„Corona ist Anlass, umzudenken“Zulauf für Hofläden in Leverkusen und Umgebung

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Jan Bakker mit Jakob, Christina Bakker mit Jannis und Hund Odin vorm Hofladen bei Pattscheid.

  • Viel wird darüber geredet, was Corona positives hervorbringen kann. Besitzer von Hofläden berichten, dass die Menschen beginnen regionaler einzukaufen.
  • Es findet ein Umdenken statt, berichten die Landwirtinnen und Landwirte. Auf ihren Höfen gäbe es keinen Stress, das zieht die Kunden an.
  • Ein Problem ist die Unterbringung der dringend benötigten Erntehelfer. Für sie gelten strenge Sicherheitsregeln, die für Bauern aber kaum zu erfüllen sind.

Rhein-Wupper – Am Anfang waren es die Hamsterkäufer, die sich neu in seinen Laden verirrten, erzählt Jan Bakker. In Leverkusen führt er in der dritten Generation einen Bauernhof samt Hofladen. Die neuen Gesichter hätten dann mehr Fleisch als sonst mitgenommen. Um es einzufrieren. Es gibt aber auch die, die bewusst gerade jetzt zu ihm kommen. „Die sagen ich hab jetzt Zeit, wir kochen jetzt mal was vernünftiges“, erzählt der Landwirt. Und wer einmal sein Fleisch probiert habe, der wolle das vom Discounter nicht mehr.

Bakker verkauft nur Produkte, die von seinem eigenen Hof stammen. Dienstag kommen die Tiere in die Schlachterei, die nur drei Kilometer entfernt ist. Mittwochs packt der Bauer das Fleisch ab. Verkauft wird dann am Samstag. „Frischer geht es nicht. Die Kunden sehen bei uns die Kühe auf der Wiese, wissen, dass sie es gut gehabt haben. Und was ich an Fleisch da hab, hab ich da. Was nicht, eben nicht. Das schätzen die Leute“, sagt Bakker.

„Hier haben die Leute nicht so einen Stress“

Der Landwirt lässt gerade immer nur eine Person in seinen Laden. Wenn dann mal zehn Kunden vor der Tür warten, gerät keiner in Hektik. Sie gehen zu den Ställen, schauen sich die Kühe an, laufen über den Hof und reden mit dem Bauern.

Bakker sagt: „Hier haben die Leute nicht so einen Stress wie im Supermarkt. Es gibt keine Menschenmasse“. Tierwohl hat für Jan Bakker oberste Priorität. Und den Gedanken einer „ursprünglichen Produktion“ vertritt er das ganze Jahr über. Ob Corona oder nicht.

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Der Leichlinger Hofladen der Familie Sesterhenn,  in dem  Martina Sesterhenn verkauft, ist klein und urig.

Im Hofladen der Familie Sesterhenn in Leichlingen gehen seit etwa drei Wochen vor allem haltbare Lebensmittel über den Ladentisch. Suppen, Nudeln, Hausmacher. Zum großen Teil kennt Martina Sesterhenn die Kunden, es sind aber auch fremde Gesichter dabei. In dem kleinen Laden kommt man ins Gespräch und die Verkäuferin erfährt, dass „die Neuen“ gezielt kommen. „Corona ist für sie ein Anlass umzudenken. Zu schauen, was es regional gibt und dann auch regional zu kaufen“, sagt sie. Nur jeweils eine Person darf den Hofladen betreten. Das würdigen die Kunden. Im Moment sei jeder froh, wenn der Einkauf ohne Gedränge und Anstrengung ablaufen kann, sagt Sesterhenn.

Sicherheitsauflagen für Erntehelfer sind kaum zu erfüllen

Auch Jüngere würden jetzt öfter vorbeischauen, für die Oma einkaufen und manchmal gleich für sich selbst. „Manche sagen, sie hätten sich das überlegt. Wenn schon andere Leichlinger Läden nicht aufhätten, dann wollen sie die, die noch geöffnet sind, unterstützen“, erzählt Martina Sesterhenn.

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Für Norbert Stamm und sein Team beginnt die Saison erst noch. In etwa vier Wochen werden die Erdbeeren reif. Auf seinen Obstanlagen Mönchhof in Burscheid finden sich dann normalerweise etwa 120 Erntehelferinnen und Helfer ein. Aus Polen, Rumänien und Bulgarien. „Es gibt ein Kontingent, wie viele kommen dürfen. Die Sicherheitsauflagen, die daran geknüpft sind, sind für uns aber kaum zu stemmen“, so Stamm.

Menschen vor Ort in Burscheid wollen helfen

Im Betrieb sollen die Erntehelfer aus den anderen EU-Staaten separiert von den hiesigen Helfern arbeiten. Jeder Arbeiter muss ein eigenes Zimmer haben. Wo soll er die hernehmen, bei der Situation auf dem Wohnungsmarkt, fragt sich Stamm. Wohncontainer seien keine mehr zu bekommen. Hinzu kommt die Sorge der Erntehelfer selbst, nach Deutschland einzureisen.

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Mechthild Stamm bietet das frische Obst im Laden des Mönchhofs in Burscheid-Großhamberg an.

„Begeistert sind wir davon, wie viele Menschen von hier sich melden und bei der Ernte helfen wollen“, sagt der Obstbauer. Stamm wirbt darum, dass die Kunden verstehen, zu was es führt, wenn sie beim Supermarkt online bestellen, statt zu ihm in den Laden zu kommen. „Wir haben hier acht Personen fest angestellt. Das sind Arbeitsplätze, die sonst verloren gehen“, sagt er. Ein stückweit sehe er, dass Corona manche neue Kunden in seinen Laden bringt. Solche, die bewusst den kleinen Einzelhandel unterstützen wollen. Mit der Corona-Krise geht er von Tag zu Tag um. Alles sei im Fluss.

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