das ist auch Empathie, Seelsorge und Anteilnahme.

Die erste Geschäftsstelle des Unternehmens stand an der Hauptstraße 148 in Wiesdorf.
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Programmiert war der Weg in den Beruf des Unternehmensgründers Peter Bertram dabei für keinen aus der Familie. Bernd-Peter wollte viel lieber Musik studieren. Maximilian arbeitete zwar schon als Jugendlicher immer mal wieder mit und half als Sargträger. „Aber Bestatter zu werden, das war nie mein Plan.“ Es habe sich am Ende eben so ergeben. „Und irgendwann habe ich gemerkt, wie interessant und toll dieser Beruf ist.“ Und „toll“ sei in keinem Falle despektierlich gemeint: „Nein. Das ist einfach eine Tätigkeit, die mir viel gibt. Die mich viel mit Menschen zusammenbringt.“ Etwas anderes? Kann Maximilian Bertram sich nicht mehr vorstellen. Genauso geht es Philipp Bertram.
Und nicht zuletzt Birgitt Bertram, die mit den Söhnen für den Kontakt zu den Kunden zuständig ist, betont: „Ich sehe das Leben anders, seitdem ich für dieses Unternehmen arbeite. Ich genieße es mehr. Freue mich viel intensiver über kleines, schöne Dinge.“ Das sei ganz natürlich, wenn man quasi jeden Tag mit dem Tod zu tun habe.
Übrigens: Auch ein Beruf wie Bestatter, den es immer gab und immer geben wird, ist natürlich ein Beruf, der sich weiterentwickelt. Bei den Bertrams fing es einst an mit dem Umzug vom Gründungshaus an der Hauptstraße 148 an die Adolfsstraße, wo die Bertrams noch heute ihren Sitz haben. Es ging weiter mit immer mehr auch technischen Neuerungen – Bestattungswagen, Kühlräume im eigenen Betrieb – und bis hinein in die Gegenwart, in der die Familie im Saal des Unternehmens in Rheindorf sogar ein eigenes Kulturprogramm mit regelmäßigen Kabarett-Abenden anbietet.
Zur Jubiläumsfeier vor einigen Wochen trat dort etwa Comedian Jürgen B. Hausmann auf und bescherte den Gästen vergnügliche Stunden. Sowas soll zeigen: Trotz aller der Trauer und trotz der Unausweichlichkeit des Todes lohnen sich Freude, Lachen und gute Zeiten.