Im Alter von 83 Jahren ist Erhard Schoofs gestorben.
NachrufBürgerlisten-Gründer Erhard T. Schoofs aus Leverkusen ist tot

Erhard Schoofs ist gestorben.
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Erhard T. Schoofs hatte sich vor einem Jahr aus der Politik zurückgezogen; am vergangenen Donnerstagmorgen ist er im Alter von 83 Jahren gestorben. Schoofs war einer der prägenden Figuren der Leverkusener Kommunalpolitik der vergangenen 30 Jahre, der streitbarste war er in seiner Zeit ganz sicher.
„Mein Körper will nicht mehr“, so hatte der Mann im Januar 2023 dem „Leverkusener Anzeiger“ erklärt, weshalb er sich aus der aktiven Politik zurückzog, „ich habe die Nase gestrichen voll, jetzt will ich nicht mehr“. Mehrere Krankenhausaufenthalte stecken dem Bürgerlisten-Chef da schon in den Knochen.
Sein politisches Interesse wurde schon in der Schulzeit geweckt, als die Klasse im elften Schuljahr das Buch „Zivilcourage“ von John F. Kennedy las. Dieses Buch soll ihn derart fasziniert haben, dass er fortan seinen zweiten Vornamen Theodor abkürzte, wie Kennedy. Willy Brandt habe ihn beeindruckt, hat er mal erzählt, so wurde er Ende der 60er-Jahre Juso in seinem damaligen Wohnort Frechen. Im Leverkusener Rat saß Schoofs seit Mitte der 1970er-Jahre, die ersten 20 Jahre für die SPD.

Erhard Schoofs unter der Stelzenautobahn mit Karl Schweiger.
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Am 1. Februar 1994 gründete der Rheindorfer gemeinsam mit anderen ausgetretenen Genossen die Bürgerliste. Seine politische Heimat SPD verließ er, nachdem ihn seine Genossen wegen grundsätzlicher Differenzen aus der Ratsfraktion ausgeschlossen hatten.
Schoofs hatte für sich erkannt, dass die Fraktionen von SPD und CDU nicht mehr der Bevölkerung dienten und eigene Interessen verfolgten: Das legten die Bürgerlisten-Mitglieder der ersten Stunde bei der Gründung schriftlich fest, weshalb sie sich zu der neuen Gruppierung zusammengeschlossen hatten.

Schoofs mit Autobahn-Akten.
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Erhard T. Schoofs und seine Mitstreiter, darunter Karl Schweiger, bildeten von Anfang an eine eigene Fraktion. Im Rheindorfer SPD-Ortsverein löste Schoofs Parteiaustritt eine Welle an Nachfolgern aus. Über 40 Genossen sollen ihm in den neuen Polit-Verein nachgefolgt sein.

Erhard Schoofs.
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Schoofs war die Bürgerliste. Karl Schweiger, sein Nachfolger als Fraktionsvorsitzender, sagt zu seinem Tod: „Er fehlt uns sehr.“ Horst Müller, der Vorsitzende der Bürgerliste, sagt: „Seine Verdienste für Leverkusen sind unschätzbar.“
Über Jahrzehnte schien es, als könne Schoofs auf unerschöpfliche Energievorräte zurückgreifen. Der Jazz-Liebhaber war einer der wichtigsten Kräfte bei der Gründung und Organisation der Leverkusener Jazztage, dort stieg er um das Jahr 2000 aus. Er führte „seine“ Bürgerliste, las Akten, schrieb nachts Ratsanträge, die morgens im Redaktions-Fax lagen. Nicht nur vor Wahlen pflasterte er eigenhändig die Stadt mit seinen gelben Plakaten zu, bis ihm das amtlich verboten wurde. In einem Wahlkampf fuhr er mit seinem roten Audi mit Lautsprechern auf dem Dach durch die Stadt und hielt Reden. Er kämpfte gegen Güterzuglärm, kümmerte er sich um Mietprobleme, zum Beispiel in Alkenrath.
Kampf für den langen Tunnel
Schoofs scheute sich nicht, für seine Tunnellösung von Merkenich bis zum Leverkusener Kreuz auch vor Gericht zu kämpfen. Unglaublich, welche Kraft er in seinen letzten Jahren für die Abwehr der oberirdischen Autobahn-Ausbaupläne eingesetzt hat.
Manchen anderen Politikern ging das Energiebündel Schoofs im Rat mit seiner Streit- und Redelust zu weit. Auch in der Bürgerliste war er manchen zu bestimmend, aber bei Wahlen schnitt der Verein mit ihm stets gut ab.
Erhard Theodor Schoofs wurde am 24. Mai 1940 als Sohn eines Polizisten in Köln-Kalk geboren. Die Mutter war Hausfrau. Schoofs entschied sich für den Lehrerberuf und arbeitete zunächst als Referendar in Mülheim an der Ruhr. Anfang der 70er-Jahre kam er nach Leverkusen, wurde Deutschlehrer an der Rheindorfer Gesamtschule. Er soll sich bis zum Schluss treu geblieben sein, soll lebenserhaltende Maßnahmen abgelehnt haben.
Erhard T. Schoofs hinterlässt einen Sohn und seine Partnerin. Er soll gesagt haben, dass die Beerdigung im Familienkreis abgehalten werden soll.